Teneriffa 2014/15 – Teil 3

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Tag 10 – 20. Dezember

Es ist die erste Nacht im Zimmer 110 ohne meine Sandra und irgendwie ist es komisch so allein. Ich werde immer mal wieder wach und schlafe längst nicht so tief und fest wie in den vergangenen Tagen. Den Wecker in meinem Telefon habe ich auf 7:30 gestellt. Als er schließlich klingelt bin ich schon seit fast einer Stunde wach.

Frisch geduscht tauche ich um etwa 8:00 beim Frühstück auf. Ich bin halbwegs warm angezogen und in meiner Jackentasche habe ich meine GoPro HD HERO 4 Black Edition. Diese Kamera habe ich in den kleinen Rahmen montiert den es von GoPro gibt. Alles zusammen „klebt“ auf einem kleinen Küchenwecker aus Edelstahl. Unter dem Küchenwecker ist ein kleiner Magnet, so kann ich die GoPro auf allen magnetischen Untergründen sicher montieren und schöne Panorama-Zeitraffersequenzen aufnehmen die sich allerdings immer links herum drehen.

Im Speisesaal schnappe ich mir einen Teller und schaufle mit etwas Rührei, Bohnen, Speck, Tomaten und einige der kleinen leckere Fleischbällchen darauf. Es ist ein echtes Männerfrühstück wie ich es hier bislang noch nicht zu mir genommen habe. Aber für das was heute vor mir liegt brauche ich Energie 🙂

Einige Augenblicke später sitze ich als absolut einziger Gast draußen in der Dunkelheit auf der Terrasse. Alle anderen Gäste müssen mich für komplett verstrahlt halten. Während ich meine Eier, Bohnen und den Speck in mich hineinstopfe schaut sich meine GoPro den wunderbaren Himmel an. Mit ein bisschen Glück gibt es heute einen ganz famosen Sonnenaufgang. Nach etwa 10 Minuten habe ich alles aufgegessen und weil mir ein wenig kalt ist beschließe ich mir einen Kaffee zu holen. Meine GoPro lasse ich mir etwas schlechtem Gewissen ganz allein auf dem Geländer in der Lieferanteneinfahrt zurück.

Beim Kaffeeautomaten gibt es eine etwas längere Schlange. Schließlich ist nur noch ein weiterer Gast vor mir, er zieht sich einen Espresso aus der Maschine in eine recht große Kaffeetasse. Das Ding ist anders als alles was es hier im Hotel gibt, wahrscheinlich hat er sich das Monstrum von daheim mitgebracht. Als der letzte Tropfen des schwarzen Goldes in seine Tasse getropft ist will ich meine Tasse in Position bringen, aber der Typ macht keine Anstalten sich weg zubewegen. Als ich ihn freundlich darauf hinweise, dass sein Kaffee fertig ist sagt er nur „Mooooooment junger Mann!!“ und drückt ein zweites Mal auf die Taste der Kaffeemaschine die mit „Espresso“ beschriftet ist. Als die zweite Portion durchgelaufen ist bewegt er sich noch immer nicht. In Zeitlupe und mit einem etwas hämischen Grinsen im Gesicht drückt er die Espresso-Taste ein drittes Mal. Das ist Macht, das ich wahre Macht und er kostet sie jetzt in vollen Zügen aus. Als Espresso Nummer drei in den schier unendlichen Weiten seiner Kaffeetasse verschwunden versperrt er weiterhin den Weg zum „flüssigen Schlaf“. Er schaut mich über die linke Schulter an, mustert mich, grinst und drückt ein viertes Mal auf „Espresso“. Langsam werde ich ungeduldig, schließlich steht meine GoPro draußen ganz allein auf dem Geländer und fotografiert die morgendliche Stimmung über La Orotava. Die zweite Kaffeemaschine ist noch nicht eingeschaltet und so muss ich tatsächlich ein fünftes Mal warten bis der Typ mit aller Seelenruhe die man im Alter nur haben kann einen Espresso in seine Kaffeetasse laufen lässt. Die Tasse ist nun randvoll und es würde kein weiterer Espresso hineinpassen, also hat er jetzt auch keine Argumente mehr und ich warte sehnsüchtig bis er endlich in Zeitlupe seine Kaffeetasse und sich selbst von mir wegbewegt.

