Teneriffa 2014/15 – Fotoshooting mit Ines und André

Shooting Ines & André #1 - Olympus OM-D E-M1

Tag 19 – 29. Dezember

Als ich am Morgen aufwache stelle ich entsetzt fest, dass ich vergessen habe meinen Handy-Wecker zu aktivieren. Um 10h will ich mich eigentlich mit meinem Freund Wolfgang bei Pepitos Bar in La Paz treffen. Aber es ist erst kurz vor 8h, ich bin also noch gut in der Zeit. Als ich um 10h nach einem ausgiebigen Frühstück bei Pepito eintreffe wird die Bar gerade erst eröffnet. Die Mädels rücken draußen die Tische zurecht und ich stehe eine Weile wie bestellt und nicht abgeholt in der Gegend herum. Dann rücken sie zwei Tische so zusammen, dass sechs Personen daran Platz haben. Als ich mich gerade setzen will werde ich ermahnt, dass dieser Tisch schon reserviert sei. Aber ich kann klarstellen, dass ich der erste der „regelmäßigen Montagsbesucher“ bin und dass mein Freund Wolfgang gleich noch dazu stoßen wird. Nun ist alles klar, mein Status ist geklärt und ich darf mich setzen.

Just in diesem Moment taucht auch schon der „Foto-Peter“ auf und nur Sekunden danach trifft auch Wolfgang ein. Wolfgang will nicht im Schatten sitzen, so früh am morgen ist es ihm hier noch zu kalt, also ziehen wir um an einen Tisch der wunderbar in der Sonne steht. Es gibt Tage, da hat man es als Wirt mit seinen Gästen nicht so leicht! Als dann noch Ulla eintrudelt gibt es eine ausführliche Diskussion über die Nachfolge von „Wanderboss Heinz“, der zum Jahreswechsel die Segel streicht und mit rund 80 Jahren zurück nach Deutschland will. Die Diskussion ist mehr als lebhaft, Wolfgang und Ulla sind sich einig, dass der Wanderboss einen Nachfolger braucht, jemanden der die Wanderungen organisiert und alles zusammenhält. Aber niemand will es machen und die Mehrzahl der inzwischen älteren auf Teneriffa ansässigen Wanderer sträubt sich bei der Planung künftiger Wanderungen auf moderne Kommunikationsmedien wie beispielsweise Facebook zu vertrauen. Dass man dort eine private Gruppe organisieren kann und diese auch wirklich privat bleibt will so recht niemand glauben und viele haben eine diffuse Angst davor ihre Daten bei Facebook preiszugeben. Letztlich findet man in diesem kleinen Kreis eh keine Lösung und man darf gespannt sein ob die Gruppe jetzt auseinander fallen wird oder ob sich eine Lösung findet.

Mich soll es nicht stören, ich stoße frühestens in 10 Jahren dazu 🙂

Kurz vor 11h geht es dann zusammen mit Wolfgang der heute kein eigenes Auto hat zum Botanischen Garten, der nur ein paar hundert Meter entfernt gelegen ist. Dort treffen wir uns mit Ines und André. Sie haben eine Weile auf Teneriffa nach einer Möglichkeit für ein kleines Fotoshooting gesucht, aber alle „offiziellen“ Fotografen haben ihnen absagen müssen. Schließlich sind sie bei Wolfgangs Webseite gelandet und nun fahren wir gemeinsam in Richtung Los Realejos um in der Ruine des Hamilton-Hauses, das hier auch oft als „Casa de Dios“ bezeichnet wird, mit uns ein kleines Shooting zu veranstalten.

Der Weg ist nicht wirklich weit und nachdem wir meinen Mietwagen geparkt haben geht es an den Abstieg zur Ruine. Dabei fällt mir auf, dass sich hier seit meinem letzten Besuch schon wieder einiges geändert hat. Es gibt ein völlig neue Brücke und oberhalb der Ruine ist nun auch ein Zaun mit einem Tor das den Weg versperrt. Aber das Tor ist nicht verschlossen, Wolfgang hat den Zugang bereits vorsorglich am Vortag abgecheckt.

Shooting Ines & André #2 - Olympus OM-D E-M1

In der Ruine angekommen ist es kurz vor 12h und die Mittagssonne scheint jetzt ohne Erbarmen in das alte Gemäuer. Die Kontraste sind hart und es ist schwer unser Paar so zu fotografieren, dass sie gleichmäßig ausgeleuchtet sind. Als sehr hilfreich erweist sich dabei der große Reflektor den Wolfgang mitgebracht hat. Wir positionieren die beiden im Gegenlicht und ich helle mit dem Reflektor ihre Gesichter auf. So schießt Wolfgang eine erste Fotoserie. Danach bin ich an der Reihe. Wir beginnen mit einigen einfachen „Klassikern“. Die beiden sitzen artig in einer der Fensteröffnungen der alten Ruine und schauen hinaus aufs Meer. So wurden hier sicher schon viele tausend Fotos geknipst. Dabei haben wir die glänzenden Flächen des Reflektors jetzt entfernt und Wolfgang hält es dünne weiße Tuch jetzt wie ein Segel über unser Paar. So sitzen die beiden im Schatten, müssen nicht mit den Augen zwinkern und das Licht ist wunderschön gleichmäßig.

Ines & André - Classic Shot #1 - Olympus OM-D E-M1

Ines & André - Classic Shot #2 - Olympus OM-D E-M1

Meine Kameraausrüstung ist noch die gleiche wie beim Vortag. Ich habe die Olympus OM-D E-M1 mit einigen Objektiven dabei. Zuerst fotografiere ich die zwei mit dem ausgezeichneten Panasonic 2,8/35-100mm Zoom-Objektiv. Dabei kommt ein Polfilter zum Einsatz. An der Kamera ist der RAW-Modus eingestellt und ich fotografiere bei ISO-200 mit der Zeitautomatik. So kann ich über die Öffnung der Blende sehr schön die Tiefenschärfe steuern. Bei etwa 100mm Brennweite muss ich schon einige Meter zurück treten wenn ich unser Paar beispielsweise im Hochformat vollständig ablichten möchte. Für Aufnahmen auf denen nur ihre Gesichter zu sehen sind kann ich näher heran kommen und durch einfaches Verschieben des aktiven Autofokus-Messfeldes kann ich mal auf ihr und mal auf sein Gesicht fokussieren. Bei der Kamera habe ich den schnellen Serienbild-Modus aktiviert und ich schieße immer gleich ganze Serien von 10 bis 20 Bildern. Zwischendurch versuche ich den Beiden einige Anweisungen zu geben, damit die Fotos etwa so werden wie ich es mir vorstelle. Aber es ist nicht ganz einfach, es ist auch noch Wolfgang mit dabei und manchmal schaut er Wolfgang an und sie meine Kamera und dann ist es auch schon wieder umgekehrt. Ich versuche ihre Blicke in die gleiche Richtung zu lenken in dem ich sie bitte mal knapp über meine linke und dann über die rechte Schulter zu blicken. Nichts sieht bei einem Paar-Shooting blöder aus, als wenn sie in unterschiedliche Richtungen schauen. Das wirkt auf den Fotos so, als hätten sie sich nichts mehr zu sagen und als wären sie sich uneinig was sie denn wollen. Das kann natürlich auch eine Aussage sein, aber heute erscheint sie mir nicht gewünscht zu sein.

Mehrfach wechseln wir die Location innerhalb der Ruine und ich verwende unterschiedliche Objektive. Wir experimentieren mit abenteuerlichen Positionen und unterschiedlichen Kameraperspektiven. Mir gefällt es oft sehr gut wenn man Menschen aus einer niedrigen Position portraitiert, also die Kamera leicht unterhalb der Augen ist. Ist sie jedoch zu tief, so senken die Models oft den Kopf. Lehnen sie sich dabei noch zurück so hat fast jeder Mensch ein Doppelkinn was nicht wirklich fotogen ist. Es gilt also die richtige Position für die Kamera zu finden und das Paar dazu zu bringen etwas Körperspannung aufzubauen. Auch ist übertriebenes Grinsen für schöne Fotos mehr als hinderlich. Klar ist eine ausgelassene Stimmung am Set hilfreich, aber es sollten eben nicht beide grinsen wie Kinder die das erste Mal dem Weihnachtsmann gegenüberstehen.

Nach einigen hundert Fotos finde ich alles was wir bislang fotografiert haben eher „traditionell“ um nicht das böse Wörtchen „langweilig“ zu verwenden. Gern hätte ich eine Serie von Bildern die eine kleine Geschichte oder Begebenheit erzählen. Ich habe schon seit zwei Tagen die Idee im Kopf, dass wir etwas fotografieren das nicht nur nach „Friede, Freude, Eierkuchen“ aussieht sondern nach einer Situation die jeder schon erlebt hat oder vielleicht auch nicht erleben möchte. Toll fände ich einen kleinen Konflikt irgendwas mit etwas „Action“. Meine Idee ist, dass er oder sie das Handy des anderen in Händen hält und dort etwas findet das er bzw. sie dort eigentlich nicht finden sollte. Was ist ganz egal, es ist nur ein Mittel zum Zweck. Nachdem wir das kurz besprochen haben und die beiden Einverstanden sind geht es los. Ines und André ziehen sich kurz um und nun inszenieren wir einen kleinen Konflikt.

