Auf nach Page

Der Wecker ist auch 8h Arizona Time eingestellt. Aber es kommt um 7h eine SMS von Angenie, ich bin fast wach und kann dieses Gefühl in aller Ruhe ausbauen. Schnell in die Mails schauen, Routenplanung erstellen, ein paar Fotos in die FC hochladen und dann klopft auch schon das Zimmermädchen…

Es geht los nach Page, es sind nur 80 Meilen. Um 1:00 pm Arizona Time treffen wir uns beim Mexicaner gegenüber vom Safeway – da gibt es sicher einen leckeren Burrito 🙂

Hier die Route:

Google hat Page leider noch nicht fotografiert – es ist wie immer in Page – es ist nicht nur die jüngste Stadt der Vereinigten Staaten, es wird vielleicht auch die letzte sein die in Google Streetview auftaucht 🙂

Kleines Quiz:

Was mir gerade einfällt? Allan hat mich gestern gefragt ob ich den östlichsten Punkt der Vereinigten Staaten kenne? Wer weiß eine Antwort (nicht schummeln, nicht googeln…)

 

Update:
Auf dem Parkplatz vor dem Safeways gibt es ein offenes WLAN: linksys

Super, ich bin mit meinem Telefon online und kann sogar bloggen 😉

Das Wiedersehen mit Angenie und Peter war wirklich super und ich hoffe sehr, dass wir uns vielleicht im nächsten Jahr an Yellowstone National Park treffen können. Ich überlege jetzt was ich heute noch machen soll. Ich hatte überlegt zum Alstrompoint zu fahren, aber der Himmel ist einfach nur blau, das lässt keine wirklich famosen Bilder erhoffen.

Warum also nicht zum Zion National Park fahren? Ich könnte mich in Hurricane einmieten und vielleicht sogar morgen einen Abstecher zum Bryce Canyon machen. Ok ich werden das gleich auf der Strasse mit mir ausmachen. Ihr könnt es dann später im BLOG lesen 😉

Ok, ich fahre dann mal los…

…bis später….

Monumental Roundtrip

Gestern ist mir im Monument Valley Visitor-Center mal wieder das tolle Foto aufgefallen, dass Tom Till sicher schon vor vielen Jahren am Hunt’s Mesa aufgenommen hat. Gestern habe ich mir in der „Mittagspause“ auf dem Parkplatz vor dem Visitor-Center anhand meiner topografischen Karten eine kleine Route zusammen gestellt. Heute geht es dann so gegen 10h los nach Monument Valley. Am Supermarkt um die Ecke halte ich kurz an, es gibt zwei dieser famosen Sandwiches mit Geflügelsalat und fünf Äpfel – alles zusammen 10$.

Etwa 90 Minuten später treffe ich am ersten Wegpunkt ein, er passt wie die Faust aufs Auge, super! Es geht nach Osten auf eine gut befahrbare Schotterpiste. Wegpunkt 2 und 3 finde ich auch sehr schnell, noch ist alles gut! Dann beim vierten Wegpunkt finde ich die Straße nicht die auf der Topo-Map eingezeichnet ist. Ich probiere es mal hier und da, aber ich lande immer nur zwischen kläffenden Hunden und irritiert dreinschauenden Indianerkindern. Was für ein Mist! Ich nehme mal eine Route die halbwegs befahrbar aussieht und annähernd zum Hunt’s Mesa führt. Diese Dirt-Road wird aber immer schwieriger zu fahren, es geht über weite Strecken mit fiesen Felsen und dann wieder tiefem Sand. Links und rechts des Weges liegen immer mal wieder zerstörte Autoreifen, was mich sehr nachdenklich stimmt. Dann finde ich links eine kleine Farm, sie sieht relativ verlassen aus. Und dann ist der Weg auch schon zu Ende. Es gibt nur noch ein große ebene weiße Fläche. Allein zwei Reifenspuren führen weiter in meine Richtung.  Ich versuche es mal, aber der Tahoe gräbt sich in den losen Sand ein. Ich stecke fest, so ein Mist!

Ich nehme mal den Rückwärtsgang und gebe ganz ganz vorsichtig Gas, dann wieder vorwärts und wieder rückwärts. Ein paar Mal hin und her und schon bin ich wieder im Spiel. Um mich nicht erneut festzufahren bleibe ich satt auf dem Gas und drehe eine Runde über diesen weißen sandigen kleinen See. Als ich wieder festeren Boden unter den Rädern habe atme ich schwer auf!

Ich starte auf dem Handy mal die Copilot-Software. Vielleicht kennt die ja einen Weg der auf der Topo-Map nicht verzeichnet ist. Es dauert eine Weile bis der Copilot herausgefunden hat wo wird denn gerade sind. Dann geht ein Warnhinweis auf. „Sie befinden sich nicht öffentlichen Straßen. Bitte beachten sie die Gesetzgebung!“ – Ok, ich darf hier also gar nicht sein. Eigentlich darf man ja auch gar nicht allein zum Hunt’s Mesa. Später im Visitor Center erfahre ich wie es „richtig“ geht. Man bucht sich einen privaten Tourguide – der nicht ganz billig ist – und der begleitet einen dann hinauf zum Hunt’s Mesa. Da kann man dann seine paar Fotos machen und es geht wieder zurück.

Mit dem Auto hat man keine Chance. Ich habe mir die Gegend nun zum zweiten Mal intensiv angeschaut und denke man kann da nicht schummeln. Also, wenn Hunt’s Mesa, dann für Geld mit Tourguide und ganz offiziell.

Aber da war ich ja noch gar nicht! Nachdem mich der Copilot so rüde ausgeschimpft hat, habe ich ein schlechtes Gewissen, ich trete den Rückweg an, zumal es hier nicht weitergeht. Ein paar Hundert Meter später steht dann wie aus dem Nichts ein großer Truck vor mir. Drinnen sitzt ein grimmig schauender Indianer, auf der Ladefläche ist jede Menge Heu für seine Pferde. Ich lächle nett, hebe die Hand zum Gruße, er tut dasselbe und schon bin ich an ihm vorbei. Aber mit einem echt schlechten Gewissen!