Oh Mann, war das eine Grenzerfahrung. Manchmal kann ich echt verstehen wenn Leute explodieren und andere Zeitgenossen vermöbeln was das Zeug hält. Mein Kaffee ist in einigen Sekunden in meine Tasse gelaufen, schnell noch etwas Milch hinein und schon bin ich wieder startklar.

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Als ich mit der Kaffeetasse in der Hand auf die Türe zusteuere sehe ich wie draußen in der Dämmerung ein Typ in einem blauen Pullover verschwindet. Meine GoPro, wo ist meine 450,- teure Euro GoPro? Schnell stelle ich meinen Kaffee neben meinem leeren Teller ab und sprinte dem blauen Pullover hinterher.

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Der Typ dreht sich um und er hat meine GoPro in der Hand. Es scheint ein Mitarbeiter des Hotels zu sein. Er spricht nur Spanisch und alles was ich verstehe ist immer wieder „Entrada“. Dass es hier der Lieferanteneingang ist weiß ich ja selbst. Dann zeigt er mit dem Finger auf eine Überwachungskamera die neuerdings gleich neben der Terrasse angebracht ist. „Kamera“ – ja ich sehe, dass dort eine Kamera ist. „Entrada, Deutsch?“ Ich weiß echt nicht was er von mir will. Irgendwann habe ich meine Kamera wieder in der Hand und stelle sie auf die gemauerte Abgrenzung der Terrasse. „Ok?“ „No……“ Mir kommt echt alles spanisch vor, aber das ist ja auch kein Wunder. Ich stelle die kleine GoPro direkt vor meinem Tisch auf die kleine Mauer. „Hier ok?“ Der Typ nickt, murmelt noch irgendwas, dreht sich um und verschwindet. Während ich meinen Kaffee trinke knipst meine GoPro alle 5 Sekunden ein Foto des sich anbahnenden Sonnenaufgangs. Allerdings ist die Perspektive mehr als dämlich.

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Als meine Kaffee leer ist schnappe ich mir die Kamera und laufe außen am Speisesaal vorbei. Hier ist fast alle mit großen Pflanzen zugewachsen welche die Sicht auf den Sonnenaufgang versperren. Aber irgendwo finde ich dann doch eine Ecke in der es recht gut aussehen könnte.

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Ich lasse die Kamera dort einige Minuten lang vor sich hin knipsen bis ich schließlich auf einer kleinen Treppe auf der Rückseite des Hotels lande. Hier habe ich einen ganz ordentlichen Blick und hier scheint es keine Überwachungskameras zu geben. Während meine GoPro weiterhin alle 5 Sekunden ein Bild aufnimmt hätte ich gern einen Kaffee denn langsam aber sicher bekomme ich echt kalte Füße. Doch ich mag mich hier nicht mehr weg bewegen, sonst ist meine teure kleine Action-Cam irgendwann wirklich verschwunden.

Der Sonnenaufgang ist letztlich deutlich weniger spektakulär als erhofft. Die Sonne kommt einfach nur langsam über das Gebirge geklettert. Die Wolken hängen hoch und es gibt nur gleißend helles Gegenlicht statt des erhofften Lichterspiels. Also schnappe ich mir erneut meine kleine GoPro und wandere weiter in den Garten des Hotels. Weil das Las Aguilas auf einem Hügel oberhalb von Puerto de la Cruz gelegen ist, hat man hier einen schönen Blick über den Ort und auf das Meer hinaus. Wieder stelle ich meine Kamera auf dem Geländer ab. Sie hält hier sehr gut, alles ist schön magnetisch. Die Eieruhr ziehe ich auf 20 Minuten und während die GoPro einen neuerlichen Panorama-Schwenk fotografiert sitze ich im wärmenden Licht der Morgensonne und lese auf meinem Handy meine Mail.