Damit dieser Konflikt nicht super scharf und damit statisch und langweilig herüberkommt, schraube ich einen Graufilter vor mein Panasonic/Leica 1,2/42,5mm Nocticron, der nur noch 1/64-tel des Lichtes passieren lässt. Mit diesem Filter kann ich nun bei ISO-100, Blende 2,8 etwa 1/8s belichten. Öffne ich die Blende etwas, so wird die Belichtungszeit kürzer, schließe ich sie so wird sie entsprechend wieder länger. Damit kann ich nun trotz des extrem hellen Tageslichts Bewegungen so fotografieren, dass sie nicht statisch sind sondern auf den Bildern als Bewegung erkennbar bleiben. Sehr schön ist hierbei der großartige elektronische Sucher meiner Olympus OM-D E-M1. Schaut man durch den Sucher so sieht man praktisch keinen Unterschied zum Sucherbild ohne Filter. Bei meiner Nikon D800E wäre mit diesem Filter das Sucherbild so dunkel, dass ich kaum etwas erkennen könnte.

Damit meine Fotos grundsätzlich nicht verwackelt sind, aktiviere ich den sehr guten in der Kamera eingebauten 5-Achsen Bildstabilisator und verwende zusätzlich ein Stativ.

Nun geht es zur Sache. Nach etwas Eingewöhnung und Übung inszeniert mein Paar einen Streit und einen Absturz in der alten Ruine. Das sieht echt geil aus und ich lasse den mechanischen Verschluss meiner Olympus rattern was das Zeug hält. Meine „Darsteller“ dürfen ruhig laut schreien und ich schreie mit um die Stimmung etwas aufzulockern und ihre Hemmungen abzubauen. Je öfter wir es fotografieren umso besser sieht der inszenierte „Beinahe-Absturz“ aus. Dabei ist es sehr wichtig wie die zwei zur Kamera stehen und dass kein Arm ein Gesicht verdeckt usw. Die Stimmung ist mehr als ausgelassen, was grundsätzlich positiv ist. Doch leider werde ich später feststellen, dass die Glaubwürdigkeit der Fotos etwas unter dem mitunter fröhlichen Gesichtsausdruck meiner beiden Hauptdarsteller leidet. Darauf sollte ich bei künftigen Shootings noch mehr achten.

Shooting Ines & André with Motion Blurr #1 - Olympus OM-D E-M1 & Nocticron

Wir probieren immer wieder neue Situationen aus, mal droht er abzustürzen, mal sie. Als sie richtig locker sind geht es an die Nummer mit dem Handy. Ich stelle meine Kamera so auf, dass beide mit etwas Abstand zueinander davor genügend Spielraum für Bewegungen haben. So kann ich die Person im Hintergrund unscharf abbilden, während die Person im Vordergrund scharf ist und umgekehrt. Durch die Variation der Blende kann ich die Stärke der Unschärfe regeln, allerdings beeinflusse ich damit auch die Belichtungszeit und damit auch die Stärke der Bewegungsunschärfe sobald etwas „Action“ aufkommt. Dies kann ich aber recht einfach durch eine angemessene Änderung der ISO-Empfindlichkeit ausgleichen.

Shooting Ines & André with Motion Blurr #2 - Olympus OM-D E-M1 & Nocticron

Es geht los, Ines steht nah bei der Kamera hält sein Telefon ganz ungläubig in der Hand und er kommt aus dem unscharfen Hintergrund angerannt um ihr das Handy wegzunehmen und schlimmeres zu verhindern. Das geht mal so und mal so. Je öfter wir es üben umso besser werden die beiden. Irgendwann fangen sie richtig an zu schauspielern. Sie schaut herrlich entsetzt auf das Telefon und er steht wie ein Häufchen Elend gebückt im Hintergrund und hält sich die Hände vor das Gesicht. Das sieht echt gut aus. Wie geil wäre es wenn man jetzt noch alles mit Ketchup einsauen könnte und eine „unfreiwillige“ Leiche zwischen die beiden legen könnte? Ok, hier geht meine Phantasie vielleicht zu weit, aber das wäre schon cool. Auch ohne das Telefon könnte man so mit nur einem Bild die Geschichte von einem jungen Paar erzählen die aus Versehen jemanden erstochen hat und nun entsetzt auf das schaut was sie da angerichtet haben. Na ja, es ist nicht das letzte Shooting 🙂

Shooting Ines & André with Motion Blurr #1 - Olympus OM-D E-M2 & Nocticron

Shooting Ines & André with Motion Blurr #3 - Olympus OM-D E-M1 & Nocticron

Shooting Ines & André with Motion Blurr #4 - Olympus OM-D E-M1 & Nocticron

Gegen 14h packen wir unsere Sachen zusammen und machen uns an den Aufstieg zum Auto. Dort angekommen beratschlagen wir kurz wie es weitergehen soll. Wir uns einig, dass wir es noch einmal beim famosen Restaurant von Luzie versuchen wollen. Also geht es los nach San Juan de la Rambla. Am Restaurant angekommen trauen wir unseren Augen kaum, es ist schon wieder geschlossen. So ein Mist, wie kann das denn sein. Wolfgang steigt aus und sieht sich das Schild mit den Öffnungszeiten genauer an. Die Lösung des Problems ist schnell gefunden, das Restaurant ist Dienstags und Mittwochs geschlossen und ist am Montag erst ab 18:30 geöffnet. Also haben wir schon wieder verloren, so ein Mist…

Auf dem Weg den Berg hinunter finden wird eine kleine Dorfkneipe und gleich davor einen freien Parkplatz. Als wir eintreten hängt ein übergewichtiger älterer Herr gelangweilt über seinem Tresen. Er murmelt etwas auf Spanisch, wir zucken mit den Schultern, Wolfgang sagt etwas auf Spanisch und der Herr weist mit dem rechten Arm auf ein Lokal auf der anderen Straßenseite. Wir bedanken uns und überqueren die Straße. Hui, das sieht nicht gerade einladend aus. An der Bar sitzen lauter einheimische etwas heruntergekommene Männer zwischen 50 und 70 Jahren. Es läuft komische Musik und es ist dunkel. Wolfgang geht mal vor um die Lage zu sondieren. Kurz darauf erhellt sein Lächeln die Szenerie, er winkt, wir sollen eintreten.

Shooting Ines & André - Olympus OM-D E-M1 & Panasonic 4/7-24mm

Am Ende des Tresen geht es nach rechts um die Ecke und dort ist ein kleines Speiserestaurant das sehr wahrscheinlich nur von Einheimischen aufgesucht wird. Hier gibt es keine Speisekarte in 5 Sprachen, hier ist alles auf Spanisch und es steht an der Wand angeschrieben. Als wir gerade sitzen bekommen die vier Gäste am Tisch hinter uns ihr Essen aufgetischt. Wolfgang schaut kurz was es ist und es sieht sehr appetitlich aus. Und obwohl wir alle kein Spanisch sprechen, schaffen wir es uns dieses Gericht gleich viermal zu bestellen. Dann bekommt ein anderer Gast einen Teller mit Suppe serviert und wieder schaffen wir es uns eine solche Suppe als Vorspeise zu bestellen. Die Suppe erweist sich als äußerst schmackhafte Linsensuppe mit Kartoffeln und Fleischeinlage. Danach gibt es ein riesiges Putensteak mit Bratkartoffeln und Salat. Dazu noch etwas Brot und Aioli, das schmeckt alles wirklich gut. Als wir später bezahlen kostest unser Essen inkl. der Getränke gerade einmal 6,- Euro pro Nase. Ich bin fast geschockt, beim Fischrestaurant am Roque de las Bodegas haben wir am Vortag lockere 20,- Euro pro Nase bezahlt und hatten nicht viel mehr zu Essen. Wolfgang hat schon recht wenn er sagt, dass er lieber einheimische Restaurants ansteuert als die typischen „Touristenfallen“. Es schmeckt dort meist gut und ist in der Regel deutlich preiswerter!

Nach dem Essen lädt Wolfgang uns noch zu einer Tasse Kaffe auf seine Terrasse ein. Während wir dort die unvergleichliche Aussicht genießen ist Zeit uns etwas näher kennenzulernen und uns via Facebook zu „adden“ wie man das heutzutage nennt 🙂

Am Ende des Tage setze ich die beiden noch bei Ihrem Mietwagen vor dem Botanischen Garten ab und bin auf dem Rückweg wirklich froh, dass ich heute schon wieder einen so schönen entspannten Tag auf dieser genialen Insel verbringen durfte.

Teneriffa 2014/15 – Vater und Sohn Urlaub

Tag 16 – 26. Dezember – 2. Weihnachtstag

Für den zweiten Weihnachtstag haben wir uns kein großes Programm vorgenommen. Nach dem Frühstück geht es einfach hinunter nach Puerto de la Cruz. Wir fotografieren etwas am Strand und hoffen darauf bei den Surfern das eine oder andere gute Foto machen zu können.

