Teneriffa 2012 – Die andere Seite

Auf dem Pico del Teide mit Nikon D800E

Statt täglich zu veröffentlichen was sie beeindruckt und bewegt, hat meine Freundin Sandra den Urlaub in zwei umfangreichen Artikeln zusammengefasst. Wer wissen will wie die „andere Seite“ der Reise aussah, der wird hier fündig werden 🙂

Tenerife 2012 - El Medano

Tenerife 2012 - El Medano

Eine neue Woche in Mainz

Update am 12.08.2011:

Hier habe ich noch eine Version mit GEMA-freier Musik. Die sollte man sich hoffentlich auch in Deutschland ohne Probleme anschauen können 🙂

 

Als mein Telefon klingelt ist es 5h morgens, es ist mein privater Weckruf und es ist schön am Morgen Sandras vertraute Stimme zu hören. Kurz drauf stehe ich unter der Dusche, dann schnell anziehen und das Motorrad satteln. Heute darf mal der Tankrucksack mit den ich noch nie benutzt habe, Kollege Hauke möchte ihn sich mal anschauen. Der Rucksack ist ganz praktisch, hätte ich gar nicht gedacht! Es passt sogar die Nikon D7000 hinein, endlich kann ich mal einen Fotoapparat auf dem Motorrad mitnehmen ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen – cool!

Als es losgeht ist es noch vor 6h – es ist Sommer und doch recht kalt – das Thermometer zeigt gerade einmal 15,5°C – ich trage nur eine Lederkombi und oben herum auch nur ein T-Shirt – nicht wirklich klug – damit hätte ich nicht gerechnet. Bei Bad Breisig fällt mir dann auf, dass die kleine GoPro Kamera wieder einmal im Fotomodus war und ich bei meiner Abfahrt nur ein Bild geknipst habe statt die Aufnahme zu starten. Aber das wird jetzt nach geholt. Kaum habe ich den Seitenstreifen verlassen kommt von hinten ein Typ in einem Porsche, Lichthupe, dicht auffahren, ganz plötzlich steht Pimmelfechten auf dem Programm. Also kurz den Gashahn aufreißen, 2. Gang, 3. Gang, wenige Sekunden vergehen und vom schweineteuren Porsche sind im Rückspiegel nur noch zwei kleine Lichter übrig. Aber da heißt es dann auch schon wieder vom Gas zu gehen. Erstens darf man hier noch gar nicht so schnell fahren und zweitens ist da auch ein Bus der die freie Sicht versperrt. Der Typ im Porsche hat es kapiert, da fährt keine voll bepackte 125er vor ihm, er hält Abstand und kurz drauf ist er dann auch hinter den überholten Autos verschwunden. 2KG/PS sind kein schlechtes Verhältnis 🙂

Es geht über die B9 nach Mainz, das Wetter ist nicht so schön wie erwartet. Statt des erhofften grandios eingefärbten Morgenhimmels gibt es nur Nebel im Rheintal. Aber kurz nach Bingen klart es dann auf. In Mainz steuere ich kurz mein Appartement an. Schnell umziehen und dann ab ins Büro, die Arbeit wartet.

Später kopiere ich die Video-Dateien auf meinen Mac Mini. Der Import der Dateien soll mehrere Stunden dauern, da bleibt Zeit für einen Besuch auf der Kirmes gleich nebenan. Als ich zurück bin ist immer noch nicht alles konvertiert, was für eine Datensintflut…

Bis das Video geschnitten, exportiert und bei YouTube hochgeladen ist werden mehrere Tage vergehen!

Am Donnerstag starte ich um kurz nach 7h den Upload. Das Video läuft knapp 28 Minuten und ist etwa 1,8GB groß – wow… Am Abend ist es dann geschafft, das Video ist online – aber in einigen Ländern wegen der unterlegten Musik von Joe Satriani gesperrt. Also schnell das Einspruchsformular ausfüllen, die Songs sind krass zusammen gedampft und die Lautstärke ist reduziert, das wird sich wohl niemand heraus kopieren und auf eine CD brennen wollen.

Schnell noch diesen kurzen Artikel schreiben und dann geht es auch schon wieder zurück nach Bonn. Draußen scheint die Sonne, die Batterie der kleinen GoPro ist frisch geladen und ich überlege welchen Weg ich fahren und filmen soll. Na, schauen wir einfach mal…

Los geht’s – bis später 🙂

Mit Sandra an der Lahn – Oder: Ein Blau-Weißer Ausflug

Samstag morgen, die Sonne scheint, ich habe einen Brummschädel. Schlecht geschlafen, die Nase trieft, ich fühl mich mies. Ein erster Kaffee hilft und das Frühstück richtet mich dann doch noch auf. Es ist etwa 9h und wir beide sind schon ganz kribbelig. Moped fahren? Aber klar! Wohin? “Hm, wie wäre es wenn wir auf der B42 zur Lahn fahren, dann in Richtung Nassau und anschließend auf verschlungenen Pfaden zurück nach Bon?” “Jo, das klingt doch mal nach einem Plan!”