Eines der Fotos das ich am Vorabend bei flickr hochgeladen habe hat es in den Explore geschafft. Nun hat es schon viele Favoriten-Sternchen und mein Telefon steht kaum eine Minute still. Als meine GoPro-Eieruhr nach 20 Minuten mit einem lauten klingeln signalisiert, dass sie jetzt fertig ist, muss ich leider feststellen, dass ich in den letzten 20 Minuten satte 20MB via UMTS mit meinem Smartphone heruntergeladen habe. Das wird etwa 10 Euro kosten, in den nächsten Tagen werde ich mich schwer zusammen reißen müssen….

Reisefieber – USA 2014

Im Mai soll es nach langer Zeit endlich einmal wieder in die USA gehen und aktuell überlege ich hin und her wie sich die immer wieder viel zu kurze Reisezeit sinnvoll einteilen und so optimal wie möglich nutzen lässt. Während ich hin und her grüble, kommt mir da dieses geniale Videos gerade recht und bestärkt mich in der Überzeugung, dass ich da einfach mal wieder hin muss 🙂

Wyoming Wildscapes II from Nicolaus Wegner on Vimeo.

It was one hell of a journey during the fourteen months making Wyoming Wildscapes II, my second and final Wyoming related time lapse project. Had plenty of adventures while working on this. Lightning almost got me a couple of times this summer, gear froze up in the winter (literally), and broke a few times (don’t think most of the time lapse gear was meant for extended wilderness backpacking), all that fun stuff. Despite any minor set backs, this was without a doubt one of the most fulfilling personal projects I’ve ever undertaken. Saw some pretty amazing stuff along the way, this part of the country never ceases to amaze and surprise me.

Song is ‚Dance of the Seven Sisters‘ – by Ghost Kollective

Thanks for watching!

So könnte die Reiseroute aussehen:

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Von Las Vegas könnte man sich mit Zwischenstopps im Valley of Fire, Zion Canyon, Bryce Canyon usw. langsam nach Idaho vorarbeiten. Dort könnte man in den wunderbaren Bergen rund um das Sun Valley ein paar Tage fotografieren was das Zeug hält, dann in Billings die „nachgereiste Liebste“ einsammeln und gemeinsam den Yellowstone National Park erkunden. Mit Zwischenstopps in Moab, Monument Valley und dem Grand Canyon könnte es zwei Wochen später wieder zurück nach Deutschland gehen. Die ideale Reisezeit scheint der Mai zu sein. Dann ist es noch nicht allzu heiß und in den nördlichen Regionen schon ausreichend sommerlich um nicht ständig im Schnee herum stapfen zu müssen. Nach dem extrem kalten Winter wird im Mai im Yellowstone Nationalpark wahrscheinlich noch eine Menge Schnee liegen.

Auf dem Rückweg könnte ich mit dem Hubschrauber durch den Grand Canyon fliegen und meine Sandra dabei fotografieren wie sie mit einem Treck aus Mulis unterwegs zum Zeltplatz unten im Canyon ist. Eigentlich keine schlechte Idee…

Aktuell mache ich die ersten Gehversuche mit der neuen Panasonic GH3 und ich bin wirklich sehr gespannt ob sie mit auf die Reise darf und wenn ja, welche Ergebnisse sie dort liefern wird. Aber eines ist jetzt schon klar, allein für die Aufnahme der „Gewitterszenen“ des oben verknüpften Videos braucht man neben viel Glück wahrscheinlich Monate oder Jahre. Ich selbst lebe nun schon ein halbes Jahrhundert in Deutschland und habe noch keine einzige „Zeitraffersekunde“ eines Sommergewitters aufzeichnen können. Da wird es in ein paar Wochen in den USA sicher nicht auf Anhieb klappen. Schaut man sich in der Galerie von Tom Till in Moab um, so sieht man dort lauter Fotos von bekannten Motiven. Aber wer ganz ehrlich ist muss anerkenne, dass Tom Till meist das beste Foto dieser Motive aufgenommen hat. Dies liegt nicht nur daran, dass er ein ausgezeichneter Fotograf ist, sondern zum großen Teil, dass er eben dort lebt und sich so der besten Motive zu unterschiedlichen Jahreszeiten wieder und wieder annehmen kann.