Als ich an der Schotterpiste ankomme überkommt mich noch einmal kurz der Wagemut. Ich fahre weiter nach Osten. Aber auch das endet einfach nur im Nichts vor einigen kleinen Farmgebäuden. Ich kehre um. Dann an einer größeren „Kreuzung“ kann man links in Richtung Süd-Osten abbiegen, warum nicht? Ich bin nun auf einer gut ausgebauten Schotterpiste. Die Landschaft ist super und es gibt immer wieder krasse Felsen links des Weges. Dann sehe ich in der Ferne einen Felsen der ein gewaltiges rundes Loch hat. Da könnte man mit ein wenig Forschen und Probieren sicher ein paar coole Fotos machen. Aber es führt keine Straße dorthin und es sind sicher mehrere Kilometer, auch wenn er zum greifen Nahe scheint. Egal, ich fahre weiter nach Osten. Auf dem Navi kann ich sehen, dass der südlich Highway in Richtung Kayenta nicht weit weg ist. Das Navi zeigt einen Punkt namens „Little Rocks“ an. Den wähle ich mal als Ziel und folge den Angaben meines Copiloten. Doch auch das geht schief. Ich lande schließlich wieder auf einer Farm zwischen kläffenden Hunden. Eigentlich dürfte ich auch hier gar nicht sein, das schlechte Gewissen meldet sich wieder, es geht so unauffällig wie möglich zurück zur Schotterpiste. Es geht weiter und weiter und weiter. Dies Indian Route nimmt echt kein Ende. Immer wieder kleine Zelte, Holzhütten, Kühe, Pferde, alles sehr ärmlich.

Dann finde ich so etwas wie eine kleine Talsperre, aber es ist ganz winzig. Man kann sicher ein paar hundert Pferde und Kühe damit versorgen, mehr ist es aber nicht. Es führt ein Weg drum herum. Mir kommt ein Indianer entgegen, er ist richtig krass rot im Gesicht, trägt Jeans, Stiefel und einen hellen Hut auf dem Kopf. Er ist bestimmt über 70 und telefoniert mit einem Handy. Jetzt weiß ich, die Zivilisation hat mich zurück!

Am Highway biege ich links ab und mache eine kleine Rundreise. Das hier wollte ich mir immer schon mal anschauen! Am Wegweiser zum Canyon der Chelly werde ich dann ein wenig wehmütig. Es ist schon Mittwoch und am Sonntag muss ich schon wieder im Flieger sitzen. Die Zeit hier ist immer viel zu kurz um all das zu schaffen was man sich vornimmt oder einfach nur wünscht.

Eine Stunde später bin ich am „Valley of the Gods“. Die Sonne steht schon tief, es ist etwa 16h – warum nicht! Ich nehme den kleinen Abstecher. Während ich von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt fahre läuft mir langsam die Zeit davon. Mein Copilot rechnet für die Ankunft am Monument Valley Visitor-Center 17h40 aus – das könnte knapp werden! Schließlich würde ich heute gern den „Vasenius-Schatten“ ein zweites Mal aus einer dichteren Perspektive fotografieren. Ich gebe Gas! Die Straße ist staubig, holprig, kurvig und es geht so heftig auf und ab, dass es schon im Magen kribbelt. Aber dann rettet mich die asphaltierte Hautstraße. Es geht vorbei am Gooseneck State Park zum Monument Valley.

Kurz bevor ich dort eintreffe meldet der Copilot „Route zum Ziel kann nicht ermittelt werden.“ dann steht da „Bitte kehren sie um auf Luftlinie“ – was für ein Spaßvogel hat das denn programmiert? Umkehren auf Luftlinie, der ist echt gut! Ich muss schmunzeln!

Als ich am Kassenhäuschen eintreffe ist es 17h48, es ist niemand mehr da. Ich habe also 10$ gespart – super! Ich drehe eine Ehrenrunde über den Parkplatz und hoffe Allan hier irgendwo zu finden. Aber sein Ford ist nicht hier. Ich versuche es mal auf dem „primitive Campground“ und da steht er auch schon bei zwei anderen Fotografen. Allan erkennt mich sofort und ich freue mich sehr in wieder zu sehen.

Er ist schon bereit und wartet auf das große Ereignis. Ich baue schnell meinen Krempel auf. Die kleine P7000 soll 30 Minuten lang das Schauspiel filmen. Daraus will ich später eine Zeitraffer-Aufnahme erstellen. Auf dem Stativ ist die D300 mit dem 2.8/17-55mm. An der D2x habe ich das 2.8/70-200, in der F80 ist mein letzter Diafilm und es ist das 60er Macro montiert. Die Show kann beginnen – ich bin bereit!

Aber es passiert gar nichts! Wir stehen uns die Beine in den Bauch, quatschen und schauen immer wieder prüfend nach Westen. Da ist der Himmel voller Wolken und heute tut die Sonne und nicht den gefallen sich noch einmal kurz zu zeigen. Schade, es war alles umsonst. Aber was sagt Allan dann „Well, that’s outdoor photography!“ Als er einpacken will sieht der Himmel im Westen grandios aus. Plötzlich rennt Allan wie hypnotisiert hoch zur Straße. Ich hinterher. Vier Kameras habe ich dabei, zwei Stative und einen Rucksack, wie bescheuert das bloß ausgesehen haben muss 🙂

In den Sanddünen fotografieren wir unseren Sonnenuntergang. Es ist der krasseste und schönste des gesamten Trips, ganz so unglücklich sind wir doch nicht 🙂

Als auch dieses Schauspiel vorbei ist verabschieden wir uns. „We’ll keep in touch!“ – oh ja, das werden wir!

Es geht zurück nach Tuba City – die Fahrt dauerte ziemlich genau 90 Minuten und ich bin um 21h auf dem Parkplatz. Als ich auf dem Handy den Flugmodus deaktiviere kommt da eine SMS von Angenie und Peter. Wir werden uns morgen zum Mittagessen in Page treffen. Super, drauf freue ich mich sehr! Morgen ist als wieder ein „Umzug“ angesagt. Ich werde in Richtung Page fahren, dann am Freitag weiter nach Mesquite. Freitagabend nehme ich mir mal „Hoblins Playground“ vor und fahre danach nach Las Vegas. Den Samstag kann ich dann in Ruhe in Las Vegas verbringen. Das Auto sollte ich waschen und wieder etwas herrichten. Dann kaufe ich mir vielleicht noch die 1.5 TB Notebookplatte in dem schönen Apple-Design mit USB3.0 und Firewire 800 für 179 Dollar -das wäre eine Massnahme. Die 500er Festplatte vom Radioshack ist jedenfalls schon wieder voll. Eigentlich wollte ich sie als Backup-Platte für die Fotos dieser Reise. Mal sehen was ich bei Fry’s in Las Vegas alles finde. Vielleicht kann ich mir ja auch mal das neue iPad 2 anschauen 🙂

Hier sind ein paar Fotos des heutigen Tages:

Und nun ab ins Bett…

Der White Mesa Arch und der Vasenius Schatten

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Heute werde ich ganz ohne Wecker ziemlich erholt und ausgeschlafen um kurz vor 8h (Arizona Time) wach. Einzig die Halsschmerzen machen nicht ganz glücklich. Die Aktion nachts im Hemd allein neben dem zugesperrten Auto hat doch Spuren hinterlassen. Die Hände schmerzen noch ein wenig, aber ich kann ja mit einem Stativ fotografieren 🙂 Nach der heißen Dusche ist fast alles vergessen, ich bin sogar mal so pünktlich, dass ich das Frühstück hier testen kann.