Zähne putzen, anziehen, ab in die Tiefgarage und los. Sandra schnappt sich die weiße Turbine ich nehme wieder den blaue “Brüderchen”. Es ist schon fast Mitte September, die Sonne lacht und als wir bei etwa 20°C mit 100 Km/h den Rhein überqueren keimt in mir die Hoffnung auf einen goldenen Herbst auf. Die Fahrt auf der B42 über Königswinter, Unkel, Remagen usw. ist schön aber nicht überwältigend. Auf der Höhe von Koblenz verlassen wir die B42 in Richtung Bad Ems/Nassau/Montabaur. Die B260 in Richtung Bad Ems ist gut ausgebaut, irgendwann wechseln wir auf die südliche Seite der Lahn. Dann vor einem langen Straßentunnel die Entscheidung “Bad Ems versus Nassau” – wir fahren durch den Tunnel! Am Ende des Tunnels bekommen wir dann doch noch ein wenig von Bad Ems zu sehen. Wir wechseln wieder ans nördliche Ufer und weiter geht’s. In Nassau angekommen ist es schon fast Mittag. Wir suchen wir ein Lokal, finden aber auf Anhieb nicht das Richtige. Also muss das TomTom Rider ran! POIs in der Nähe suchen, Restaurants – es gibt ein Schlossweingut nur 3,7 Km entfernt? Das klingt doch gut, wir verlassen Nassau ohne dieses hübsche Städtchen weiter zu erkunden, schade eigentlich.

http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Nassau

Nassau-Klein  

(Quelle: Wikipedia: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f7/Aerial_fg070.JPG)

Weiter geht es nach Obernhof, das TomTom Rider zeigt an, dass das Schlossgut ganz in der Nähe ist. Doch ich habe mein Blue-Tooth-Headset mal wieder nicht aufgeladen. Und als wir am Schlossgut vorbeifahren scheint die Sonne so wunderbar auf das Display des TomTom Rider, dass man absolut gar nichts erkennen kann. Wir schießen also über das Ziel hinaus – passiert… Ist aber auch alles gar nicht schlimm denn ein paar hundert Meter weiter ist links ein auf den ersten Blick ganz nettes Lokal vor dem zwei BMWs stehen – wenn das kein Grund ist dort einzukehren? 🙂

Während ich das 240 KG Moped neben den beiden BMWs auf einem leicht abschüssigen kleinen Schotterparkplatz abstelle kurvt Sandra mit der gleichen Fuhre auf dem Gehweg herum. Sie hat gleich gesehen, dass diese Fläche NICHT EBEN ist und würde eigentlich gern rückwärts einparken, damit sie später besser wieder heraus kommt. Aber die Kante des Gehwegs ist hoch und überhaupt ist alles blöd, sie parkt dann neben mir. Irgendwie werden wir da schon wieder heraus kommen…

Oben auf der Terrasse hat Sandra schon ganz gelb verfärbte Pupillen, gut dass es hier eine Toilette gibt! Ich bin auch froh…

Auf der Speisekarte steht gebratene Forelle und Rumpsteak mit Zwiebeln, das klingt gut – Sandra die Forelle ich das Steak. Sandra ist schlapp und müde und fragt nach einem Red Bull. Sie haben sowas nicht, aber die Kellnerin ist großartig und sagt uns, dass sie sich eine private Dose mitgebracht hat für den Fall, dass es bei schönem Wetter mal wieder spät wird. Den Doseninhalt serviert sie kurz darauf auf Eis in einem kleinen Bierglas – was für ein Service!

Während wir Essen füllt sich die Terrasse zunehmen. Das Paar mit den BMWs macht sich wieder auf den Weg, dafür trudeln zwei ältere Holländer ein. Beide parken rückwärts, die haben das gleich geblickt! Sie hat ähnliche Probleme mit der hohen Gehwegkante wie Sandra kurz zuvor. Er ist ein Gentleman und parkt für seine Frau das Moped ein. Es gibt auch nette Holländer 😉

Während wir unser Essen verspeisen kommt eine Horde Mopedfahrer nach der Anderen. Viele biegen auf die Brücke gegenüber der Terrasse ab. Ich nehme mal das TomTom Rider und lasse eine Route mach Montabaur ausrechnen. Es ist nicht wirklich weit, und nachdem ich mehrmals auf “Alternative berechnen” gedrückt habe will auch das TomTom über diese Brücke fahren. Ich zoome mal hin und her und siehe da, es lacht uns eine schöne Serpentinenstrecke an. Als wir bezahlen wollen will die supernette Kellnerin uns die Dose Red Bull schenken, weil sie ja nicht auf der Karte steht. Das Essen kostet zusammen 29,90 Euro – ich gebe ihr 35 Euro und sie schaut ganz glücklich. Die Mopeds aus der Parkbucht zu schieben ist ein größerer Kraftakt, aber es geht. Der Schotter ist nur blöd weil man keinen wirklich festen Stand hat. Erst schiebe ich die blaue Turbine auf den Gehweg, dann helfe ich Sandra mit dem weißen Zwilling. Ingenieure können auch ganz nett sein 🙂

Es geht über die Brücke und das TomTom hat nicht zu viel versprochen! Oben auf dem Berg geht es dann munter lustig weiter, wunderschöne Kurven, tolle Landschaft und grandioses Wetter. Deutschland ist schön! Definitiv!!