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Sehr cool wäre es, in diesem Jahr eine geführte Tour im Monument Valley zu unternehmen und auf dem Hunts Mesa zu übernachten.

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Aktuell ist alles noch ein großer Traum, aber schauen wir mal was sich davon realisieren lässt. 

Für alle die es noch nicht kennen habe ich hier mein Video zu unserer letzten USA-Tour im Jahr 2011. Dieses Video habe ich komplett mit einer Nikon P7000 gefilmt, denn meine Nikon D7000 und die vielen anderen „videofähigen“ Fotogeräte hatte ich damals noch nicht. Auch ist vieles mit verwackelter Kamera gefilmt und ich bin mit etlichen verwackelten Einstellungen nicht wirklich glücklich. Mit der neuen Panasonic GH3 sollte sich ein ähnliches Video in sehr viel besserer Qualität erstellen lassen.

Allerdings sollte ich auch mit der tollen GH3 die drei wichtigsten Regeln für Videofilmer beachten:

  1. Regel #1 – Benutzen Sie ein Stativ
  2. Regel #2 – Benutzen Sie ein Stativ
  3. Regel #3 – Benutzen Sie ein Stativ

 

Nikon 1 V1 – Time-Lapse-Videos erstellen

Nikon 1 V1 - Nikkor AF-S VR 18-200mm - FT-1 Adapter

Mit fast 250,- Euro ist der Nikon FT-1 Adapter fast so teuer wie eine komplette Nikon 1 V1. Aber mit diesem Adapter können moderne AF-S Objektive an der Nikon 1 V1 mit leichten Einschränkungen genutzt werden. Gestern habe ich die Probe aufs Exempel gemacht und mit der Nikon 1 V1 und dem Nikon AF-S VR 18-200mm einige Testfotos und Zeitraffer-Sequenzen aufgenommen.

Daraus habe ich für Euch ein kleines Video erstellt. Damit sich nicht wieder alle möglichen YouTuber über ein Video in deutscher Sprache beschweren, habe ich das Video und alle Texteinblendungen in Englisch gehalten. Mein kleiner Mac hat allerdings ein deutsches OS-X, somit sind einige Screenshots eben auch auf Deutsch. Ich hoffe die Zuschauer aus den USA usw. werden mir dies nachsehen 🙂

Noch ein paar Hinweise zur Technik. Das Nikon AF-S VR 18-200mm ist besonders im Tele-Bereich, also bei 200mm Brennweite, nicht so scharf wie es sich viele Fotofans wünschen würden. Blendet man es aber auf Blende 8 oder gar Blende 11 ab, so lassen sich damit recht brauchbare Ergebnisse erzielen und man hat zugleich ein leistungsstarkes Supertele, das einer FX-Brennweite von satten 540mm entspricht!

Besonders bei Zeitraffer-Videos lassen sich so recht coole Effekte erzielen, weil man selbst weit entfernte Motive damit sehr einfach und halbwegs preiswert extrem groß abbilden kann. Dass man dafür ein stabiles Stativ braucht, dass erklärt sich wohl von selbst. Ansonsten fokussiert man auf das was man ablichten möchte und schaltet danach am Objektiv den Autofokus ab. Den VR kann man auch gleich abschalten, den braucht man nicht. Im Menü der Nikon 1 V1 wählt man anschließend seine Settings so aus wie es einem gefällt. Im oben verknüpften Beispiel habe ich als Fotomodus „Standard“ ausgewählt und dabei die Schärfe und Sättigung auf +1 gestellt. Danach habe ich das Delithing aktiviert und den kleinsten JPG-Modus eingestellt. Mehr braucht man für ein Zeitraffervideo ohnehin nicht. Danach startet man eine Intervall-Aufnahme mit bspw. 999 Bildern und einem Zeitintervall von 10 Sekunden. Das Display kann man nach dem Start der Bilderserie getrost abschalten. Das spart Strom und dank des großen Akkus, der bspw. auch in der Nikon D7000 oder D800 verwendet wird, nimmt die kleine Nikon 1 V1 hunderte Fotos mit nur einer Batterieladung auf.