Gegen Mittag laufen wir zum nahegelegenen Café de Paris und gönnen und dort eine ganz ausgezeichnete Pizza mit einem leckeren Kaltgetränk. Während wir dort sitzen und essen kommt ein Musiker mit einer Geige die einen elektrischen Tonabnehmer hat. Er geigt fast eine halbe Stunde lang zu einer Karaoke-CD einen Klassiker nach dem anderen herunter. Ich kenne diese Lieder alle, denn damals als meine Eltern hier im Urlaub waren, wurden diese Lieder von einigen Indianern auf Planflöten gespielt. Mein Vater hat damals eine CD gekauft und sie nach dem Urlaub viele Monate lang daheim rauf und runter gehört.

Nach der Pizza fotografieren wir eine zweite Runde und machen uns dann auf dem Rückweg zum Hotel. Ich bin jetzt mehr als zwei Wochen hier und heute wäre es mal Zeit meine schwarze Wäsche zu waschen. Während ich hin und her flitze vergnügt sich mein Sohn zusammen mit anderen jungen Gästen in der WiFi-Zone. Früher gab es eine „Kinderecke“, heute gibt es die WiFi-Zone 🙂

Abends packen wir dann unsere Sachen und bereiten uns auf die Wanderung vor die wir mit Karin und Wolfgang für den kommenden Tag vereinbart haben.

Tag 17 – 27. Dezember – Wandern im Anaga-Gebirge

Es ist Samstag und wir haben uns mit unseren Freunden Karin und Wolfgang zum Wandern im Anaga-Gebirge verabredet. Mit meinem Facebook-Freund Frank, der seit rund 17 Jahren ganz in der Nähe unseres Hotels auf Teneriffa lebt, habe ich mich via Facebook verabredet. Wir treffen uns um kurz nach 8h vor dem Hotel und haben auf dem Weg nach Santa Ursula etwas Zeit uns etwas kennenzulernen. Dort treffen wir uns um 9h mit Karin und Wolfgang. Der wuselige kleine süße Hund Simba ist mit von der Partie.

Karin & Simba - Olympus OM-D E-M1 & Leica/Panasonic Nocticron 1,2/42,5mm

Mit zwei Autos geht es über die Autobahn in Richtung La Laguna. Kurz hinter dem großen Hinweisschild „ANAGA“ verlassen wir die Autobahn und folgen der Beschilderung in Richtung „Las Mercedes“. Auf engen kurvigen Straßen geht es weiter in Richtung Norden. Immer wieder haben wir famose Ausblick hinunter zum Meer. Nach etwa 60 Minuten ist der Ort Taganana ausgeschildert. Wir folgen der Beschilderung uns sind einige Kilometer später schon am Meer. Vorbei am Roque de las Bodegas geht es weiter bis nach Benijo. Dort umrunden wir das Restaurant „El Fronton“, das übrigens ein echter Geheimtipp ist!

Kurz darauf geht die Straße in eine recht gut befahrbare Schottenpiste mit betonierten Abschnitten über. Hier sieht es aus wäre die Welt zu Ende, aber es geht noch einige Kilometer weiter. Bereits im vorletzten Jahr habe ich diese Straße gemeinsam mit meiner Freundin Sandra erkundet. Sie hat damals eine ziemliche Krise bekommen, weil die Straße über weite Strecken sehr schmal ist und nur ein Auto darauf passt. Außerdem geht es gleich neben der Straße einige hundert Meter steil bergab. Wer hier nicht aufpasst wird sehr wahrscheinlich in seinem Auto zu Tode kommen.

Living on the Edge - Olympus OM-D E-M1 & Leica/Panasonic Nocticron 1,2/42,5mm

An mehreren Stellen ist einiges an Geröll die Berghänge heruntergekommen. Aber irgendwer hat den Weg schon wieder frei geräumt. Nach etwa 10 Minuten erreichen wir einen winzigen kleinen Ort und mein Beifahrer Frank ist völlig überrascht, dass es hier noch Häuser gibt. Nun wohnt er schon mehr als 17 Jahre auf Teneriffa und war noch nicht einmal hier. Als wir einen halbwegs ungefährlichen Parkplatz gefunden haben ziehen wir unsere dicken Wanderstiefel an, schnappen uns Proviant und Wanderstäbe und machen uns auf den Weg.

In meinem Rucksack sind drei Falschen Wasser zu je 330ml. Mein Sohn Leon hat ebenfalls drei Flaschen dabei. Im Hotel haben wir uns für jeweils 3,- Euro ein Lunchpaket machen lassen. Einmal mit Wurst und einmal vegetarisch für meinen Sohn Leon.

In meinem Fotorucksack habe ich heute die Olympus OM-D E-M1 und vier Panasonic Objektive mit den Brennweiten 7-14mm, 12-35mm, 35-100mm und das 1,2/42,5mm Panasonic|\Leica Nocticron. Außerdem habe ich einige Graufilter sowie farbige Verlaufsfilter dabei. Am Ende des Tages wird es wieder alles viel zu viel sein und bis auf den Polfilter werde ich keinen anderen Filter benutzt haben. Für den Anfang setze ich das ganz hervorragende Panasonic 2,8/12-35mm (24-70mm im FX-Format) an meine Olympus. Den Bildstabilisator des Objektives schalte ich aus, denn die Olympus hat eine eingebaute 5-Achsen Stabilisierung die ganz hervorragend funktioniert.

Unsere Wanderung führt uns nach einigen Metern zu einer kleinen Treppe die bei den letzten Unwettern einfach weggerissen wurde. Aber irgendjemand hat schon einen kleinen „Umweg“ platt angelegt und so geht es weiter über einen Küstenweg mit viel Geröll. Trittsicherheit ist hier das oberste Gebot. Auf der linken Seite geht es fast immer steil bergab und der Wanderweg ist kaum einen halben Meter breit. Noch wandern wir im Schatten der Berge. Als wir unsere Autos verlassen haben, zeigte das Thermometer 19°C. Es ist sehr angenehm und ich bin ganz froh, dass ich meine warme schwarze Fleece-Jacke dabei habe. Der Wanderweg geht immer wieder steil auf und ab, es ist ziemlich anstrengend. Irgendwann können wir unser Ziel schon sehen und es ist frustrierend zu sehen wie viel tiefer es gelegen ist. Insgeheim hadere ich mit meinem Schicksal und frage mich warum ich diese Quälerei auf mich nehme. Inzwischen ist auch die Sonne herausgekommen und uns allen steht der Schweiß auf der Stirn.

Als wir in Las Palmas ankommen bin ich überrascht wie niedlich und idyllisch es hier ist. Es scheint hier sogar noch einige Bewohner zu geben. Wir treffen auf drei junge Spanier die den Sonnenschein genießen und ein Gläschen Rotwein trinken. Sie haben einen Esel und der ist sicher eine unglaubliche Hilfe wenn es darum geht die Dinge des täglichen Lebens hierhin ans Ende der Zivilisation zu transportieren.

Living on the Edge #2 - Olympus OM-D E-M1 & Leica/Panasonic Nocticron 1,2/42,5mm

In einer schönen alten Ruine machen wir Mittagspause. Nun ist auch Zeit für einige neue Starfotos von Simba, dem wunderbaren kleinen Hund von Karin und Wolfgang.

Auf dem Rückweg nehmen wir eine etwas andere Route. Es geht steil bergauf und der Weg ist kaum als solcher zu erkennen. Nach etwa 30 Minuten treffen wir wieder auf unseren „Hinweg“. Mein Freund Wolfgang hat auch heute sein GPS dabei. Als wir schließlich an unseren Autos eintreffen können wir auf diesem GPS ablesen, dass wir etwa 8 Kilometer gelaufen sind und dabei 360 Höhenmeter überwunden haben, bergab und wieder bergauf wohlgemerkt!

Auf den letzten Metern unserer Wanderung hat Wolfgang zwei junge Frauen aus Finnland aufgegabelt und ihnen angeboten, dass wir sie im Auto mit zurücknehmen. Sie haben eine Appartement in dem winzigen Dörfchen zwischen Tagananna und Benijo gemietet. Nachdem wir uns bekannt gemacht haben fahre ich mit Frank auf dem Beifahrersitz und Helmi und ihrer Freundin zum Fischrestaurant meines Vertrauens. Hier war ich jetzt schon oft, zuletzt mit meiner Freundin Sandra vor etwa einer Woche.