Es geht nach nebenan in das kleine gemütlich eingerichtete Restaurant. Hier ist alles nach Navajo-Art gestylt. Das Gebäude ist auch rund, ein wenig ist das sicher an Zelte und früheren Lebensstil der Navajo angelehnt. Die „Werktmarke“ vom Quality Inn nebenan erlaubt den kostenlosen Verzehr drei verschiedener Frühstücksangebote. Ich entscheide mich für die No. 1 – Rührei, Hushbrowns, Vollkorn-Toast und ein kleines Bratwürstchen. Dazu gibt es Kaffee mit Milch – lecker! Der Kellerin lasse ich einen Dollar auf dem Tisch liegen, die Rechnung bekommt zusammen mit dem Gutschein die Dame am Ausgang. War doch ganz einfach…

Hier noch ein Handy-Knipsbild (Cell-Phone-Snapshot)

Zurück will ich kurz in meine E-Mails schauen und siehe da, der Lothar hat sich gemeldet und mir den Tipp gegeben, es doch mal mit dem White Mesa Arch zu versuchen – wo ich doch schon mal in der Nähe bin? Also schaue ich mal im Web was ich so finde. Bei der Webseite von „Lalas-Reisen“ werde ich sofort fündig. Hier gibt es ein Wegbeschreibung und vier GPS-Wegpunkte. Irgendwie schaffe ich es jedoch wieder einmal nicht die Wegpunkte mit Garmin Basecamp einzugeben. Es gibt so viele verschiedene Formate und ich erwische immer gerade die die nicht funktionieren. Damit sollte ich mich mal näher auseinander setzen! Aber ich kann sie direkt in mein GPS eingeben, das ist auch ok! Das alles mache ich in der Lobby, den das Zimmermädchen wirbelt schon durch meine kleine Bude. In der Lobby ist auch ein Computer und so kann ich auch gleich schauen wie die Topografie so aussieh

Eine halbe Stunde später geht es dann los. Die Wegpunkte markieren einen ziemlichen Umweg. Aber es scheint aus meiner Richtung auch keine einfach andere Möglichkeit zu geben. Ein Aspekt ist, dass eine Bahnlinie genau zwischen der Hauptstraße und dem Areal innerhalb dessen sich der Arch befindet verläuft. Aber die Anfahrt ist problemlos und mit der Beschreibung auf dem Handy und den Wegpunkten im GPS klappt alles ganz wunderbar. Die letzten Meter des Weges sind nicht mehr ganz einfach zu fahren. Bis zu der kleinen Farm war alles noch ganz ok, da ist auch regelmäßiger Verkehr. Aber die letzten paar hundert Meter sind ein wenig abenteuerlich. Aber mit dem Tahoe „kommt man ja überall hin“.

Auf dem Rückweg kann ich sogar noch ein kleines Video drehen.

 

Der Arch sieht auch ziemlich gut aus. Er ist von dieser Seite zwar im Gegenlicht, aber das mag ich ja irgendwie. Schön ist auch, dass man aus dieser Richtung einen „Hintergrund“ hat. Würde man auf die andere Seite wandern, er wäre nicht im Gegenlicht aber man würde auch nur langweiligen blauen Himmel sehen. Also mache ich diverse Fotos. Dabei liege ich samt Stativ und Kamera auf dem Boden. Selbst mit einem Fish-Eye ist es nicht ganz einfach dieses Monstrum auf den kleinen Chip zu bannen. Ein paar Dias mache ich auch noch. Der letzte Velvia 50 ist jetzt in der F80. Wenn die 38 Bilder voll sind bleiben mir noch 10 Kodak Ektar 100. Mal sehen was ich unbelichtet zurück mit nach Hause nehmen mus

Nach der Fotosession sitze ich eine Weile in der Sonne, esse einen Apfel aus dem Supermarkt in Tuba City und trinke eine Flasche Wasser. Es ist herrlich ruhig hier, was für ein schönes Fleckchen Erde. Während ich so da sitze denke ich an den Sohnemann und meine Freundin Sandra. So toll es hier auch ist, ich freue mich doch sehr sie bald wieder zu sehen. Aber am Dienstag bin ich schon wieder im Büro. Da sehe ich die ganzen lieben Kollegen alle wieder. Ein wenig bin ich ja auf dem Laufenden geblieben. Meine Facebook-Meldungen waren ja teilweise auch ganz witzig. Wie dem auch sei, es ist einfach schön hier und ich geniesse den Tag in vollen Zügen.

Die Autoschlüssel habe ich jetzt immer in der Hosentasche. Beim Tanken hat sich der Tahoe am Morgen in Tuba City wieder selbst verriegelt. Er macht es ohne Vorwarnung und ich habe immer noch nicht verstanden wann genau er es tut. Als Quittung gibt es sogar ein kurzes „Tuuut“ – wohl dem, der die Schlüssel dabei nicht im Auto hat!!

Gegen 15h breche ich dann wieder auf. Es gibt noch ein kleines Video mit der Nikon P7000. Als ich nach ein paar Minuten eine etwas besser ausgebaute Schotterpiste erreiche die laut GPS nach Süden führt, entschließe ich mich nicht so zurück zu fahren wie ich gekommen bin. Und siehe da, nach etlichen Kilometern bin ich wieder auf der Hauptstraße in Richtung Kayenta. Nun ist auch Monument Valley nicht mehr weit! In Monument Valley soll heute die Sonne einen ganz besonderen Winkel haben. Heute und vielleicht auch Morgen soll der linke der drei Tafelberge die man vom Visitor-Center aus sehen kann, seinen Schatten für einen kurzen Augenblick auf den rechten der drei Tafelberge werfen. Das war ein Tipp von Alan Vasenius den ich am Sonntag bei meinem letzten Versuch einen Permit für „The Wave“ zu bekommen kennen gelernt hab

Als ich in Monument Valley eintrudle muss ich erst einmal 5$ Eintritt zahlen. Danach schaue ich mal von wo aus man eine gute Perspektive auf die beiden Tafelberge hat (Left-Mitten und Right-Mitten heißen sie). Am Campingplatz sieht es ganz gut aus. Ein richtiger Campingplatz ist es übrigens nicht, es ist einfach nur ein staubiges rundes Fleckchen Erde an dem man mit seinem Wohnwagen stehen darf.

Ich fahre mal langsam in das Tal hinein. Es gibt noch weitere gute Plätze, das meiste kenne ich ja schon. Gegen 17h30 bin ich dann am John Ford Point. Es ist schon alles verlassen, die Sonne versteckt sich hinter dichten Wolken. Ich habe wenig Hoffnung, das ich dieses seltene Schauspiel heute werden sehen können. Aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben! Links neben mir sind die „Three Sisters“ zu sehen, ich da reißt plötzlich ein wenig die Wolkendecke auf und die Sonne steht genau über der rechten der drei Felssäulen. Schnell die Kamera heraus holen, schnell schnell schnell… Ich bin rechtzeitig! Und da sieht gerade auch der John Ford Point wirklich gut aus, der Spiegel der Kamera klickt im Sekundentakt.