Wer etwas faul ist, der kann alternativ die kleine Kamera auch einfach jeweils 20 Minuten am Stück filmen lassen und die Videosequenzen danach mit seiner Video-Bearbeitungssoftware beliebig beschleunigen.

Das hat aber zwei Nachteile:

  1. Es können nur 20 Minuten pro Sequenz aufgenommen werden.
  2. Bei wenig Licht wird das Bildrauschen im Videomodus sehr störend sichtbar.

Wer es ganz perfekt machen will, der kann auch im RAW-Modus arbeiten und in Verbindung mit Adobe Lightroom und der Software LRTimelapse von Gunther Wegner selbst das letzte Quäntchen „Flicker“ aus seinen Videos heraus rechnen lassen, aber das ist oft gar nicht notwendig.

Die Arbeit mit Einzelbildern und der erhöhte Aufwand für die Nachbearbeitung haben mehrere Vorteile:

  1. Sehr lange Zeiträume zwischen den Einzelbildern
  2. Sehr lange Gesamtzeiträume
  3. Gute Bildqualität auch bei wenig Licht
  4. Wahlweise JPG oder RAW-Modus
  5. Deflickering bspw. mit LRTimelapse möglich
  6. Sichtbar bessere Qualität und Auflösung

In der Mac-Welt gibt im App-Store zum Preis von 4,49 Euro es ein kleines Programm mit dem sich schöne Zeitraffervideos aus hunderten oder tausenden von Einzelbildern sehr einfach und schnell erstellen lassen. Das Programm heißt einfach „Time-Lapse“ und man sieht es auch im oben verknüpften Beispielvideo.

Das Schöne an der Nikon 1 V1 ist ihr überaus kompaktes Format. Wer seine Zeitraffer-Videos mit sanften Fahrten auf einem teuren „Slider“ aufwerten will, der wird sich über das geringe Gewicht und die lange Laufzeit des Akkus sehr freuen.

Wenn Ihr Fragen habt, könnt Ihr mir gern eine E-Mail schicken oder die Kommentarfunktion hier im BLOG verwenden.

Teneriffa 2012 – Tag 6

Sterne fotografieren im Gebirge

Der sechste Tag bricht an und die Reise hat schon fast ihren Zenit erreicht. Nach den üblichen Ritualen und einem leckeren Frühstück verabreden wir uns mit Karin und Wolfgang um 13h an der Plaza de Charco in der Altstadt von Puerto de la Cruz. Karin und Wolfgang kennen wir nun schon seit vielen Jahren. Wolfgang habe ich über die Fotocommunity kennengelernt. Wir haben dort viel über die schönsten Locations auf Teneriffa diskutiert. Im Jahr 2007 haben wir uns dann endlich persönlich kennen gelernt. Seit dieser Zeit haben wir mehrmals Weihnachten und Sylvester gemeinsam verbracht. Wenn meine Freundin mit seiner Frau einen Ausritt ins Gebirge unternimmt, treffen wir uns regelmäßig und machen etwas „vernünftiges“ – wie Wolfgang das immer nennt 🙂

Heute treffen wir uns zum Mittagessen und es geht zu einem kleinen Thai-Resturant. Es liegt unterhalb des Busbahnhofs ganz in der Nähe des Hotel Marte. Dort habe ich 2005 gewohnt und kenne diesen Teil von Puerto de la Cruz sehr gut. Aber dieses Restaurant ist seltsam neu. Wolfgang kennt auch hier die Lösung des Rätsels, es ist der Koch. Er ist von seinem „Lieblings-Thai“ hierher gewechselt. Und Wolfgang hat nicht zuviel versprochen, das Essen schmeckt wirklich großartig und es ist trotzdem preiswert. Einmal mehr wird mit klar, man kann hier richtig gut leben, wenn man sich nicht selbst das Leben schwer macht.