Bei gegrilltem Fisch mit viel Knoblauch haben wir Zeit etwas mehr von Helmi und ihrer Freundin deren Namen ich leider vergessen habe zu erfahren. Sie sind Musiklehrer, Helmi spielt Klavier ihre Freundin Cello. Helmi hat zwei Jahre in Barcelona studiert und spricht daher sehr gut Spanisch. Als sie meinen Sohn fragen ob er Englisch spricht erwidert er selbstsicher „Yes of course!“. Ich grinse ganz tief in mich hinein, aus Kindern werden Leute und nun sitze ich hier mit meinem Sohn und wir sprechen hier mit zwei Frauen aus Finnland über das Leben, das Universum und den ganzen Rest, das ist sehr cool! Nach fast zwei Stunden heißt es schließlich „Macht’s gut und danke für den Fisch!“. Zuvor müssen wir natürlich noch die Rechnung begleichen. Hier auf den Kanaren ist wie beispielsweise auch in den USA üblich, dass die Gruppe alles bezahlt und später unter sich ausmacht wer welchen Teil übernimmt. Auf der Rechnung stehen rund 135,- Euro für 7 Personen, inkl. Trinkgeld sind wir damit bei rund 140,- Euro. Dafür gab es Salat, Brot mit Mojo-Sauce, Gambas in heißem Knoblauch-Öl, Papas Arugadas und Zackenbarsch bis zum Abwinken, da sind rund 20 Euro pro Nase ganz ok.

Es geht zurück nach Puerto de la Cruz. Es ist schon spät und die Sonne steht tief. Etwa auf halber Strecke zwischen Taganana und Las Mercedes ziehen oben auf dem Pass dicke Nebelschwaden von Santa Cruz herauf. Im warmen Gegenlicht der untergehenden Sonne sieht das einfach nur gut aus und ich wäre ich nicht so hundemüde, ich würde jetzt sofort aussteigen und meine Kamera zücken. Aber es gibt Tage an denen kann man einfach nicht mehr fotografieren und das ist auch ganz gut so.

Im Hotel möchte Leon, obwohl er eigentlich total satt ist, noch ein letztes Mal ein paar Papas Arugadas mit Mojo Sauce essen. Kein Problem, also ab ins Restaurant. Eine der Kellnerinnen sticht aus der Menge der wirklich freundlichen Mitarbeiter des Hotels heraus. Sie winkt und grüßt uns und heute bekommen wir sogar zwei große Gläser Bier geschenkt, was für ein Service.

Zurück auf unserem Zimmer bin ich sehr schnell im Bett verschwunden während mein Leon noch in der WiFi Ecke sitzt und sich von einigen jungen weiblichen Gästen verabschiedet. Irgendwann bekomme ich noch kurz mit wie er seinen Koffer packt, aber ich bin so müde, dass ich es kaum bemerke.

Tag 18 – 28. Dezember – Leon reist ab

Am nächsten Tag heißt es dann um 7h aufzustehen. Heute darf ich mal liegenbleiben während mein Leon eine halbe Stunde lang das Badezimmer mit Beschlag belegt. Gegen 8h sind wir dann ein letztes Mal beim Frühstück. Weil wir Sonntag haben ist die Autobahn wunderbar leer und die 90 Kilometer bis zum Flughafen spulen wir in Rekordzeit ab.

El Varadero #4 - Olympus OM-D E-M1 & Panasonic 2,8/35-100mm

Dabei halte ich mich allerdings streng an die Geschwindigkeitsbeschränkungen. Die Strafen können hier mitunter drakonisch ausfallen. Von Frank habe ich erfahren, dass in letzter Zeit häufig aus einem silbernen Citroen geblitzt wird. Wolfgang und Karin haben mir erzählt, dass hier für falsches Parken oder das Überfahren einer durchgezogenen Linie auch schon mal 200 – 300 Euro fällig werden. Zahlt man sofort oder innerhalb von 14 Tagen so gibt es 50% Rabatt, das ist hier fast so schlimm wie in der Schweiz…

Am Flughafen klappt alles reibungslos, bis die junge Familie vor uns einchecken will. Sie haben die Plätze 1A und 2B reserviert, wohin ihr Baby soll ist unklar. Es gibt ein ziemliches hin und her und die Mitarbeiterin der Fluggesellschaft ist etwas überfordert. Es wird telefoniert und schließlich kann ein Kollege helfen. Mein Sohn ist nach einigen Momenten eingecheckt und nach einer letzten Verabschiedung verschwindet er in Richtung Sicherheitskontrolle.

Auf dem Weg zum Auto fällt mir auf, dass ich in meiner Geldbörse lediglich einen einzigen 50 Euro schein übrig habe. Alles was ich an Kleingeld hatte habe ich irgendwann an einem der letzten Tage als Trinkgeld gegeben. Mit dem 50er kann ich meinen Parkschein nicht bezahlen. Etwa in der Mitte des Terminals gibt es einen Laden der auch deutsche Zeitungen im Angebot hat. Dort kaufe ich für 5,90 Euro den aktuellen „Spiegel“ und mache mich bewaffnet mit etwas Kleingeld auf den Weg zum Parkscheinautomaten. Heute kostet es 1,60 Euro, Parken kann man hier recht preiswert.

Im Auto bin ich etwas gefrustet, es fühlt sich so an wie vor einer Woche als meine Freundin Sandra abgereist ist. Ich bin nun ganz allein auf Teneriffa und das noch knapp zwei Wochen lang. Da tut es gibt zu wissen, dass es hier viele nette Leute wie Frank, Karin oder Wolfgang gibt mit denen man abends mal essen gehen oder sich zum Bier verabreden kann.

El Varadero #3 - Olympus OM-D E-M1

Kaum auf der Autobahn biege ich instinktiv gleich wieder in Richtung El Medano ab. Mir ist in den Sinn gekommen, dass ich bei der Surferbude „Flashpoint“ etwas wirklich gutes Essen und trinken könnte. Aber daraus wird leider nichts, denn es ist Sonntag, die Sonne scheint und ich finde im Umkreis von rund 3 Kilometern einfach keinen legalen Parkplatz. Seitlich auf der Straße parken will ich nicht, zu präsent sind die Horrorgeschichten bezüglich der Bußgelder. Also beschließe ich nach El Varadero zu fahren. Dieses kleine einst illegal gebaute Fischerdorf erreicht man sehr einfach über die Ausfahrt „Barranco Hondo“. Man muss nur der winzigen schmalen Straße folgen die steil zum Meer hinunter führt. Dort fotografiere ich einige Stunden lang mit meiner Olympus OM-D E-M1. Endlich probiere ich mal die neuen Filter an meinem Nocticron Objektiv aus. Und irgendwann überkommt es mich und ich montiere erstmals meinen neuen Filterhalter an das Panasonic 7-14mm Superweitwinkel-Objektiv. Diesen Filterhalter habe ich vor einigen Wochen bei Helge Süß in Österreich bestellt. Helge hat in Eigenregie dieses Objektiv vermessen und mit einem 3D Drucker einen Prototypen für diesen Filterhalter erstellt.

Nach der Optimierung hat er dann einie kleine Serie professionell gemachter Filterhalter gießen lassen. In einem Olympus-Forum bin ich auf ihn gestoßen und habe sehr unkompliziert ein Exemplar dieses Filterhalters zum Preis von etwa 70,- Euro bei ihm kaufen können.

In diesen Filterhalter schiebe ich heute erstmals meinen nagelneuen und leider sündhaft teuren 15x15cm großen ND-1000 Graufilter hinein. Dieser Filter ist auf einer Seite mit ganz dünnem Moosgummi beklebt. So sitzt er perfekt und fest im Filterhalter und es kann auch kein Streulicht eindringen.

El Varadero #2 - Olympus OM-D E-M1 & Panasonic 7-14 & ND1000 ND-Filter

Die Olympus OM-D E-M1 kommt mit diesem Filter mehr als gut zurecht. Der hervorragende elektronische Sucher zeigt damit ein tolles Sucherbild und spätestens jetzt bin ich froh, dass diese Kamera keinen herkömmlichen Sucher inkl. Spiegel und Pentaprisma hat. Die Sonne steht hoch und es ist inzwischen bei etwa 27 °C brütend warm. Ich fotografiere hier und dort und probiere die neuen Features der Olympus aus mit denen man sehr schöne Langzeitbelichtungen erstellen kann. Gern würde ich ja sehr nah ans das Wasser heran, aber die Felsen sind voller Algen und überaus glitschig. Auch wäre es toll die Kamera in eine sehr niedrige Position bringen zu können um den dramatischen Weitwinkel-Effekt auch so richtig einsetzen zu können. Aber es ist heiß wie in der Hölle und meine schwarze Jeans klebt förmlich an den Beinen, wenn ich jetzt in die Hocke gehe, wird sie mit großer Sicherheit einfach zerreißen.

El Varadero #1 - Olympus OM-D E-M1 & Panasonic 7-14 & ND1000 ND-Filter

Merke: Wer bei warmem Wetter fotografiert sollte kurze Hosen tragen, denn das erleichtert die Bewegungsfähigkeit ganz ungemein. In meinen Videos zum Thema „Fotografieren bei Nacht“ habe ich immer wieder darauf hingewiesen, dass warme Kleidung nachts viel wichtiger als eine teure Kamera ist. Heute ist es ganz ähnlich, nur muss heute die Kleidung so leicht wie möglich sein, weil man sonst einfach die Kamera nicht so einstellen kann wie man es eigentlich bräuchte.