Dann durchzuckt es mich, die Sonne steht nun schon sehr tief, es ist fast 18h – ob ich das Schauspiel verpasse wenn ich hier länger bleibe? Es geht in Windeseile zurück in den Tahoe. Mit Warp-Geschwindigkeit fahre ich mit meiner Staubwolke um die Wette – ich bin schneller! Alles was an Touristen auf dem Weg zum Ausgang ist wird gnadenlos überholt und eingestaubt. Die Straße wurde seit dem letzten Besuch mit viel Schotter aufgefüllt und ist größtenteils nun sehr gut zu befahren. Als ich am zuvor erkundeten Punkt eintreffe hat der mittlere Tafelberg gerade einen sonnigen Spot im Gesicht. Als ich meine Kamera startklar habe ist aber alles schon vorbei. Die drei Felsklötze liegen im Schatten. Die Sonne ist hinter einer dicken Wolke verschwunden. Wie schade!

Während ich geduldig warte und friere bauen rund herum alle Fotofreaks ihre Stative ab und verlassen das Tal. Ich bleibe! Das was es noch geben könnte ist so selten, das will ich mir nicht entgehen lassen. Im letzten Jahr hatten wir auch einen krassen Sturm tagsüber und niemand hat daran geglaubt, dass die Sonne noch einmal durchkommt und sie kam durch! Bei den Fotos die ich dazu in der Fotocommunity ausgestellt habe wurde schon gemutmaßt, dass der Himmel nachträglich in die Bilder hineinmontiert wurde. Oh ja, in der Fotocommunity sind gibt es große Experten! Besonders bei den Abstimmungsrunden zeigen sie sich von ihrer besten Seite. Es ist immer wieder eine Freude zu lesen was einzelne Mitglieder dort unter die Fotos schreiben die zur Abstimmung stehen. Irgendwie können sie einem ja auch leid tun, nicht die Fotos, sondern diese Typen. Sie sitzen wahrscheinlich den ganzen Tag vor dem Computer und geben einen „Contra“ nach dem anderen ab weil sie sonst nichts haben. Keinen Job, keine Knete, keine Freundin, keinen S…

Während ich still auf das warte was wahrscheinlich nicht mehr kommen wird, geschieht dann das Erhoffte und es geschieht vollkommen lautlos! Die drei Berge beginnen dunkel rot zu leuchten. Und tatsächlich, der Left-Mitten ist als Projektion auf dem Right-Mitten zu sehen – Grandios – DANKE ALLAN VASENIUS 🙂 Auf meinem Stativ steht die D2x, ich mache 5-er Belichtungsreihen mit einer Differenz von 0,7 Blendenwerten. Das sind etwa 100MB pro Bild. Und gerade als das Schauspiel beginnt ist die 16GB Speicherkarte in der D2x voll. Eine Reservekarte habe ich schon in der Hand, aber die grüße Diode leuchtet noch, die letzten Bilder werden noch auf der Karte gespeichert. Sie jetzt heraus zu ziehen könnte fatal sein. Also muss ich mit kribbligen Fingern warten biss die grüne Lampe endlich erlischt. Zack raus, rupf hinein, formatieren und Löss – Klick Klick Klick – was für ein Schauspiel!

Zwischendurch nehme ich kurz die F80 und mache ein paar Dias, freihändig, ich habe zu wenig Stative! Dann mit der D300 und dem 70-200mm Teleobjektiv ein paar gezielte Ansichten des lang ersehnten „Schattens“. Dann zurück an die D2x. Dann ein anderes Objektiv, 2.8/20mm mit B&W-Grauverlaufsfilter, Klick Klick Klick… Das Schauspiel dauert nur einige wenige Minuten und dann geht es so lautlos wie es kam. Ich warte noch eine Weile ob es vielleicht noch einen knallig bunten Abendhimmel gibt, aber er bleibt langweilig. Gegen 19h sitze ich dann im Auto, ich drehe noch ein paar Runden über den Parkplatz, aber Allan Vasenius kann ich nicht finden. Schade, ich habe auch keine Handy-Nummer von ihm. Es geht zurück nach Tuba City. Es sind etwa 150 Kilometer, die sitze ich auf der linken „Pobacke“ ab 🙂 Ok, es ist dann doch ziemlich eintönig.

Um nicht einzuschlafen gebe ich mir allerfeinste „Gitarrenlehrer-Musik“ – Crystal Planet von Joe Satriani. Das groovt wie die Hölle und die Gitarrensolos sind kaum zu ertragen. Aber ich mag es und ich kann es richtig laut hören, es ist kein Beifahrer dabei der zu schlafen versucht. In Kurz vor 21h treffe ich in Tuba City ein, es geht noch schnell zu McDonalds, dann ins Hotel. Bilder sichern, Filmschnipsel anschauen, bloggen, ganz schnell ist es wieder 2:00 am Morgen…

Gute Nacht!

Blue Canyon Reloaded

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Endlich schlafe ich mal wieder richtig aus, tut das gut! Im Bett sitzend ergänze und überarbeite ich noch den Artikel von gestern Abend. Das kleine Off-Road-Video will auch noch geschnitten werden. Die Zeit vergeht und plötzlich klopft das Zimmermädchen. Es ist schon fast 11h (Utah-Time). „Hi, please give me a few minutes…“ Ich packen meinen Krams zusammen, den kleinen Mac muss ich stehen lassen, sonst wird das mit dem YouTube-Video niemals was. Ich räume alles beiseite und lege der netten Dame drei Dollar auf mein Kopfkissen.

Es geht los, als erstes Ziel steuere ich den Supermarkt unten an der Hauptstraße an, den das „Inklusiv-Frühstück“ habe ich lange verpasst. Im Supermarkt gibt es ganz frische Salate und ein famoses Sandwich mit Chicken-Salad. Ich kaufe packe noch ein bisschen Obst und ein paar Dosen Dr. Pepper in meinen Einkaufswagen. Während ich dann an der Kasse warte tippt mir jemand auf die Schulter. Es ist ein Indianerin in fortgeschrittenem Alter, sie trägt ein grünes Polohemd mit dem Logo des Supermarkes. Ich soll an ihre Kasse kommen, sie hat gerade geöffnet. Super, das ist mir in Deutschland in 46 Jahren noch nicht passiert 🙂

Die Kasse ist anders als bei uns. Es gibt kein Förderband sondern einen großen runden „Drehteller“. Die Kasse selbst ist wie eine große ovale Insel gebaut. Das kannte ich auch noch nicht, aber es ist durchaus praktisch. Meine Einkäufe kosten keine 20 Dollar, einige Minuten später bin ich unterwegs. Es geht nach Süden, aber nicht wirklich weit. Kurz hinter Tuba-City hat man nach rechts einen tollen Blick in einen schönen Canyon. Dort halte ich an und nun gibt es das Sandwich und den Salat. Schmeckt alles prima, dazu eine Cherry-Coke 🙂 Als Nachtisch einen Snickers – irgendwie muss ich ja auf meine Kalorien kommen.