Zwischendurch ein kurzer Stopp für ein paar Erinnerungsknipsbilder mit dem NOKIA N95:

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In Montabaur angekommen fahren wir hoch zum Schloss. Leider ist alles ein Großbaustelle und man muss ich an der Rezeption anmelden wenn man den Innenhof betreten will. Kaum haben wir die Mopeds geparkt springt uns auch schon eine ganz nette Dame an um uns zu erklären, dass das hier kein öffentlicher Parkplatz ist.. Im Bistro gibt es Speisen und Getränke nur für Tagungs- und Hotelgäste. Deutschland ist schön? Nicht überall… Weiter geht’s…

Das TomTom Rider zeigt in einigen wenigen Kilometern einen McDonalds – da gibt es sicher auch für einfache Leute wie uns ein Cola und eine Toilette – also los. Wir fahren in Richtung ICE-Bahnhof, dann rechts ab, nur welche der Straßen? Zack, wieder falsch, wir kurven durch ein Industriegebiet, links – rechts – links – rechts – links – links – rechts – dann auf der linken Seite ein Burgerking – die bewirten sicher auch einfache Biker wie uns, also links ab.

Die Cole schmeckt genauso wie bei McDonalds. Kleiner Spaß am Rande, wie heißt das Lieblingsrestaurant von Steve Jobs? Ganz einfach MacDonalds 🙂

Die Cola weckt die Lebensgeister die nach dem Steak und der Forelle ein wenig müde geworden waren. Es geht weiter in Richtung Altenkirchen. Das TomTom kennt den weg – es meidet Autobahnen und findet viele schöne Straßen, das macht Spaß. Das Wetter ist immer noch sonnig und wir haben deutlich über 20°C – wunderbar. Die Mopeds sind so scharf, dass sie hinter Gitter müssen…

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In der Nähe von Niederpleis kommt uns dann alles doch wieder sehr bekannt vor. Der Stallinstinkt lockt uns nach Hause, doch dann vor uns eine Hochzeitsgesellschaft – und was für Eine!! Die haben sich sogar einen uralten restaurierten Bus gemietet und mit weißen Stoffen geschmückt – ist ja alles ganz hübsch, aber auf dem Motorrad dahinter her zu schleichen nervt total. An der ersten Ampel fahren wir an der langen Schlange vorbei und stellen uns ganz vorn neben das erste Auto. Ein paar Meter weiter dann Teil 2 dieser Gesellschaft – wie viele Verwandte kann man haben? Dann wieder eine Ampel, wieder links dran vorbei. Am Haltebalken ein VW Touareg, definitiv kein Hochzeitsgast! Am Steuer ein echter Griesgram im fortgeschrittenen Alter, er tippt auf das Gaspedal und scheint sich schon zu ärgern weil wir uns frech neben ihn gestellt haben.

Es wird grün, ich lasse meine blaue Turbine so richtig fliegen, 8s von 0 – 200Km/h – das treibt einem die Tränen in die Augen. Im Spiegel sehe ich Sandra, sie lässt die Zwillingsturbine auch fliegen und das macht sie sonst eigentlich NIE! Dann geht es auch schon rechts ab nach Stieldorf. Der VW biegt auch ab. Die Straße ist von den vielen Treckern – es ist wieder Jauche-Saison – stark verschmutzt. Sandra fährt vorsichtig – besser ist das – der mittelalte Typ in seiner überdimensionierten Familienkutsche hat hohen Blutdruck und fährt Sandra fast auf dem Hinterreifen. Ich schaue mit das Spiel im Rückspiegel an und bin kurz davor anzuhalten, die Straße zu blockieren und ihn zu fragen was der Blödsinn soll. Aber dann kommt schon der Abzweig nach Bonn. Der Typ rollt seinen Dieselpanzer neben uns und staunt nicht schlecht als er begreift, dass der Typ auf dem weißen Motorrad kein Typ ist! Die Ampel wird rot, wir haben wieder unseren Frieden, besser ist das!

Ein paar hundert Meter oberhalb von T-Mobile geht es dann auf stark abschüssiger Straße links auf das Stückchen Autobahn das über den Rhein bis zum Posttower führt. Der Asphalt ist wellig wie die Hölle und ich bremse fast bis zur Schrittgeschwindigkeit runter. Das Moped holpert im zweiten Gang um die Kurve und ich bin froh, dass wir nicht zu schnell waren! Sandra ist kurz hinter mir, sie hat den 1. Gang eingelegt (eigentlich wäre der zweite besser gewesen) und als sie die Bodenwellen nimmt ruckt sie so am Gas, dass es ihr Angst und Bange wird. Diese weiße Turbine kann ganz schön giftig werden .Daheim berichtet sie mir später von den Schrecksekunden des Tages…

Auf dem Rhein zischt plötzlich eine winkende Sandra an mir vorbei. Sie hat gute Laune, das Drama des letzten Wochenendes ist vergessen, ihr geht es gut und sie hat Spaß in den Backen!

Als die Zwillinge schließlich in der Garage stehen sind wir beide ziemlich platt. Aber es liegt eine wirklich schöne Tour hinter uns.

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Hier gibt es den Track als GPX-Datei zum Download.

Hier das Höhenprofil:

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Hier habe ich aus dem Track noch eine KMZ-Datei für die Ansicht mit Google Earth erstellt.