Zurück am Hotel schaue ich mir die Beute des Vortages und die Fotos aus El Varadero an. Einige wenige Fotos meiner heutigen Fotosession sind ganz brauchbar, die Fotos unserer Wanderung im Anaga-Gebirge sehen auch wirklich gut aus. Könnte man mit dem kleinen Chip der Olympus OM-D E-M1 nachts gut die Sterne fotografieren, so könnte ich meine Nikon D800E mit dem schweren 2,8/14-24mm Superweitwinkel im nächsten Jahr einfach mal daheim lassen…

Den Rest des Tages verbringe ich damit meine Fotos zu sichten und diesen Artikel für meinen BLOG zu schreiben.

Morgen geht es um 10h gleich weiter. Bekannte meines Freundes Wolfgang möchte ein paar schöne Portraits haben und würden sich gern in der Ruine des „Casa de Dios“ ablichten lassen. Vielleicht kann ich mein schönes Nocticron Portrait-Objektiv morgen mal so einsetzen wie es eigentlich gedacht ist 🙂

Teneriffa 2014/15 – Es ist Weihnachten

CONFLICT - Nikon 1 V3 & 1Nikkor 70-300mm CX

Tag 14 – 24. Dezember – Heiligabend bei 25°C

Heiligabend bei 24°C zu verbringen, für viele Deutsche ist das undenkbar. An Heiligabend sollte es knackig kalt sein, draußen sollte Schnee liegen und man sollte sich mit der Familie daheim vor dem Kamin gemütlich machen und dem Knistern der Holzscheite im Kamin lauschen. Aber so viele Klischees auf einmal funktionieren leider einfach nicht. Entweder streiten sich die Familien an Weihnachten bis aufs Blut, Ehen zerbrechen, Menschen begehen Selbstmord und als wäre das alles noch nicht genug ist das Wetter in Deutschland meist so richtig beschissen. Es ist dunkel, regnerisch und statt zu schneien regnet es den ganzen Tag. Das kann wirklich frustrierend sein und einem schwer auf das Gemüt schlagen. Daher bin ich an Weihnachten gern weit weg von Deutschland, möglichst irgendwo im Süden, zumeist auf Teneriffa.

Hier ist alles sehr entspannt und schöne sonnige Tage gefallen mir viel besser als hektisches Einkaufen der letzten Geschenke die von den Lieben meistens eh nicht honoriert werden. Hier gibt es keine Geschenke, hier gibt es nur kaltes Bier und gute Laune.

So soll es auch in diesem Jahr werden! Für den heiligen Abend haben sich mein Sohn Leon und ich einen Besuch im Adlerpark in der Nähe von Arona vorgenommen. Der Park öffnet um 10h am Morgen und schließt um 17h30. Als morsgens um 7h mein Handwecker Alarm schlägt bin ich noch hundemüde. Trotzdem quäle ich mich unter die Dusche, schließlich soll es für meinen Sohn ein schöner Tag werden.

Als wir endlich fertig sind ist es schon kurz nach 9h. Eigentlich wollten wir um 10h pünktlich wenn der Park öffnet dort sein, aber nun kommen wir 30 Minuten später. Es stört niemanden, hier ist alles ganz entspannt!!

In meinem Fotorucksack habe ich heute nur die ganz kleine Ausrüstung, Nikon 1 V3, Nikon 1 V1 (Infrarot 700nm) und die Objektive 6,7-13mm, 10mm, 10-100mm, 70-300mm. Das klingt nach viel Aufwand, ist es aber nicht, denn alles zusammen wiegt kaum mehr als eine nackte Nikon D800 mit einem 14-24mm Weitwinkel. Am Ende des Tages werde ich wieder fast ausschließlich mit das 70-300mm benutzt haben und beim nächsten Mal werde ich nur das 10er und das 70-300 einpacken. Dieses Teleobjektiv ist einfach der Hammer, es leistet ganz erstaunliches und ist dabei unglaublich leicht und kompakt. Seit ich dieses Objektiv und die Nikon 1 V3 benutze mag ich gar keine andere Kamera mehr in die Hand nehmen.

Meine Olympus OM-D E-M1 liegt noch immer ungenutzt im Zimmer-Tresor. Der Grund ist, dass es für das  grundsätzlich ganz hervorragende MFT-System (Micro-Four-Thirds), kein Objektiv wie das 70-300 für die Nikon 1 gibt. Klar gibt es ein 100-300mm von Panasonic und das ist auch eine echt gute Linse, aber es entspricht an der Olympus einem 200-600mm Teleobjektiv, während das 1Nikkor 70-300 an der Nikon 1 V3 einem 189-810mm Objektiv entspricht. Außerdem hat die Nikon 1 V3 mit 18 Megapixeln im Format 3:2 zumindest auf dem Papier eine etwas höhere Auflösung als die Olympus OM-D E-M1. In der Praxis fallen die Unterscheide bei der Auflösung der Sensoren allerdings kaum auf und jedes System hat seinen ganz eigenen „Look“ bei den Bildergebnissen.

Die Fotos aus der Nikon 1 V3 lassen durchgängig ein ganz leichtes feines Rauschen erkennen, das ein wenig an gute Scans hochwertiger analoger Fotografien erinnert. Anti-Rausch Fanatiker und High-ISO-Päpste würden sicher das eine oder andere Haar in der Suppe finden, aber für meine Art der Fotografie ist dieses Nikon 1 V3 in Verbindung mit dem 70-300 Objektiv genau richtig! Alles ist klein und kompakt, der Autofokus arbeitet schnell und leise und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Jeder der auf Reisen eine kleine leistungsfähige Kamera sucht und dem eine möglichst lange Tele-Brennweite wichtig ist wird an dieser Kombination sehr viel Spaß finden.

Wem 600mm Tele-Brennweite ausreichen, der wird allerdings mit der Olympus OM-D E-M1 die meiner Meinung nach bessere Kamera finden. Sie hat den etwas größeren elektronischen Sucher, man kann ein vernünftiges Blitzlicht verwenden, es gibt eine WiFi-App die wirklich viel kann und es stehen exzellente Objektive in Hülle und Fülle zur Verfügung. Ein weiterer Vorteil des MFT-Systems ist, das mit dem Panasonic 7-14mm ein ganz ausgezeichnetes Weitwinkelobjektiv verfügbar ist, das einem 14-24mm im FX Format entspricht. Für das Nikon 1 System gibt es bislang nur das 6,7-13mm was einem 18-35mm Weitwinkel entspricht. Das ist nicht schlecht und dieses Objektiv ist toll, aber es ermöglicht eben nicht die besonders dramatischen Perspektiven des 7-14mm von Panasonic.

Im Adlerpark angekommen bin ich etwas überrascht, dass der Eingangsbereich umgebaut wurde. Auch die Eintrittspreise scheinen sich verteuert zu haben. Für meinen 17 Jahre alten Sohn und mich muss ich jetzt jeweils 25,- Euro bezahlen. Im Park widmen wir uns sofort den Adlern, Eulen, Uhus, Geiern und was es sonst noch alles gibt. Ich fotografiere mit der Nikon 1 und mein Sohn macht mit seiner neuen Nikon D2x und dem Sigma 18-250mm seine ersten Gehversuche in der Tierfotografie.

Um 12h und um 16h sind die Shows bei denen die Greifvögel des Park eine halb Stunde lang völlig frei fliegen dürfen. Wegen der sehr speziellen Wetterlage, es ist Calima, können einige Vögel die gern hoch und weit hinaus fliegen heute nicht an der Show teilnehmen. Beim Calima sind die höheren Luftschichten mit feinem Staub und Bakterien aus der Sahara geschwängert. Das behindert die Orientierung der Vögel und kann zu weiteren Komplikationen führen.

Dennoch bekommen wir einige Weißkopf-Seeadler, Marabus, Geier und anderes Federvieh zu sehen und vor allem zu fotografieren. Allerdings kann man das was ich heute mit der Nikon 1 V3 veranstalte nicht wirklich als Fotografieren bezeichnen. Es ist eher ein wildes herumfuchteln mit dem Teleobjektiv in der Hoffnung einige wenige gute Fotos schießen zu können. Die Nikon 1 V3 beherrscht sagenhafte 60 Bilder pro Sekunde. Das klingt außergewöhnlich gut, aber in der Praxis ist es der letzte Mist, denn wer im RAW-Modus fotografiert kann so nur etwa 25 Fotos aufnehmen bevor die Kamera massiv langsam wird weil der interne Kameraspeicher nun voll ist und die Bilder auf die Speicherkarte ausgelagert werden müssen. Das kann je nach Karte schon mal mehrere Minuten dauern und ist echt nervig. Bei 60 B/s kann man also etwa eine halbe Sekunde lang fotografieren und muss dann mehrere Minuten warten bis alle Bilder auf die Speicherkarte übertragen wurden. Klar kann man zwischendurch wieder einige wenige Fotos in schneller Folge aufnehmen, aber es sind eben nur sehr wenige. Will man in den Video-Modus umschalten muss man warten bis alle Fotos gespeichert wurden, das kann ebenfalls zu extrem nervtötenden Geduldsprobe werden. Ist man zu hektisch beim Umschalten, so kommt es ab und zu vor, dass ich die Nikon 1 V3 mit der Firmware 1.00 einfach aufhängt. Es geht dann gar nichts mehr und man muss die Batterie herausnehmen und die Kamera neu beleben zu können.