Dann geht es weiter, ich möchte noch einmal in aller Ruhe und ganz ohne Sturm zum Coalmine-Canyon. Im vorletzten Jahr hat es uns ja fast in den Canyon geweht und Wolfgang hat dort sein GPS verloren. Ich habe in meinem Garmin einen Wegpunkt gespeichert, den habe ich noch auf der Festplatte gefunden. Aber ich suche trotzdem mal auf dem Handy-Navi ob es des Coalmine-Canyon dort nicht gibt. Super, da steht Coalmine Mesa, das klingt gut! Als ich eine halbe Stunde später dort ankomme muss ich feststellen, dass Coalmine Mesa eine kleine Geisterstadt ist. Mit dem Canyon hat das nicht viel zu tun, ich bin schon wieder 10 Kilometer zu weite gefahren. Also wenden! Kurze Zeit später bin ich noch längst nicht an meinem Wegpunkt als ich einen Abzweig sehe. Es geht auf die Bremse und ich biege rechts ab. Den Canyon kann ich schon sehen, es scheint eine andere „Zufahrt“ zu sein als die die ich schon kenne.

Auf der ersten Anhöhe bleibe ich mal stehen, das Panorama ist famos. Aber gleich neben mir ist auch wieder eine wilde Müllkippe. Was hier einfach alles abgekippt wird ist schon erstaunlich! Während ich meine erste Fotos mache kommt ein weißer Chevrolet Suburban auf mich zugefahren. Ich bekomme einen Schreck, bin ich auf einem Privatgrundstück? Da stand aber nichts von wegen „Private Property – Keep out“ oder ähnlich. Als das Auto dann fast bei mir ist kann ich eine nette Indianerlady erkennen. Sie winkt freundlich und fährt einfach weiter. Super, alles ist gut. Während ich noch ein Foto machen will ist sie plötzlich auf dem Foto, aber so von weit weg – wie hat sie das nur gemacht? Ich steige ein, es geht weiter. Kurz drauf weiß ich wie sie es gemacht hat, es geht krass den Berg hinab! Links kann ich den Rand des Canyons sehen. Ich biege ab und kann fast bist an den Rand heranfahren. Das Panorama ist grandios, aber ich bin mir unsicher ob das auch erlaubt ist. Einige prüfende Blicke nach links und rechts, ich bin ganz allein.

So geht es weiter, von Klippe zu Klippe arbeite ich mich langsam nach Norden vor. Ich bin auf einer „Landzunge“ – links und rechts geht es wirklich atemberaubend weit in die Tiefe. Bei letzten Stopp klettere ich auf einen kleinen Vorsprung, was für eine Aussicht. Auf dem Rückweg rutsche ich dann am steilen Hang ein paarmal aus, nun bloß nix dummes machen und in den Canyon stürzen! Auf allen Vieren geht es den Hang hinauf. Die D2x habe ich so halb auf dem Rücken. Als ich am Auto ankomme fehlt mal wieder das Gummi des Vergrößerungsokulars (Nikon DK-17) – schon wieder, immer wenn ich eine Nikon seitlich am Körper trage und ein Stück laufe geht mir dieses blöde Gummi flöten. Bei der D300 ist das „Eye-Piece“ auch schon weg. Dort habe ich derzeit das Gummi meiner D60 drauf geschoben, das passt ganz gut und ist sogar besser gepolstert als das der D300. Ok, wenn ich daheim bin schaue ich mal wo es multiplen Ersatz für die Dinger gibt.

Irgendwann erscheint mir die sandige schmale Dirt-Road nicht mehr zielführend. Ich wende den Tahoe und es geht zurück zur Hauptstraße. Dort angekommen wird kurz überlegt wie es weitergehen soll. Ich blinke links und fahre noch ein mal nach Coalmine Mesa. Dort erkunde ich die kleine Geisterstadt mit meiner P7000 auf meinem kleinen Reisestativ. Es gibt ein altes Kino, zwei Schulen, einen verlassenen Basketballplatz, einen Maschinenhaus. Hier haben wirklich mal Menschen gelebt! Inzwischen ist alles recht verfallen. Aber ich mag ja so marode Orte sehr gern. Wenn man jetzt nur ein Model dabei hätte, hier könnte man echt ne Menge cooler Aktfotos knipsen!

Wieder am Auto geht es noch einmal zum Blue Canyon, obwohl ich gestern schon dort war. Das Areal ist faszinierend und ich möchte es noch ein wenig erkunden. Als ich fast bei den „Five Padres“ bin biege ich aber nach links ab und fahre in Richtung Norden. Das macht Spaß und es gibt viel zu sehen. Irgendwann bin ich am Wegpunkt BC3 – den habe ich noch aus dem Jahr 2009. Wolfgang hat mir damals eine tolle Mail mit vielen Wegpunkten zugeschickt. Am BC3 hat man einen wirklich tollen Überblick auf weite Teile dieses tollen Gebietes. Inzwischen ist es fast 16h und das Licht wird langsam „fotogener“. Ich wende und fahre langsam zurück. Bei einem Zwischenstopp kommt dann eine ältere Indianerin in einem weißen Allrad-Van vorbei. Das einzige Auto das ich hier den gesamten Tag über sehen werde!

Ich fahre ganz langsam mit vielen Stopps am Rand dieses wunderbaren Canyons vorbei. Alle paar Meter muss ich halten und die kleinen Männchen mit ihren rotbraunen Zipfelmützen fotografieren. Der Tahoe macht mich indes fast wahnsinnig. Ständig macht es „Bing Bing Bing Bing Bing“. Mit Microsoft’s Bing hat das nix zu tun, es ist einfach nur nervig. Diese oder jene Türe ist offen, die Bremse ist getreten, der Schlüssel steckt, Licht ist an, Bing Bing Bing – wir mir das auf den Keks geht. Sandra hat neulich schon gesagt, dass sie bei ihrem nächsten Auto dieses „Gebimmel“ irgendwie abschalten würde und dass sie manchmal fast froh ist einen alten Opel zufahren der nicht ständig piepst und bimmelt.

Als ich etwa auf der Höhe von „Merlins Zipfelmütze bin“ (Auch ein Fatali-Motiv) schaue ich so fasziniert auf den Canyon, dass ich gar nicht bemerke, dass mein Tahoe langsam aber sicher in ein großen Feld mit tiefem Matsch hinein rollt. Als ich es bemerke ist es fast zu spät. Ein beherzter Tripp auf das Gaspedal, die Räder drehen durch, das Auto schlingert von links nach rechts, die ESP-Lampe blinkt, Kieselsteine prasseln von innen gegen die Kotflügel, das Ding schaukelt, der Motor dröhnt… Mir bricht der Schweiß aus, aber es geht alles gut. Uff, das war knapp!