So sieht das dann aus:

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Durch den Peek-a-Boo Canyon – Oder: Fertig mit den Nerven

Nach dem Frühstück im Circle-D Eatery geht es kurz zur Rezeption um Wolfgangs tolle Canyon-Leiter abzuholen. Vor dem Motel ist die große Fahnenstange mit der USA-Flagge einfach abgeknickt und liegt mit der Spitze auf der Telefonleitung. Der Chef des Motels hält sie mit einem Besen hoch damit die Leitung nicht durchreißt. Einer seiner Mitarbeiter versucht verzweifelt mit einer Eisensäge den Rest des Fahnenmastes zu kappen damit nicht noch schlimmes passiert. An der Rezeption bekomme ich die Leiter in einer grünen Umhängetasche in die Hand gedrückt. Wir sollen vorsichtig sein weil es draußen hefig stürmt. Das haben wir gerade schon gesehen. Die Sonne scheint aber es geht ein höllischer Wind.

Als ich in die grüne Tasche schaue staune ich nicht schlecht. Vier neue Schrauben im Format M6x40 samt Flügelmuttern und Unterlegscheiben habe ich aus Deutschland mitgebracht. Im  ‘Gig-Bag’ der Leiter ist eine ein Tüte mit nagelneuen Schrauben. Da war jemand schneller 🙂

Egal, es geht los. Die ‘Hole in the Rock Road’ (HITRR) ist in den letzten Monaten scheinbar ein wenig überabreitet worden. Der Zustand ist sehr gut und wir fahren mit 40 – 50 mph auf der breiten Schotterpiste zum Trailhead am Peak-A-Boo Canyon. Als wir nach etwa einer Stunde ankommen stehen dort schon fünf Autos. Wir werden also jemanden antreffen und wenn sich einer von uns einen Fuß verknackst ist es ganz gut wenn man nicht ganz allein ist.

Auf dem Parkplatz ist es höllisch windig und die Sandkörner fliegen waagerecht. Ich hoffe nur, dass es unten in der Senke etwas ruhiger ist. Nach ein paar Minuten sind wir startklar. Die Wanderschuhe sind geschnürt, die Wasserflaschen und ein wenig Obst verstaut. Es kann los gehen. Erst noch schnell registrieren, man weiß ja nie…

Es geht bergab und wir können den Canyon schon fast von oben sehen. Sandra steigt schweigend den Abhang hinunter. Als ich sie frage ob alles ok ist kommt ein “Wenn ich daran denke, dass wir das alles nachher wieder rauf müssen wird mir jetzt schon schlecht!” – Ok, keine weiter Konversation, sie ist nicht gut drauf! Es geht runter, über Slickrock und tiefen Sand. Nicht viele Höhenmeter aber der Aufstieg ist trotzdem anstrengend. Ich erinnere mich nicht an das letzte Jahr…

Nach etwa 30 Minuten sind wir am Canyon angekommen. In der Mulde vor dem Einstieg ist kein Wasser, wir haben Glück! Es stehen ein paar Wanderstöcke, Wasserflaschen und Rucksäcke an der Wand, es ist also schon jemand dort! Wolfgangs tolle Leiter hilft beim Einstieg in den Canyon. Trotzdem sehen wir sicher komisch aus wie wir da mit unseren großen Fotorucksäcken hinauf klettern. Es ist mehr ein Rutschen als ein Klettern. Im letzten Jahr bin ich gar nicht hoch gekommen, mit der Leiter geht es heute aber recht gut. Oben im Canyon sind schon zwei Mädels. Die eine malt und die andere schaut sich um. Sie haben ihre Sachen überall verteilt. An Fotos ohne ‘menschliche Überreste’ ist gar nicht zu denken. Ich nehme mit vor auf dem Rückweg noch einmal hier einzusteigen und dann mit der Hasselblad SWC ein paar schöne Bilder zu schießen. Das klappt später natürlich nicht – nichts klappt so wie man es plant – auf dem Rückweg wird es noch viel stürmischer sein, wir werden Sand in allen Ritzen haben und nur noch unter die Dusche wollen.

Aber eins nach dem anderen…

Es geht also durch den Canyon. Die Leiter hilft und ist gleichzeitig auch im Weg. Meine Kamera baumelt mir um den Hals und stört beim Klettern. Ich denke immer wieder dran, wie ich meine D2x vor ein paar Tagen verschrottet habe, das muss mit der D300 nun nicht auch noch passieren. Aber es geht voran. Irgendwann halte ich mal an und montiere die Kamera auf mein kleines Stativ. Ein paar wenig Bilder sind drin, aber das viele Gepäck ist nur im Weg. ich kann mich kaum rühren, dann noch die Leiter und die Kamera, ich fühle mich unwohl.

Doch der Canyon ist sehr schön, würden da nicht überall irgendwelche Rucksäcke herumliegen könnte ich sogar ein paar schöne Fotos machen. Von oben, vor und hinten rieselt es Sand. Ich komme mir vor wie beim Horrortag am Upper-Antelope-Canyon. Meine D300 ist schon komplett mit Sand überzogen. Die Hasselblad will ich da gar nicht erst heraus kramen.