(Um den Text etwas aufzulockern habe ich einige Bilder meiner „Beute des Tages “ aus der Nikon D800E eingestreut. Die Bilder sind 1000 Pixel breit, also bei Bedarf einfach in einem neuen TAB öffnen.)

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Vom Hotel zur Plaza de Charco sind Sandra und ich zu Fuß gelaufen, es ist ein ziemlich weiter Weg und daher sind wir froh, dass Karin und Wolfgang uns nach dem Essen mit ihrem Auto „zurück auf unseren Berg“ bringen.

Um etwa 17h mache ich mich dann auf den Weg zu meiner „Männer-Fototour“. Es geht über La Orotava hinauf zu den Canadas del Teide, wieder einmal! Diesen Weg kenne ich schon auswendig und ich habe in den letzten Jahren schon so manche Nacht dort oben verbracht. Im Kofferraum ist ich alles was ich an warmer Kleidung dabei habe. Sobald die Sonne untergegangen ist, kann es hier oben empfindlich kalt werden. Später werde ich die warme Kleidung noch brauchen, denn das Thermometer wird auf 6°C fallen!

Eigentlich ist der Sonnenuntergang laut „Garmin Colorado GPS“ um 18h11. Aber hier oben auf mehr als 2500 Metern Höhe gibt es eine kleine „Reserve“. Hier geht die Sonne etwa eine halbe Stunde später unter. So bleibt mir genug Zeit um einen meiner bevorzugten Aussichtspunkte anzusteuern. Dort wird schnell die kleine Panasonic Kamera aufgestellt. Sie filmt eine Zeitraffersequenz mit einem Raster von 10s. Das ist ein sehr guter Wert wenn man bei etwas Wind Wolken so darstellen möchte, dass sie schnell dahin zu ziehen scheinen. Parallel fotografiere ich mit der D800E und dem AF-S VR 4/16-35mm Weitwinkelzoom einige Belichtungsreihen aus denen ich später einige HDR-Fotografien erstellen möchte. Hier ein Fotos das mit dem billigen SAMYANG 2.8/15mm Weitwinkel entstanden ist.

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Nach etwa 30 Minuten staune ich nicht schlecht als sich plötzlich links oberhalb der Spitze des höchsten Bergs Spaniens der Mond mit einer wunderschönen Sichel zeigt. Wie genial sieht das denn aus? Die Kamera knipst Bild um Bild, als es für die Panasonic zu dunkel wird, tausche ich sie gegen die Nikon D7000 aus. Sie habe ich hier bislang noch gar nicht benutzt. Nun klappen die Spiegel zweier Kameras um die Wette. Gern würde ich auch mit der D800E eine Serie von Intervall-Bildern aufnehmen. Aber das Intervall lässt sich einfach nicht starten. Während es um mich herum dunkle Nacht wird, stehe ich ratlos vor meiner schönen neuen Kamera. Was mache ich bloß falsch? Ich blicke nicht durch und nehme sie mit ins Auto. Dort ist es deutlich wärmer und ich habe etwas Licht. Einige Augenblicke später fällt es mir dann auf, der Drehknopf oben links an der Kamera steht am rechten Anschlag, es ist die Spiegelvorauslösung aktiviert! Damit klappen scheinbar keine Intervall-Aufnahmen. Ich stelle den Knopf auf S wie „Single-Shot“ und schon bin ich wieder im Spiel. Danach wird die D800E mit 2.8/15mm SAMYANG Weitwinkel wieder in die Nacht gestellt. Sie soll 100 Fotos machen und das alle 5 Sekunden. Später im Hotel werde ich nicht schlecht staunen, dass ich damit mehrere Flugzeuge auf ihrem Weg vom Flughafen Teneriffa Nord zur Insel „La Palma“ fotografiert habe. Zeitraffer-Fotografie ist schon cool aber nicht immer kalkulierbar. Was letztlich geschieht und wie die Sequenz aussehen wird ist immer mit einer kleinen Portion Zufall verbunden. Zwischendurch wechsle ich an der D800E immer wieder die Objektive. Mal das 4/16-35, mal das 2.8/24-70 und dann auch mal das gute alte AF-D VR 80-400mm. Eigentlich habe ich es aus Versehen mitgenommen. Bei der Entscheidung was im Tresor bleibt und was mit auf die Reise geht habe ich mich „vergriffen“. Statt des knackscharfen schnellen AF-S VR 2.8/70-200 habe ich versehentlich das 80-400 eingepackt. Es ist ein durchaus brauchbares Objektiv, aber es kann den Chip der D800E nicht wirklich ausreizen. Damit gelingen durchaus gute Bilder, aber das AF-S VR 70-200 ist mit insbesondere in Verbindung mit dem 1.7er Teleconverter irgendwie lieber.