Ich schaue nun konzentrierter dorthin wohin ich fahre. Zum Fotografieren halte ich an und steige aus. Bing Bing Bing, der Tahoe nervt bei kurzen Stopps total.

Als ich die „Five Padres“ passiere sind es noch etwa 30 Minuten bis Sonnenuntergang. Ich fahre einfach mal weiter, mal schauen was es noch so gibt. Ich finde etwas später eine Säule die mich sehr an den Hund aus der Fernsehserie „Peanuts“ erinnert. Es ist Snoopy und er steht auf seinen Hinterbeinen. Die Sonne steht tief, nur sein Kopf ist noch im Licht, der Rest ist schon im Schatten. Allein dieses „Ding“ würde es lohnen noch einmal zurück zu kommen!

Etwas später verliert sich die Dirt-Road so langsam aber sicher zwischen Sand und Gestrüpp. Ich mache kehrt und fahre langsam in Richtung „Five Padres“. Heute will ich mal Silhouetten fotografieren. Also wieder ein paar Stopps und der Tahoo macht wieder Bing Bing Bing…

Bei den Five-Padres angekommen ist die Sonne dann auch weg. Ich stelle den Tahoe so, dass ich die Location mit dem Fernlicht ausleuchten kann. Mein Plan ist, noch eine Stunde zuwarten bis es völlig dunkel ist und dann ein paar Fotos mit der Nikon F80 auf Velvia 50 zu versuchen. Irgendwas mit ganz ganz langen Belichtungszeiten. Der Himmel ist wolkenlos, man sollte neben dem Mond alle Sterne sehen können. Das kommt vielleicht ganz gut. Eine andere Alternative wären ein paar HDRs dieser coolen Location im Fernlicht des Tahoe.

Big Shit oder: Don’t die out there!

Sobald das Ding korrekt steht stoppe ich den Motor, mache den Sitz ein wenig weiter nach hinten und bereite mich darauf vor eine Stunde zu warten bis es richtig dunkel ist und ich die Sterne sehen kann. Aber es wird auch kalt und ich bin irgendwie zu „kribbelig“ um jetzt einfach still eine Stunde im Auto zu warten. Also auf die Türe, der Tahoe „bingt“ schon wieder, wie nervtötend ist das denn. Ich ziehe den Schlüssel aber und lege ihn auf die Mittelkonsole, so kann ich ihn wenigstens nicht verlieren. Raus aus dem Auto, Fahrertüre zu, Seiten Türe auf, Pulli raus, Türe zu, Pulli, an – KLACK – TUT

KLACK? Was ist denn jetzt los? Ich will wieder hinein in den Tahoe aber er ist verschlossen! Oh nein oh nein, nun ist genau das passiert wovor Sandra die letzten Tage immer Angst hatte und was ich für total unmöglich hielt. Der Tahoe hat sich selbst verriegelt und ich bin ausgesperrt weil die Schlüssel auf der Mittelkonsole liegen. Ich brauche eine ganze Weile um den Ernst der Lage zu erkennen. In etwa 60 Minuten ist es hier stockfinster, der Mond ist nur noch eine Sichel, also nicht wirklich hell und nachts haben wir hier schnell Temperaturen um die 0°C.

Alles was lebenserhaltend wäre habe ich dabei, aber ich komme nicht heran. Ich kann die warmen Kleidungstücke, das Wasser, die Kekse sehen. Aber es nutzt mir alles nichts. Was mache ich nur? Zurück zur Hauptstraße sind es locker 20 Kilometer. Ich stecke fest, es wird Nacht und ich bin mitten in der Wildnis. EIN Auto habe ich heute gesehen, genau EIN Auto! Ob sich morgen jemand hierhin verirrt ist zweifelhaft. Den Reifenspuren nach zu urteilen war ich der letzte und einzige Besucher seit gestern. Während ich noch immer ungläubig an den Türgriffen rüttle kommt langsam so etwas wie Panik auf. Es muss etwas geschehen und es muss schnell geschehen solange ich noch etwas sehen kann! Ich überlege ob ich eine Scheibe einschlagen soll. Das ist vielleicht die einzige Lösung. Nur welche Scheibe? Vielleicht nehme ich die Scheibe hinter dem Fahrersitz. Von dort aus ist der Schieber zu erreichen um die Fahrertüre zu öffnen. Vielleicht schaffe ich es ja unten links ein Loch in die Scheibe zu schlagen. Ich renne los und such einen geeigneten Stein.

Ich finde einen etwa fünf Kilogramm schweren rauen Sandstein, das sollte gehen. Zurück am  Auto atme ich kurz tief durch und tue dann einen beherzten Schlag gegen das Fenster der rechten hinteren Türe. Der Stein prallt ab, ich verletze mir die rechte Hand und mehr als ein paar Schrammen sind auf dem Seitenfenster nicht zu sehen. Was ist denn das? Damit habe ich nicht gerechnet. Der Tahoe sieht nicht nur aus wie ein Panzer, er ist auch so gebaut!

Ich versuche es erneut, diesmal mit viel mehr Kraft. Der Stein prallt wieder ab und die rechte Hand tut jetzt richtig weg. Ich habe keine Handschuhe, ich habe einfach gar nichts. Scheiße was mache ich bloß. Ich suche mir einen größeren Stein, rumms, nichts, rumms, nichts, ich schaffe es nicht das Seitenfenster zu zertrümmern. Die Kratzspuren sind nun ganz deutlich zu sehen, aber das ist kein Glas, das ist irgendein Kunststoff, so etwas habe ich in meinem ganzen Leben nicht nicht erlebt. Ich werde nun langsam wirklich panisch, die Nummer mit dem Stein kann ich vergessen, jedenfalls am Seitenfenster. Soll ich versuchen ohne Taschenlampe, ohne GPS ohne alles zu Fuß in der Dunkelheit 20 Kilometer bis zur Straße zu laufen? Soll ich mich zusammengekauert bis morgen früh neben den Tahoe setzen und hoffen dass ich zum einen nicht erfriere und das morgen vielleicht jemand vorbei kommt der mir helfen kann?