Hier sollte Nikon schnellstens mit einem Firmware-Update nachbessern!

Damit sind für mich die extrem schnellen Modi mit 20, 40 und 60 Bildern pro Sekunde zumindest beim Fotografieren der Greifvogel-Show komplett unbrauchbar, weil man garantiert alle guten Momente verpassen wird, weil die Kamera mit dem Speichern der Fotos beschäftigt sein wird. Auch fällt bei Mitziehern die man unter Verwendung des elektronischen Verschlusses macht ein sichtbarer „Rolling-Shutter“ auf. Je nach Geschwindigkeit des Mitziehen stehen senkrechte Objektive in den Fotos ausgeprägt schief. Dies ist übrigens bei Kameras wie der Panasonic GH3 wenn man den elektronischen Verschluss verwendet ganz genauso!

So nutze ich nach einigen „Gehversuchen“ ausschließlich den noch immer recht schnellen mechanischen Auslöser. Damit ist die Nikon 1 V3 sogar etwas langsamer als eine Olympus OM-D E-M1. Die sagenhaften 60 Bilder pro Sekunde sind also eher ein Marketing-Gag als eine Hilfe bei der Fotografie schnell bewegter Motive, zumindest für alle die im RAW-Modus in voller Auflösung fotografieren wollen. Nimmt man JPGs in reduzierter Größe auf und schaltet rechenintensive zusätzliche Verarbeitungsprozesse ab, so sieht die Welt etwas anders aus. Das soll zur Ehrenrettung der Nikon 1 V3 gesagt sein. Aber ich als bekennender RAW-Shooter mag eben keine JPGs knipsen…

Während der Tag mit 13°C um 9h relativ kühl begonnen hatte, klettert im Laufe des Tages das Thermometer auf angenehme 24°C. Das passt sehr gut zum 24. Dezember und ich frage mich ob wir am nächsten Tag die 25°C erreichen werden.

Als der Park um 17:30 seine Pforten schließt habe ich zwei schnelle 64-GB Micro-SD Speicherkarten fast vollständig gefüllt und insgesamt vier Akkus geleert. Mit der Nikon 1 V1 habe ich kein einziges Infrarot-Foto aufgenommen, sie war also nur unnötiger Ballast!

Mein Sohn hat mit seiner neuen Nikon D2x etwa 1.000 Fotos aufgenommen. Unter dem Strich habe ich selbst etwa 6.000 Bilddateien mitgebracht. Bei der ersten Sichtung bin ich mit einigen wenigen Fotos sehr glücklich. Von den 6.000 Fotos sind vielleicht 10-20 Bilder so gelungen, dass ich sie bei flickr und anderswo zeigen würde. Der Rest sind entweder belanglos Knipsbilder oder unscharfer oder verwackelter Ausschuss. Die Verfolgung schnell bewegter Objekte mit dem elektronischen Sucher der Nikon 1 V3 ist mitunter gar nicht so einfach. Hier ist ein guter optischer Sucher eine Spiegelreflexkamera einfach schöner. Allerdings hätte dieser bei 10 Bildern pro Sekunde sehr viele „Aussetzer“ die man beim elektronischen Sucher der Nikon 1 V3 nicht hat. Man muss es einfach mal für sich selbst ausprobieren, schwenkt man eine lange Teebrennweite mit dem elektronischen Sucher vor unruhigem Hintergrund hin und her, so sieht man im Sucher eigentlich gar nichts mehr. Klar wird dort etwas angezeigt aber es ist eben verwischt und verpixelt, was übrigens bei der Olympus OM-D E-M1 und ähnlichen Kameras nicht anders ist.

Elektronische Sucher funktionieren meiner Meinung nach dann sehr gut, wenn sich die Objekte die man ablichten möchte langsam oder gar nicht bewegen. Wenn aber ein Adler vom Himmel stürzt, sind sie zumindest mit dem derzeitigen Stand der Technologie meiner Meinung nach einem echten optischen Sucher noch immer unterlegen.

Dennoch hat mir das Fotografieren mit der Nikon 1 V3 auch heute wieder viel Spaß gemacht. Dies ist nicht zuletzt dem sehr geringen Gewicht meines Rucksacks geschuldet. Weil die Kamera so leicht ist und man das Display klappen kann, habe ich auch nur eine kleines leichtes Stativ dabei. Diese leichte Ausrüstung trägt sehr zum Wohlbefinden an einem langen Fototag bei. Auch ist es wirklich cool, dass man mit der Nikon 1 V3 so schön filmen kann und dass sich über das Display Autofokus und Auslöser so wunderbar steuern lassen.

Alles in allem war unser Besuch im Adlerpark ein rundum gelungenes Abenteuer.

Auf dem Rückweg nach Puerto de la Cruz überlegen wir was wir noch tun sollen. Dabei kommt uns die Idee, auf dem Rummelplatz bei Puerto de la Cruz einige der bunt beleuchteten Fahrgeschäfte zu fotografieren. Weil unser Benzin so eben bis zur Tankstelle unterhalb des Hotels reicht, füllen wir erst einmal den Tank zum Preis von 0,96 €/Liter nach und machen eine kurze Pause im Hotel. Als es dunkel wird geht es wieder los. Weil wir noch etwas Hunger haben, steuern wir im Stadtteil La Paz einige Restaurants an. Ich halte kurz an und mein Sohn fragt ob es noch einen freien Platz gibt. Die meinten Restaurants sind ausgebucht, aber im „Krombacher Inn“ ist noch etwas frei. Wir würden gern gegrillte Seezunge essen, aber heute gibt es nur Schollenfilet. Ok, das nehmen wir. Als das Essen schließlich serviert wird sind wir überrascht, dass wir statt der gewünschten Pommes Frites schlabbrige Bratkartoffeln auf dem Teller vorfinden. Und der gemischte Salat besteht aus je einer Scheibe Gurke und Tomate mit etwas Krautsalat mit Kümmel. Das schmeckt echt ziemlich fies und ich kratze nur etwas Fisch aus der dicken Panade heraus. Letztlich muss ich dafür 20 Euro bezahlen. Als mein Sohn dann meint, dass die beiden Gläser Bier für 20 Euro ziemlich teuer waren, muss ich dann doch Grinsen und meine Laune wird schnell wieder besser.

Am Rummelplatz angekommen sind wir mehr als enttäuscht, dass er wohl gerade geschlossen wurde, heute ist Heiligabend und hier auf Teneriffa ist die Mehrzahl der Bevölkerung katholisch!

Also wandern wir auf der Suche nach dem einen oder anderen schönen Motiv relativ ziellos durch die Stadt. In der Nähe des Hafens kommt uns ein Paar entgegen und als sie auf unserer Höhe sind schaut er mich plötzlich an und sagt „Ansgar, hallo Ansgar!!“ Ich bin total verdutzt, wer ist denn das?

Im Gespräch stellt sich heraus, dass die Zwei meine YouTube-Videos über Teneriffa gesehen haben. Sie haben dort den kleinen temporären See oben in den Canadas del Teide gesehen und kennen mich auch aus anderen Videos. Da ich hier mit Stativ und Fotorucksack unterwegs bin haben sie mich sofort wiedererkannt. Das ist wirklich witzig und die beiden wohnen sogar in der Nähe von Bonn. Wir plauschen etwas und erzählen uns was wir in den letzten Tagen auf der Insel so gemacht haben. Nachdem wir uns verabschiedet haben ist mein Sohn schwer erstaunt und ich bin irgendwie richtig froh über diese unerwartete Begegnung.

Wirklich schöne Motive finden wir an diesem Abend leider keine mehr, aber am Plaza de Charco gibt es noch etwas leckeres zu trinken und als wir gegen 23h wieder im Hotel eintreffen sind wir mehr als erledigt. Es war ein langer schöner Tag, unser erster Heiligabend bei 24°C und das war wirklich gut so!

Tag 15 – 25. Dezember

Heute wollen wir uns mit unseren Freunden Karin und Wolfgang im Surfpoint in El Medano zum Frühstück treffen. Diese „Surferbude“ habe ich in den letzten Tagen schon zweimal gemeinsam mit meiner Freundin Sandra besucht. Als wir dort um 10h eintreffen sind Karin und Wolfgang schon dort, das Thermometer zeigt wie erhofft satte 25°C. Karin und Wolfgang haben ihren kleinen Hund „Zimba“ dabei. Mit am Tisch sind Freunde aus Deutschland die ebenfalls ihren kleinen Hund „Lotta“ dabei haben. Wie sich herausstellt ist Lotta die Schwester von Zimba. Ihre Herrchen und Frauchen haben sich über den Züchter kennengelernt und da sie auch gern nach Teneriffa reisen, dürfen heute die Geschwister Zimba und Lotta einen Tag miteinander verbringen. Und was soll man dazu nur sagen, diese beiden wuseligen kleinen Hunde sind einfach nur niedlich. Ich habe heute wieder meine Nikon 1 V3 mit dem 70-300mm Objektiv dabei und ich knipse was das Zeug hält. Nach dem Frühstück fahren wir zum Hundestrand der nahe der nächsten Ortschaft Los Abrigos gelegen ist. Hier in El Medano (und in vielen anderen Orten) sind Hunde am Strand verboten und Karin sagt man könne mit Strafen von rund 300 Euro rechnen wenn man mit seinem Hund an einem Strand erwischt wird der für Hunde gesperrt ist.