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Gegen 21h ist mir echt kalt und es geht mit WARP-Geschwindigkeit den Berg hinauf zurück zum Hotel. Das ist ein echter Männerspaß, in tiefer Nacht 2500 Höhenmeter im dritten Gang mit bis zu 100 km/h den Berg hinab fegen, das kann Mann nur allein. Während ich den Mietwagen um die Kurven zirkle, dass die Reifen quietschen und die Bremsen verbrannt riechen kommt mir immer wieder in den Sinn, wie eine Beifahrerin panisch rufen würde „Muss das sein, Du rast hier runter wie ein Vollidiot! Gleich bringst Du uns noch beide um! Ahhhhh….“ Aber ich kenne die Strecke, ich habe ein GPS und ich sehe die Spitzkehren lange bevor ich sie erreiche. Die Fahrt ist daher nicht wirklich gefährlich, zumal es hier keine Rehe oder Kühe gibt die plötzlich auf der Straße auftauchen könnten.

Als die Zivilisation mich wieder hat, dreht sich auch mir so langsam der Magen um. Ich muss kurz anhalten, sonst gibt es gleich ein Unglück.

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An der frischen Luft neben dem Auto ist es etwas wärmer. Das Thermometer im Auto zeigt jetzt 11°C. Und mir fällt auf, dass es hier genau so riecht wie in Page-Arizona im letzten Winter. Hier wird mit Holz geheizt und das ich auch wirklich notwendig. Ich bin noch etwa 800 Meter über dem Meer und hier ist es nicht nur nachts wirklich kühl.

Wer mit dem Gedanken spielt sich hier auf Teneriffa ein Haus zu kaufen oder zu mieten der sollte sich genau informieren wie die Lebensbedingungen dort sein werden. Es gibt Siedlungen die sind so hoch gelegen, dass man besonders im Winter viele Wochen mit Nebel und tief hängenden Wolken wird leben müssen. Je tiefer man hinab ans Meer kommt umso wärmer wird es. Aber sehr nah am Meer kann es auch wiederum sehr feucht werden. Eine guter Bereich ist zwischen 100 und 300 Metern über dem Meer. Wer hier also im Hochsommer eine nette kleine Finca anschaut die auf 900 Metern gelegen ist und ein preisgünstiges Schnäppchen zu sein scheint, der sollte unbedingt im Dezember zurück kommen und schauen ob das „kleine Paradies“ halten kann was der geldgierige Verkäufer im Sommer versprochen hat.

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Zurück im Hotel liegt Sandra eingewickelt in eine warme Decke auf dem Sofa vor dem Fernseher. Die Augen sind geschlossen, das Programm ist offensichtlich nicht wirklich spannend. Nachdem sie das auch erkannt hat, habe ich das Wohnzimmer für mich allein. Der Fernseher ist aus, Sandra schläft nebenan und ich schaue mir meine „Beute“ des Tages an. Und die macht mir so richtig viel Spaß. Manchmal ist es genau richtig auf eigene Faust loszuziehen. Nur so kann man abwarten und hin und her probieren wie es einem in den Sinn kommt. Niemand ist genervt, friert, hat Hunger oder schweren Druck auf der Blase. Einfach nur „Du und das Universum“ – das ist schon cool. Leider werden das nur Männer verstehen können. Ich bin mir fast sicher, Frauen fehlt das „Timelapse-Gen“ 🙂

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Hier noch ein Bild aus der Nikon D7000 mit dem AF-S 1.4/50mm „Normal-Objektiv“.

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