Ich versuche mich zu beruhigen, zu kritisch ist die Lage. Was haben ich noch dabei? Eine fast neue Timex – wäre ich James Bond hätte sie einen eingebauten Laser der Stahlplatten schneidet, aber ich bin nicht James Bond. Ok, da ist mein Schweizer Taschenmesser. Könnte ich damit etwas versuchen? Ich gehe prüfend um den Tahoe herum. Die einzige Schwachstelle scheint mit das Heckfenster zu sein. Man kann es via Fernbedienung separat öffnen. Es hat oben zwei Scharniere und unten in der Mitte der Heckklappe eine Verriegelung. Die ersten Versuche diese mit dem Messer aufzubrechen scheitern. Ich will auch nicht den gesamten Mietwagen rundherum demolieren. Was mache ich bloss…

Dann schaffe ich es die rechte untere Ecke der Heckscheibe mit Hilfe des Flaschenöffners des Taschenmessers soweit aufzuhebeln, dass ich mit den Fingern dazwischen fassen kann. Ich steige auf die hintere Stoßstange und umfasse mich beiden Händen die Kante des Fensters. Was nun, soll ich es wirklich versuchen? Was wenn die Scheibe zerspringt und ich mir die Hände zerschneide? In der Hoffnung, dass die Heckscheibe aus dem gleichen Material wie die Seitenscheiben gemacht ist ziehe ich mit aller Kraft nach schräg oben.

Dann passiert es, mit einem lauten Knacks öffnet sich das Heckfenster, ich bin gerettet. Der kleine Hebel an dem die Scheibe einrastet hat nachgegeben, der Tahoe hat eine Schwachstelle! Ich bin erleichtert. Durch das Heckfenster krieche ich in das Auto, greife mit den Schlüssel und entriegele alle Türen. Ich bin gerettet!

Der Puls schlägt schnell, ich bin wirklich aufgeregt. Um mich ein wenig zu beruhigen versuche ich den „Vorfall“ einfach zu übergehen und ein paar Fotos mit der kleinen Nikon P7000 zu machen. Aber es fällt schwer, mir ist übel. Die Magensäure steht mir ganz weit oben. Noch mal gut gegangen! Ok, lassen wir den Quatsch mit den Langzeitbelichtungen! Ich setze mich in den Tahoe und fahre zurück nach Tuba City!

Dort angekommen bekomme ich eine SMS von Angenie und Peter die ich 2009 bei den Narrows an der Cottenwood Road getroffen habe. Sie sind in der Nähe von Kanab. Ich will mal schauen wie ich mich mit ihnen treffen kann. Hier in Tuba City funktioniert wenigstens mein Handy. Als alles im Zimmer ist, verlängere ich an der Rezeption mein Zimmer um weitere zwei Tage. So kann ich von hier aus nach Monument Valley fahren, vielleicht auch einmal morgens ganz früh zum Coalmine Canyon. Und am Donnerstag könnte ich dann via Kanab und St. George in Richtung Las Vegas aufbrechen. Angenie und Peter könnte ich unterwegs vielleicht in Kanab oder Page treffen und es bliebe noch Zeit für einen Abstecher zu „Hoblins Playground“ in der Nähe von Mesquite.

Ok, ihr werde erfahren wie es weiter gegangen ist 🙂 Jetzt schaue ich erstmal kurz die vielen hundert Bilder des Tages durch. Dann kann ich ein paar Bilder aussuchen, hier einhängen und dann den ganzen Spaß publizieren.

Was für ein Tag…

Update:

So sieht das Seitenfenster jetzt aus:

So sieht das Seitenfenster jetzt aus :-(

Hier sieht man ganz gut wie tief die Reifen im Schlamm gesteckt haben:

Update am 5. April:

Ich bin jetzt wieder in Deutschland. Die Schrammen in der Seitenscheibe habe ich mit etwas feinem  Nassschleifpapier, viel Wasser und reichlich Politur geglättet. Bei der Rückgabe ist es dann nicht mehr aufgefallen. Das Fenster ist dort jetzt einfach ein wenig stumpf. Den verbogenen Hebel der hinteren Scheibenverriegelung konnte man mit einer Zange gerade biegen, so dass er wieder korrekt schließt. Zange und Schleifpapier habe ich im Walmart für kleines Geld gefunden. So ist diese fiese Situation letztlich gut ausgegangen und es ist eine gute Geschichte übrig geblieben. Gott sei Dank, es hätte auch anders sein können.

Eben habe ich mir die Strecke mal mit Google Earth angeschaut. Der Weg zurück zur Straße beträgt Liftlinie 22 Kilometer!

Hier ist das Bild dazu, es kann via „Klick“ vergrößert werden. Der Blue Canyon ist oben rechts in der Ecke, die Straße verläuft an der unteren rechten Ecke.

Blue Canyon

Im Land der „Zipfelmützen“

Nachdem der Kaffe geschmeckt hat und ich mich nebenan beim McDonalds mit einem „Big Mac Menu“ gestärkt habe, geht es auf zum Blue Canyon – der ist gar nicht blau und ich denke der heißt auch gar nicht so! Der eigentliche Blue Canyon ist meiner Meinung nach etwas weiter östlich. Aber egal, es ist jedenfalls das Areal in dem Michael Fatali von einigen Jahren das Bild mit den „Five Padres“ geschossen hat. Seit es dieses Bild gibt haben viele Fotografen versucht diesen Ort zu finden. Michael Fatali hat selbst ein großes Geheimnis daraus gemacht, schließlich lebt er von der Einzigartigkeit seiner wirklich guten Fotos. Aber wie es im Zeitalter von Google Earth so ist, irgendwann fliegt alles auf 🙂

Mein Freund Wolfgang war lange auf der Suche nach diesem Ort. Er hat viele Menschen hier gefragt ob sie wissen wir das Foto von Michael Fatali entstanden sein könnte. Er hat Visitenkarten verteilt und E-Mails in die halbe Welt geschickt bis schließlich jemand eine Wegbeschreibung geschickt hat. So konnten wir bereits 2009 von Page aus dorthin fahren. Das war damals eine ziemlich heftige Tour und wegen des weiten Rückwegs sind wir am frühen Nachmittag wieder aufgebrochen. Ich erinnere mich noch gut daran, dass wir keinen Sprit mehr hatten und es in ganz Tuba City einen Stromausfall gab. Daher liefen auch die Pumpen in den Zapfsäulen nicht und wir haben damals eine ganze Weile hier festgesessen.

Um mal bis zum Sonnenuntergang dort bleiben zu können habe ich mich hier in Tuba City für zwei Tage einquartiert.

Den Weg zum „Areal“ konnte ich diesmal ganz leicht finden. Ich habe es eben schon beim Artikel des Vortages kurz erläutert. Mit der Software Garmin BaseCamp kann man auf dem Mac den aufgezeichneten Track öffnen. Diesen habe ich auf das „abgestrippt“ was für mich interessant ist und dann über die Funktion „Route aus Track erstellen“ eine Route generiert die sich mit dem Auto dann ganz einfach abfahren lässt.

Das sieht dann so aus:

Einen Weg vom nördlich verlaufenden Highway 160 scheint es nicht zu geben, daher muss ich einen echt großen Umweg fahren. Am Abzweig von der 264 rausche ich prompt mal wieder vorbei. Zu eintönig ist die Strecke zu tief hänge ich in anderen Gedanken fest – aber ich bemerke es nach 100 Metern und die Straße ist breit genug für einen schnellen U-Turn.