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Auf unserem Weg durch den Canyon treffen wir mehrere andere Wanderer. Alle sind von Wolfgangs Leiter total begeistert. Klar, sie wissen was es vor ein Problem war in den Canyon hineinzukommen. Irgendwann wird es echt eng und Sandras Klaustrophobie meldet sich. Sie muss sich schwer zusammen reißen, ich sehe es ihr an. Sie atmet tief und schwer, eigentlich ist es ihr zu eng hier uns sie will nur noch raus. Oh je, so kommen wir ganz bestimmt nicht durch den Spooky Canyon… Sandra nutzt die Leiter und kletter aus dem Peek-A-Boo heraus. Am oberen rechten Rand geht es ihr dann schnell besser. Es ist auch nicht mehr weit. Am Ende machen wir eine kurze Rast.

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Auf meinem GPS habe ich leider nur die Wegpunkte für die Eingänge zum Peek-A-Boo und zum Spooky Canyon. Ich war immer der Meinung, dass man wenn man hinten aus dem Peek-A-Boo herauskommt gleich nach rechts in den Spooky abbiegen kann. Aber hier ist kein Eingang der nach Spooky Canyon aussieht. Mein GPS habe ich im Canyon ausgeschaltet, das funktioniert dort sowieso nicht. Ich schalte es also mal ein und schaue wo wir sind. Der Marker bildet mit den Eingängen der beiden Canyons etwa ein gleichseitiges Dreieck. Es kann so falsch also nicht sein. Auf den letzten Metern kam uns eine Familie entgegen die ich gefragt habe ob sie durch den Spooky gekommen sind. Vielleicht habe ich sie auch falsch verstanden, aber es klang so als wären sie vom Spooky in den Peek-A-Boo hinüber gewandert. Und sie sahen noch recht frisch aus. Es scheint also alles ok zu sein.

Wir folgen dem Wasch der in den Peek-A-Boo hineinführt und halten Ausschau ob wir rechts den Spooky sehen. Der Weg ist schwer und sandig. Es ist echt anstrengend. Irgendwann packe ich die Leiter zusammen und schnalle sie auf meinen Rucksack, nun ist er richtig schwer. Aber es geht. Nach einer Weile sieht das alles nicht mehr zielführend aus. Wir entscheiden uns nach rechts über die kleine Klippe zu klettern. So klein ist sie gar nicht und als wir oben ankommen scheint unten vor uns ein Canyon zu sein. Laut GPS könnte es der Spooky sein. Wir steigen durch tiefen Sand wieder hinunter. Sandra stöhnt schon und ist eigentlich am Ende ihrer Kräfte. Mir geht es noch ganz gut und unten angekommen sieht es so aus als ginge es hier in den Hintereingang des Spooky Canyon. Wir bin guter Dinge und wandere los. Es geht wieder durch sehr losen schweren Sand. Der Wind ist heftig, ich kann nur auf den Boden schauen und versuche die Augen hinter dem Schild meiner Baseball-Cap zu verbergen. Als ich an den ersten Felsausläufern ankomme schau ich mal um. Wo ist Sandra? Sie kniet ein paar hundert Meter hinter mir im Sand. Ohje! Ich stelle schnell meine Kamera und den schweren Rucksack auf dem Felsen ab. Dann durch den Sand zurück zu Sandra. Sie kann nicht mehr. Ich muss ihr auf die Beine helfen und nach ein paar Minuten sitzen wir dann neben meiner Kamera. Sie braucht eine Pause und vor allem etwas zu trinken. Sie ist total fertig. Wenn ich daran denke wie wir zum Auto kommen sollen wird es mir ganz anders.

Aber nach einer Weile geht es ihr wieder besser. Wir schultern unser Gepäck und stampfen durch den Canyon. Zunächst ist er breit und man kann gut laufen, dann wird er immer schmaler. Schließlich liegen riesige Felsbrocke zwischen den Wänden des Canyons. Es sieht aus als könnte man zwischen den Brocken herunter klettern und dann darunter hindurch kriechen. “Da sind Fußspuren, oder?” Wir sind uns unsicher. Es geht mehrere Meter hinunter. Mit der Leiter sicher kein Problem, oder doch? Ein langes Seil haben wir auch dabei. Aber Sandra ist ziemlich fertig und was, wenn danach eine Stelle kommt an der wir dann doch nicht weiter können? Wie kommen wir dann dort wieder hinauf? Wir halten kurzen Kriegsrat und entschließen uns umzukehren. Als wir an unserem ‘Rastplatz’ ankommen treffen wir ein Ehepaar. Er hat eine kurze Hose an und auf dem Knie ein dickes Pflaster. Ein paar unbedeckte Hautabschürfungen kann man zusätzlich erkennen. Sie fragen ob es dort weiter geht. Ich erzähle ihnen, dass man vielleicht 100 Meter weit kommt und dann unter diesen tonnen schweren Felsbrocken drunter her kriechen muss. Sie sieht mein Seil und fragt ein wenig verstört ob man das dort braucht. Nein, das habe ich nur so dabei, benutzt habe ich es noch nicht!