Zimba & Lotta - Brother & Sister - Nikon 1 V3 & 1Nikkor 70-300mm CX

Am Hundestrand ist dann so richtig was los. Lauter Vierbeiner toben hier herum und die Stimmung ist sehr ausgelassen. Viele Badefreunde sonnen sich komplett nackt oder toben so wie Gott sie schuf mit ihren Hunden an Strand herum, es ist mitunter wirklich bizarr.

Als wir nach einigen Stunden zurück nach El Medano fahren habe ich wieder rund 34 Gigabyte Fotomaterial mit meiner kleinen Nikon eingesammelt. Weil ich mich nicht mit meiner gesamten Ausrüstung im Sand wälzen mag, habe ich die Hunde in den allerwenigsten Fotos auf Augenhöhe. Daher sehen diese Fotos nicht schön aus und von den rund 2.000 Hundeknipsbildern könnte ich fast alles löschen. Aber es sind einige wenige Fotos dabei auf denen die Vierbeiner sehr schön auf Augenhöhe sind, weil sie oben am Strand posieren und ich fast im Wasser stehe. Diese Fotos sind teilweise wirklich gelungen und ich habe viel Spaß daran.

Merke: Wer kleine Tiere wie Hunde und Katzen fotografieren möchte sollte die Kamera dabei stets auf Augenhöhe haben. Diese einfache Regel gilt eben nicht nur für das Fotografieren von Kindern. Also entweder legt man such zu den Hunden auf den Boden oder in den Dreck, oder man stellt die Hunde an einen etwas erhöhten Punkt, so dass man sie ohne seltsame Verrenkungen ablichten kann.

Zimba #2 - Brother & Sister - Nikon 1 V3 & 1Nikkor 70-300mm CX

Zurück in El Medano geht es zum China Restaurant Hong Kong. Dort war ich nun schon mehrfach und es schmeckt immer wieder gut und der Service ist mehr als zuvorkommend. Auch heute ist wieder alles bestens und als es nach dem Essen gleich um die Ecke noch ein leckeres Eis gibt ist die Welt in Ordnung.

Zurück am Auto zeigt das Thermometer zunächst 30°C. Uff, das ist ordentlich für den ersten Weihnachtstag. Als wir schließlich losfahren fällt es durch den Fahrtwind dann aber auf 27°C und das ist sehr angenehm.

Zimba #1 - Brother & Sister - Nikon 1 V3 & 1Nikkor 70-300mm CX

Auf dem Weg nach Puerto de la Cruz hören wir wieder Musik mit meinem Telefon. Dort habe ich die App des französischen Musikdienstes „Deezer“ installiert. Durch den Kauf zweier Songs Lautsprecher für meine Bonner Wohnung habe ich ein einjähriges Deezer-Abo bekommen und das finde ich so richtig gut. Während es sich bei Streaming-Diensten wie Spotify sehr wesentlich um die „soziale Komponente“ dreht, ist bei Deezer alles auf Musik ausgerichtet. Hier ist es weniger wichtig wer den eigenen Playlisten folgt und wen man mit seinem Musikgeschmack zu überzeugen vermag, hier geht es einfach darum Musik zu hören und neu für sich zu entdecken.

Während ich in den vergangenen Jahren immer USB-Sticks mit Musik bespielt oder CDs gebrannt habe, liegt heute einfach nur mein HTC ONE M8 in einem Fach im Armaturenbrett. Es ist ganz primitiv über ein einfaches Kabel mit zwei 3,5mm Klinkensteckern an das Radio angeschlossen und selbiges ist auf AUX eingestellt. So kann man wunderbar Musik hören, sogar im Tunnel!

Da man mit der App von Deezer seine Musik auch offline hören kann, habe ich vor dem Antritt der Reise viele Gigabyte Musik auf mein Smartphone heruntergeladen. Es gibt lange Listen mit Empfehlungen der Deezer Redaktion und viele Klassiker von Rockbands aus den 70er und 80er Jahren. So macht Autofahren im Urlaub richtig Spaß. Wenn uns mal eines der Lieder auf die Nerven geht schnappt sich mein Sohn Leon das Telefon und tippt sich zum nächsten Song weiter, das ist wahrer Luxus für Autofahrer 🙂

Lotta & Zimba - Brother & Sister - Nikon 1 V3 & 1Nikkor 70-300mm CX

Im Hotel sind wir erledigt von so viel Sonne und frischer Luft. Gegen 20h ist es beim Abendessen nicht mehr so brechend voll und wir essen noch etwas Brot und trinken dazu ein Bier. So bringen wir dann den ersten Weihnachtstag auf Teneriffa wirklich sehr entspannt zu Ende und sind sehr glücklich, dass wir dem hektischen Treiben im nasskalten Deutschland entfliehen konnten.

Lotta - Brother & Sister - Nikon 1 V3 & 1Nikkor 70-300mm CX

Teneriffa 2014/15 – Die Milchstrasse fotografieren

Tag 12 – 22. Dezember – Unter der Milchstraße

Auch der nächste Tag beginnt mit üblichen Ritualen, nur dass diesmal mein Sohn Leon der Langschläfer ist. In der ersten Woche war meine Sandra regelmäßig vor mir wach und hat mich angetrieben mich endlich anzuziehen, damit wir zum Frühstück wandern können. Nun ist es mein Leon der trotz geöffneter Vorhänge, Fenster und Gedudel aus dem Handy einfach weiterschläft. Jeder Mensch mit Schlafstörungen die ihn dabei sehen könnte wäre sowas von neidisch 🙂

Aber irgendwann ist es geschafft! Nach dem Frühstück geht es mit dem Auto runter nach La Paz, dem deutschen Stadtteil von Puerto de la Cruz. Gegenüber vom Supermercado 2000 ist eine kleine Bar namens „Pepito“. Hier treffen sich jeden Montag um 10h30 einige deutsche Residenten um den Spiegel zu lesen und das Geschehen in der Welt zu diskutieren. Als wir dort eintrudeln ist die Runde schon gut besetzt, mein Freund Wolfgang hat uns zwei Plätze freigehalten. Wir genehmigen und zwei große „Zaperoco“ und haben wirklich Gefallen an diesem Gemisch aus Zitrone, Likör, Sahne, Zimt, Kakao und aufgeschäumter Milch.

Gegen Mittag machen wir uns wieder auf den Weg zum Hotel. Irgendwie sind wir von der guten Luft hier so kaputt, dass man meinen könnte wir hätten eine Sauerstoff-Vergiftung. Damit das nicht noch schlimmer wird hängen wir ein Weilchen im Garten des Hotels herum und schieben uns schließlich eine Pizza mit Tunfisch zwischen die Backenzähne. Während meine erste Portion Wäsche in der Waschmaschine im Basement ihre Runden dreht, verbringen wir weitere Stunden damit zu einfach nichts, wirklich gar nichts zu tun. Man mag es kaum glauben, aber das ist total anstrengend…

Später schieben wir uns noch ein Abendessen hinein und wären nun eigentlich bereit ausgiebig an der Matratze zu horchen. Aber wir haben noch ein Tagesziel, wie wollen die Milchstraße von ihrer allerbesten Seite fotografieren. Im Mondphasenkalender habe ich schon vor Wochen gesehen, dass wir heute Neumond haben und dass damit die allerbesten Voraussetzungen gegeben sind um die Sterne der Milchstraße klar und deutlich sehen zu können. Nun müssen nur noch die Wolken mitspielen!! Im Mai in den USA hatte ich einige Tage, an denen es tagsüber sehr bewölkt war und spät in der Nacht doch noch alle Wolken abgezogen und die Sterne klar und deutlich zu sehen waren. So habe ich die Hoffnung, dass es heute auch wieder klappen könnte

Der Weg hinauf in die  Canadas del Teide geht sehr zügig voran, wir sind praktisch allein unterwegs. Als wir nach etwa 90 Minuten bei den Los Roques eintreffen stehen dort ein Polizei- und ein Rettungswagen. Irgendwo unterhalb des Roque Chinchado sind Lichter zu sehen. Wir lassen uns davon nicht abhalten und starten unsere Fotosession. Zunächst machen wir wieder mit allerhöchster ISO-Empfindlichkeit einige schnelle Orientierungsfotos um dann die ISO-Werte langsam zu reduzieren und die Belichtungszeiten zu verlängern. Bei der Nikon D2x meines Sohnes ist die Rauschunterdrückung ausgeschaltet. Bei ISO-800 und 2 Minuten Belichtungszeit sieht man schon auf dem Display ein ganz ausgeprägtes Bildrauschen. So geht das nicht! Als ich schnell die Rauschunterdrückung aktivieren will finde ich den zugehörigen Menüpunkt nicht. Man kann tausend Sachen an dieser Kamera konfigurieren aber die Rauschunterdrückung scheinbar nicht. Aber es muss gehen, nur wo? Schließlich finde ich den Menüpunkt „Langzeitbelichtung“ – das muss es sein. Wir schalten die Option ein und siehe da, nun führt die D2x eine Rauschunterdrückung durch. Danach sehen die Bilder signifikant besser aus. Hier habe ich ein Beispiel aus seinem neuen flickr-Account. Der winzige Typ der den Roque Chinchado anstrahlt bin ich 🙂

Spotlight on Pico del Teide - Nikon D2x

So fotografieren wir hier und da vor uns hin. Das Thermometer ist inzwischen drastisch gefallen und wir haben nur noch 3°C. Es bewahrheitet sich mal wieder meine alte Weisheit aus „Ansgar’s kleine Fotoschule – Fotografieren bei Nacht“, dass warme Kleidung wichtiger als eine teure Kamera ist.