Es geht weiter auf einer gut zu befahrenden Dirt-Road. Man könnte sie sicher auch mit einem „normalen“ Auto fahren, es gibt ein kräftiges „Washboard“ aber das Gerüttele macht dem robusten Tahoe nur wenig aus. Überhaupt ist diese Auto ziemlich cool. Während der Nissan X-Terra mit seinen Blattfedern an der Hinterachse bei krassen Querrillen irgendwann anfing regelrechte Sprünge zu machen und fast unbeherrschbar zu werden, donnert der Tahoe mit seinen 3000  Kilogramm (gefühlte Masse) mit 80 Km/h durch die Prärie – dabei läuft die Klimaanlage, das Radio spielt, ich halte eine Dose Cola in der rechten Hand und der Motor dreht gerade mal 1200 U/min – was für ein Panzer…

Kurz vor der Fotolocation geht es ein Stück ganz kräftig den Berg hinab und durch ein kleinen Wash. Hier würden die meisten „normalen“ PKW nicht mehr weiter kommen. Mit genug Bodenfreiheit ist es aber kein Problem so lange der Wash trocken ist. Sollte dort Wasser stehen ist hier die Fahrt zu Ende und es geht die letzten 2 Kilometer zu Fuß weiter. Der Wasch würde dann tiefen Schlamm führen und wäre wahrscheinlich unpassierbar. Aber ich habe Glück, es ist alles knochentrocken. Ein kleines Video drehe ich auch, mal sehen wann es hier genug „Bandbreite“ gibt um es bei Youtube hochzuladen.

Update am Montag – Endlich hat der Upload geklappt



An der Location angekommen ist das Bild der berühmten „Five Padres“ inzwischen ein wenig traurig. Die meisten der roten Zipfelmützen sind inzwischen abgestürzt. Aber das ist der Gang der Ding, nur so entsteht in Zukunft neue vielleicht noch viel coolere neue Loctation – aber ob wir das noch erleben?

Wie dem auch sei, nach einer kleinen „Orientierungsrunde“ für das Video halte ich am schönsten Punkt an und packe die D300 aus. Es ist noch das 2.8/70-200 Telezoom montiert – fein! Ich wandere eine Weile im Areal herum und versuche ein paar Schöne Dinge aus dem ganzen Durcheinander mit dem Tele und offener Blende (= wenig Tiefenschärfe) heraus zu picken. Es ist inzwischen später Nachmittag und es ist abzusehen, dass die Sonne bald untergehen wird. Etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang schnappe ich mir dann die D2x und stecke das famose AF-D 2.8/60mm in das Bajonett. Das ist mein Konzept für heute – nicht ZOOMEN sondern BEWEGEN. Ansel Adams hatte auch kein Zoomobjektiv und hat trotzdem großartige Fotos gemacht. Mal sehen ob es heute auch klappt.

Ich fotografiere mehrere Silhouetten gegen das Sonnenlicht und versuche einige Bilder durch die Einbeziehung des Vordergrundes interessant zu gestalten. Das ist nicht ganz einfach, denn wenn es „Vordergrund“ gibt ist er entweder steil und sandig oder so klein, dass ich auf dem Boden liegen muss. Was für ein Aufwand.

Während ich mit meinen Leibesübungen beschäftigt bin muss ich an die gute lange Gespräch mit Allan denken. Er hat mir erzählt, dass es in den USA eine Redewendung gibt die das „Fotoverhalten“ und Kulturbewusstsein der Amerikaner beschreibt:

„Where is the Mona Lisa, I’ve double parked?“

Ich stehe heute nicht in „Zweiter Reihe“ und ich nehme mir für meine Mona Lisa heute ganz viel Zeit. Als es dunkel ist steige ich in meinen Tahoe und fahre einfach genau den Weg zurück den das GPS auf dem Hinweg erneut aufgezeichnet hat. Das ist wirklich einfach! Mein großer Panzer donnert mit 80 Km/h über die Querrillen, als das Fernlicht plötzlich eine schwarze Kuh erfasst die mitten auf der Dirt Road steht. Reifen blockieren, das ABS greift ein, das EPS gibt alles, der Tahoe springt über die Bodenwellen, die Kuh brüllt vor Schreck, Adrenalin schießt wie Säure durch die Blutgefäße – NOCH MAL GUT GEGANGEN – Uff, das war knapp. Nur weil der Tahoe es kann, sollte man es nicht tun – ich fahre langsamer…

Am Horizont nähern sich Lichter, ich bin tief im nirgendwo, viele Kilometer weit weg von der Hauptstraße. Die Lichter kommen näher und ich mache mir so meine Gedanken. Auf der Ablage zwischen den Sitzen liegt mein „Falschgeld-Portemonnaie“  mit ein paar kopierten Dollarnoten, abgelaufenen alten Kreditkarten und irgendwelchen alten Kundenkarten von Europcar und SIXT – sieht wirklich echt aus und stellt im Zweifel einen Dieb vielleicht solange zufrieden bis ich in sicherer Entfernung bin.

Die Scheinwerfer kommen näher und näher. Ich bin allein und obwohl ich weiß, dass das hier ein sicheres Reiseland ist bin ich doch ein wenig angespannt. Ich gehe ein wenig vom Gas und fahre soweit rechts wie möglich. Dann wird ein weißer Truck in der Dunkelheit sichtbar. Er hält an! Ich fahre auf gleich höhe und halte auch an. Im Truck sitzt ein alter Indianer mit kariertem Hemd und Cowboy-Hut. „Are you okay?“ fragt er mich. „Oh well I’m fine thank you!!“ Er hebt die Hand zum Gruß und der große V8 seines Truck blubbert mit gefühlten 980 U/min davon. Ein wenig erleichtert fahre ich weiter. Als ich die Hauptstraße erreiche bin ich wirklich ziemlich am Ende und sitze die vielen Kilometer bis Tuba City einfach nur noch ab.

Als ich die Stadt sehen kann fallen mit rote und blaue Blinklichter auf, was ist da wohl los? Als ich nach etwa 30 Minuten auf der Hauptstraße zum Motel hinauf fahre stehen überall Polizeifahrzeuge und Krankenwagen. Ich will nicht blöd gaffen und fahre die letzten 500 Meter bis zum Motel den Berg hinauf.

Im Zimmer angekommen schaffe ich es gerade noch die Bilder auf die externe Festplatte zu kopieren. Noch bevor ich einen Satz für meinen BLOG schreiben kann falle ich einfach um und schlafe mit nicht geputzten Zähnen einfach ein. Was für ein Tag.

„Los Padres“

„Protecting her Babies“

„Der frustige kleine Gartenzwerg“ – immer nur im Schatten zu stehen ist so blöd…

„Santa Claus“