Wir klettern rechts außen am Canyon hoch, sie gehen hinein. Später treffen wir sie wieder, sie sind auch umgekehrt und haben die andere Seite gewählt 🙂

Der Weg am Canyon-Rand entlang ist sehr sandig. Wenn Sandra mir nun umfällt und ich den Canyon rutscht ist echt Schluss mit Lustig. Ich lasse sie vorgehen und bin drauf gefasst sie jeder Zeit fest zu halten. Aber es klappt alles prima. Als wir am Vordereingang zum Spooky ankommen ist sie sogar ganz gut gelaunt. Sie will da mal rein und nach all der Schinderei mal gucken wie es dort aussieht.

Wir gehen ein paar Meter, dann ist es etwas windgeschützt und wir machen eine kleine Rast. Sie muss einfach mehr trinken. Das macht auch den Rucksack leichter!

Ich lege alles ab und schaue mal wie es aussieht. Nach ein paar Metern ist dort wieder ein sicher mehrere Tonnen schwerer Felsbrocken der zwischen den Canyon-Wänden sitzt. Man kann auf den Knien darunter hindurch kriechen, aber witzig ist das nicht. Ein paar Meter wird es so eng, dass mein Oberkörper obwohl er nur mit einem Trekking bekleidet ist zwischen den Felswänden stecken bleibt. Ok, ich könnte mich hindurch zwängen, im letzten Jahr habe ich das auch gemacht. Aber würde Sandra da hindurch kommen? Ich gehe erst einmal zurück. Sie hat eine kleine windgeschützte Höhle gefunden. Es gibt Wasser und einen Apfel. Das baut auf und ihre Kräfte kommen langsam zurück.

Dann lassen wir alles dort liegen und schauen uns die schmale Stelle gemeinsam an. Nein, da will sie ganz gewiss nicht hinein!!! Ein wenig verstehen kann ich sie. Wir kehren also um und haben die schönsten 200 Meter des Spooky Canyon nicht gesehen. Schöne Fotos könnten wir dort eh keine machen denn es stürmt wie die Hölle. Wir können kaum sehen wohin es geht und halten nur die Hände schützend vor die Augen.

Es geht zum Auto. Das GPS habe ich in der Jackentasche. Vorher ist es mir einmal hinunter gefallen und hat nun seine ersten Schrammen. Dabei sollte es bleiben und außerdem kenne ich den Weg. Am Ausgang des Canyons kommt das Ehepaar von vorhin hinunter gestiegen. Sie fragen ob man von dieser Seite in den Canyon kommt. Ich erzähle ihnen, dass sie sich entweder hindurchzwängen müssen oder es auf den Knien versuchen sollten. Sie schauen sich sehr skeptisch an, dann verschwinden sie im Canyon.

Es geht rechts herum durch einen breiten Wasch zum Eingang des Peek-A-Boo zurück. Sand und Wind sind fast unerträglich. Etwa nach einer Stunde sind wir oben am Auto. Der Wind reißt uns fast wieder die Türen aus der Hand. Oh je, nicht noch einmal. Wir sind sehr schnell im Auto. Nur einfach alles auf den Rücksitz werfen und dann los. Sandra hat das Auto von innen erst vor ein paar Tagen vom gröbsten Sand befreit. Öffnen wir die Türen für einen Augenblick während eine Windböe im Anmarsch ist, haben wir die ganze Kiste wieder voller Sand. Also nichts öffnen und gleich los.

Das GPS zeigt irgendwie keine Karten mehr an. Ich mache mir Sorgen, dass es doch einen Knacks bekommen haben könnte. Später werde ich feststellen, dass nur die Speicherkarte mit dem zusätzlichen Kartenmaterial herausgerutscht ist. Bis auf ein paar Schrammen ist alles ist ok!

Wir fahren schweigen auf der HITRR und sind am Ende. Wir haben Hunger und überall ist feiner Sand. Was für eine schlechte Vorstellung…

Auf dem GPS habe ich den Track vom letzten Jahr eingespielt. Damals war ich erst am Spooky und dann am Escalante Volcano. Als wir am Abzweig zum Harris Wash ankommen frage ich Sandra ob es ok ist wenn wir mal kurz schauen wie die ‘Straße’ zum Volcano aussieht. Im letzten Jahr war sie in höchst gruseligem Zustand, vielleicht hat sie ja inzwischen jemand repariert? Es geht also rechts ab!

Der Weg ist anfangs recht gut, doch wird dann schnell sehr holprig und felsig. Keine Freude, aber der Jeep steckt das weg! Dann passieren wir den Harris Wash. Am anderen Ende geht es echt sandig nach oben. Die Räder malmen im losen Sand, aber wir kommen auf der anderen Böschung hinauf. Uff, das war knapp. So geht es dann leider weiter. Sandra schweigt und im Radio läuft der Satellitenkanal Nummer 12 – die meisten Songs kennen wir inzwischen…

An mehreren Stelen ist die halbwegs brauchbar befestigte Straße fast weggespült. Wir müssen schräg an der Böschung entlang und teilweise durch tiefe Gräben mit losem Sand. Der Jeep hat vor einen sehr kurzen Überhang und auch relativ viel Bodenfreiheit. Das hilft, wir kommen überall recht gut hindurch. Zweimal habe ich das Gefühl, dass wir gleich festsitzen. Ich wünsche mir ein 4WD Auto mit Differentialsperre…