Gegen 3h am Morgen haben wir fast drei Stunden lang in der Kälte fotografiert und meinem Leon fallen fast die Zehen ab. Er hat nur leichte Turnschuhe dabei, ich mit meinen dicken Socken und Wanderstiefeln bin besser ausgestattet. Weil der Himmel mit Wolken verhangen ist und wir die Milchstraße trotz der langen Wartezeit noch immer nicht sehen können, packen wir gegen 2h unsere Sachen zusammen und machen uns auf den Rückweg zum Hotel.

Colorful Night @ El Teide - Nikon D800E & Nikkor 2,8/14-24mm

Heute nehme ich mitten in der Nacht wieder die steile Abkürzung direkt hinter der Forellenzucht in Aguamansa. Es geht extrem steil den Berg hinab aber so sparen wir mehrere Kilometer und echte viele Kurven! Als ich um 4h am Morgen in meinem Bett liege bin ich völlig fertig, aber überglücklich weil wir so einen schönen Tag auf Teneriffa verbringen durften.

Tag 13 – 23. Dezember – Zu Besuch bei Lucie

Als sich nur einige wenige Stunden nach unserer nächtlichen Fotosession mein Handy-Wecker meldet bin ich hundemüde. Aber wir haben uns für 13h mit unseren Freunden Karin und Wolfgang zum Essen verabredet. Damit es vorher noch zu einem Frühstück reicht müssen wir uns beeilen. Mein Leon schläft so tief und fest, er ist kaum wach zu bekommen. Als wir es endlich zum Frühstück geschafft haben ist es 10h und es das Buffett wird gerade abgebaut. Aber es ist noch reichlich da und wir können bei allerbestem Sonnenschein auf der Terrasse frühstücken.

Als wir um 13h beim Mirador Pedro eintreffen, sind Karin und Wolfgang nur zwei Wagenlängen hinter uns. Gemeinsam geht es zu einem Restaurant das hier derzeit als völliger Geheimtipp gehandelt wird, wir wollen zu „Lucie“.

Als wir schließlich bei Lucie eintreffen ist das Restaurant leider geschlossen, wir sind frustriert. Da haben wir extra gestern angerufen und gefragt ob heute geöffnet ist und dann haben wir eine falsche Auskunft bekommen. Gleich vor dem Hotel treffen wir zwei sehr gut durchtrainierte junge Wanderer aus Deutschland. Sie haben 500 Höhenmeter überwunden um hier zu Mittags zu essen und jetzt sind auch sie frustriert. Gemeinsam überlegen wir wo wir stattdessen essen könnten. Die Auswahl ist nicht wirklich groß und so landen wir schließlich wieder in der Finca San Juan die nur einige wenige Kilometer entfernt gelegen ist.

Dort gibt es alles was lecker ist und wir sind letztlich nicht wirklich traurig, dass bei Lucie heute geschlossen ist.

Gegen 17h sind wir in der Nähe des Hotels und entschließen uns schnell ein paar Getränke und Süßigkeiten im Einkaufszentrum auf der gegenüberliegenden Seite der Autobahn zu kaufen. Es ist ein typischer Männereinkauf und ich bin mir knapp 30 Euro dabei. Im Einkaufswagen haben wir mehrere Liter Mineralwasser, diverse Softdrinks, Bitter Lemon, Chips und etwas Obst, man(n) muss ja auf die Gesundheit achten 🙂

Fotografiert haben wir heute gar nichts, außer mit dem Smartphone. Der Grund warum wir in der Nacht die Milchstraße nicht sehen konnten ist uns heute klar geworden, wir haben seit heute eine sehr spezielle Wetterlage die man hier „Calima“ nennt. Dabei wird nach einem Sturm allerfeinster Sand aus der Sahara in Richtung Westen auf das Meer hinaus gewirbelt. Dieser Staub ist so unendlich fein, er schafft es locker bis nach Teneriffa. Und dort hängt er dann meist einige Tage lang über der Insel in der Luft bis der Wind und die Schwerkraft ihn dazu bewegen können sich im Meer und auf der Insel niederzuschlagen.

Bei dieser Wetterlage ich es rund um Teneriffa und die umliegenden Inseln, wie La Gomera, Gran Canara, La Palma usw. flächendeckend trüb. Man kann tagsüber die Sonne kaum sehen und häufig geht diese Wetterlage mit ungewöhnlich hohen Temperaturen einher. Für schöne Fotos ist das einfach nicht geeignet. Weil der Calima erfahrungsgemäß immer einige Tage anhält, werden wir in den nächsten Tagen leider auf schöne Sonnenuntergänge am Meer ebenso verzichten müssen wir auf den tollen Blick auf die Milchstraße. Wenn in vier Wochen wieder Neumond ist, könnte man einen neuerlichen Versuch wagen hier die Milchstraße eindrucksvoll zu fotografieren, aber dann werde ich längst zurück in Deutschland sein.

Under the Canarian Sky - Nikon D800E & 2,8/14-24mm

Den meisten Betrachtern von Fotos der Milchstraße ist gar nicht klar was es beutetet derartige Fotos aufzunehmen. Man hat nur an wenigen Tagen im Jahr die Chance sie wirklich klar zu sehen und an diesen Tagen müssen der Ort und das Wetter perfekt zusammen passen. Um ein wirklich gutes Foto des nächtlichen Sternenhimmels aufnehmen zu können braucht es also Glück, gute Planung, viel Zeit und eine geeignete Fotoausrüstung.

Teneriffa 2014/15 – Leon ist da

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Tag 11 – 21. Dezember

Für den nächsten Morgen habe ich mir den Wecker wieder auf 7:30 gestellt und diesmal werde ich auch davon geweckt. Weil ich am Vorabend so lange in der Lobby gesessen und meinen letzten Artikel publiziert habe, hier dauert alles gefühlte 100 mal länger als zuhause in Deutschland, bin ich noch ziemlich müde. Bis ich endlich beim Frühstück angekommen bin ist es dann auch schon fast 9h. Mein Sohn hat sich für 11h am Flughafen im Süden angemeldet. Der Weg zum Flughafen beträgt rund 90 Kilometer und weil heute am Sonntag die Straßen leer sind geht es sehr zügig voran. Pünktlich um 11h stehe ich im Flughafen und warte auf meinen Leon.

Als er schließlich auftaucht sind wir überglücklich uns zu sehen und machen uns sofort auf den Weg zum Hotel. Dort ist schon alles geklärt, der netter Mitarbeiter an der Rezeption kennt sogar meine Zimmernummer auswendig, ich bin schwer beeindruckt.

Nachdem der Koffer ausgepackt ist geht es los zur Finca San Juan. Dort gibt es leckeren gegrillten Fisch und frisches Bier, das ist ganz nach unserem Geschmack. Während wir unseren Fisch mit einem Stückchen Kuchen beschweren, scheint uns die Sonne ins Gesicht, dass wir uns nach Schatten sehnen. Damit hatten wir beide nicht gerechnet, es sind locker 25°C und das tut uns so kurz vor Weihnachten richtig gut.

Zurück im Hotel setzen wir uns etwas in den Garten und warten auf den Sonnenuntergang. Als es soweit ist sind wir bereit, es gibt Teil 1 von „Ansgar’s kleine Fotoschule“. Auf dem Hügel neben dem Hotel probiert mein Leon seine neue Nikon D2x mit dem Sigma 18-250mm aus. Alles läuft ganz professionell mit Stativ, Kabelauslöser und aktivierter Spiegel-Vorauslösung ab!

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Nach der Session geht es zum Abendessen und voll bis zu den Ohren gleich wieder raus mit der Kamera. Diesmal fotografieren wir bei Nacht. An der D2x stellen wir ISO-100 ein, nehmen Blende 16, die Zeitautomatik und halten die Lichtspuren der Fahrzeuge auf den Straßen unterhalb des Hotels fest. Als wir keine Lust mehr haben sichten wir noch unsere Beute auf meinem MacBook und läuten irgendwann gegen 22h die Nachruhe ein. Was für ein schöner Tag.

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