Dann kurz vor dem Volcano ist das was ich völlig übertrieben immer mal wieder als Straße bezeichne einfach weg. Die Straße verschwindet einfach in einer Düne aus losem Sand. Ich steige mal aus um zu schauen wie es aussieht. Der Sand ist so lose und so tief, dass ich bei jedem Schritt bis zum Knöchel im Sand versinke. Das geht hier definitiv nicht weiter! Also zurück, der Gegenwind macht mich fertig. Der Volcano ist vielleicht 1000 Meter entfernt, ich kann ihn sehen. Aber ein schönes Foto ist bei dem Wetter eh nicht drin. Außerdem sind gerade dicke Wolken aufgezogen. Trotz allem ist es satte 23°C warm…

Wir wenden und fahren zurück. Sandra ist sehr mulmig zu mute, es sieht aus als hätte sie Angst, dass wir hier ganz allein irgendwo stecken bleiben könnte. Sie überlegt laut was sie dann tun würde. “Ein Pferd einfangen, das Seil als Zügel missbrauchen und dann nach Escalante reiten?” Sie macht sich echt große Sorgen, dass etwas passieren könnte, dass wir beide besser nicht erleben wollen!!

Es passiert auch nichts – besser ist das!

Später im Motel geht es sofort unter die Dusche und dann ab in das schöne völlig neu gestaltete Restaurant. Es gibt Cabernet Sauvignon des Weingutes Fetzer – lecker! Nur ein wenig zu warm ist er – das könnten sie noch lernen! Aber die Kellnerin hat noch nie Wein getrunken, sie trinkt wenn überhaupt mal nur ein Bier. Ok, wie soll man sich dann mit Wein auskennen? Die Fettucine Alfredo sind auch gut! Nach einem Espresso kämpfen wir uns durch den Wind zurück in unser Zimmer. Draußen rüttelt der Sturm an allem was ein wenig lose ist. zwischendurch geht das Licht aus, dann ist die Internetverbindung ausgefallen. Der Sturm ist echt heftig!

Um 21:40 habe ich meinen neuen Artikel für das BLOG fertig. Nun noch ein paar Bilder einfügen und dann endlich schlafen.

Mal sehen was wir morgen machen. Wandern will Sandra sicher nicht. Aber was macht man hier außer zu wandern? Mal zum Bryce Canyon fahren? Aber der liegt sehr hoch, was wenn dort ein Schneesturm ist? Ok, ruhig Blut, wir werden sehen…

Hier mein persönliches “Bild des Tages”

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Die gesamte Diashow des Tages gibt es hier.

Hier der Track in Google Earth:

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Hier ist das KMZ zum selbst anschauen mit Google Earth.

Im letzten Jahr habe ich viele Videos erstellt und via Microsoft Soapbox veröffentlich und in mein BLOG eingebunden. Leider hat Microsoft seinen Videodienst dann eingestampft weil er gegen Youtube einfach keine Chance hatte. Damit sind dann auch alle Videos die ich 2009 mühsam bei Soapbox hochgeladen habe alle weg. Aber auf meinem Notebook habe ich noch ein paar ‘Originale’ gefunden. Hier ist mein 2009er Video aus dem Spooky Canyon:

Der frühe Vogel fängt den Wurm – Oder: Ein langer Tag im Monument Valley

Um 5h klingt der Handywecker – gnadenlos ist das – aber ich habe es ja so gewollt. Anziehen, Zähne putzen, los… Draußen am Auto ist es kalt – saukalt sogar – 6°C zeigt das Thermometer im Auto (Man kann dem Jeep ‘vernünftige’ Maßeinheiten beibringen…)

Der Weg zum Visitor Center im Monument Valley ist dunkel und einsam. Der Jeep hat ein Satelliten-Radio! Bis lang wusste ich nicht, das es sowas überhaupt gibt! 220 Sender gibt es und sie kommen vom Satelliten ‘Sirius’.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sirius_Satellite_Radio

Im letzten Jahr hatte ich einen Nissan X-Terra. Auch ein gutes Offroad Auto, aber der Jeep ist irgendwie cooler. Allein das Radio begeistert mich. Der Sound ist gut und die vielen Sender auf den rund um die Uhr Musik aus allen Stilrichtungen läuft machen einfach Spaß. Warum haben wir uns eigentlich in der letzten Woche ein Kabel gekauft um unsere iPODs an das Radio anzuschließen?? Das Radio ist jedenfalls cool! Auf FM kriegt man nur sehr wenige Sender und die sind immer wieder weg, wenn man mal in einen Canyon oder was ähnliches hineinfährt. Mit dem Sat-Radio hat man hier Empfang, dauerhaft, immer und überall, in allerbester Qualität. Das würde ich mir für Deutschland auch wünschen!!

Etwa eine halbe Stunde dauert die Fahrt zum Visitor Center. Als ist dort ankomme stehen dort schon die ersten Fotofreaks. Ich packe meinen Kram aus, gleiche Stelle wie gestern. Als ich fertig bin geht auch schon die Sonne auf. Die D300 liegt auf dem Rucksack und macht Intervallbilder für einen Zeitrafferfilm. Die Hasselblad SWC steht links daneben und wartet geduldig darauf auch mal beachtet zu werden. Sie ist sehr genügsam, braucht keinen Strom und überhaupt… Ganz links außen auf dem großen Stativ die total veraltete eigentlich gar nicht mehr zu gebrauchende Nikon D2x. Es wird Zeit, dass Nikon endlich eine Kamera rausbringt die einfach alles kann und nur 1000 Euro kostet. Oder habe ich sie schon? Eigentlich wurde die D2x mal so beworben. Hm, die Canon Leute aus der FC bezeichnen sie inzwischen als “Alteisen”. Ach eigentlich ist das ja auch alles egal, sie macht noch die gleichen guten Fotos wie damals als ich sie im Herbst 2005 für 4.800 Euro gekauft habe. Nackt war sie damals, nur mit einem Akku, Ladegerät und einer 8GB Speicherkarte dekoriert…

Ok, die Sonne geht auf, überall klickt es um die Wette. Neben mir ist ein steinaltes Ehepaar aus Japan. Sie mit einer Canon mit Film, er mit einer kleinen digitalen Kamera. Sie will nicht so recht auf der Naturstein stehen bleiben. Ihm zittern die Hände. Ich zittere auch, vor Kälte. Dann schafft er es doch ein Bild zu machen, ein Lächeln zieht über sein altes faltiges Gesicht. Fotografieren ist ein Stück Lebensfreude – jedenfalls für die, die es für sich zu entdecken vermögen.

Als das Schauspiel vorbei ist packe ich meine Sachen zusammen und fahre zurück nach Kayenta ins Hotel. Sandra schläft noch – oder wieder? Schnell die Bilder auf das Notebook überspielen, eine Stunde später sind wir beim Frühstück. Es ist wieder alles aus Styropor, einfach alles! Es gibt Plastikbesteck! Langsam sehne ich mich nach dem besten Frühstück der Welt im Quartier 65 in Mainz!!

Aber wir werden satt!

Kurz drauf geht es zum zweiten Mal zum Monument Valley, Sandra möchte gern reiten! Das klappt ganz vorzüglich, ich habe nämlich eine Kreditkarte… Um 11h30 sind zwei Pferde gesattelt. Sandra und ihr persönlicher Tourguide traben los. Ich fahre schnell hoch auf den Aussichtshügel und mache mit dem ganz langen Tele ein paar Fotos. Das ist gar nicht einfach, denn inzwischen sind sie in einen flotten Galopp übergegangen. Dann sind sie auch schon weg! Ich sortiere meinen Fotokrams und fahre noch ein wenig durch das Valley. Hier und da halte ich mal an und mache ein paar Bilder die ich sicher im letzten Jahr auch schon gemacht habe. Aber heute werden sie sicher besser, zumindest in der Theorie…

Zwei Stunden später kommt ein müder Tourguide mit einer fröhlichen Sandra zurück zur Pferdekoppel. “What whould you say, is she a good horse rider?” “YEEES SHEEE IIISSSS!!!” Sie grinst und ihm sieht man die Erschöpfung an. Damit hatte er nicht gerechnet, sie ist eben eine erfahrene Reiterin, seit über 30 Jahren!

Ok, wir verabschieden uns und dann kriegt Sandra erst einmal etwas kaltes zu trinken. Kurz die Hände waschen und dann geht es weiter. Auf einer Karte, die ich im Visitor Center an der Navajo Bridge gekauft habe, ist eine ‘historic Location 1921’ eingezeichnet. Wir fahren mal hin und sind auch gleich enttäuscht. Es ist eine alte Hütte mit einem Schild davon – CLOSED – na toll. Also weiter, wir finden jede Menge alter Schrottautos. Die sehen einfach gut aus, der Trip hat sich doch gelohnt.

Nach etwa einer Stunde sind wir wieder an der Hauptstraße. Kurz vorher stehen zwei tolle Pferde zwischen uns und den Tafelbergen von Monument Valley. Ich halte am, zücke die Kamera und versuche sie gut ins Bild zu bekommen. Als ich zurück am Auto bin hält neben uns ein Truck. Darin zwei irgendwie verärgerte Indianer. Sie wollen wissen warum wir ihre Pferde fotografiert haben. Scheinbar haben sie Sorge, dass jemand Ausschau nach guten Pferden hält und sie irgendwann später heimlich zu stehlen. Ich stelle mich ganz doof und frage welche Pferde sie denn meinen? Ich habe doch nur Fotos von den Tafelbergen gemacht. Sie sehen nicht glücklich aus, starten dann aber doch den Motor und fahren wieder zurück. Uff, Pferde sind hier echt so eine Sache. In den alten Western habe ich als Kinde gelernt, dass Pferdediebe gleich aufgehängt oder erschossen werden, oder auch beides zusammen!

…noch mal gut gegangen…   

Wir sind müde, es ist 25 °C warm, wir fahren zum Burger King in Kayenta. Da gibt es einen gewaltigen Burger mit gegrilltem Hacksteak. Das schmeckt sehr gut! Danach bin ich total erledigt, das frühe Aufstehen fordert seinen Tribut. Ich speichere die zweite Ladung Fotos auf dem Notebook und falle todmüde auf das Bett. Um 18h30 weckt mich Sandra “Hey, Du wolltest doch zum Sonnenuntergang zum Monument Valley!!” “Ok, auch wenn es weg tut, los geht es…”

Also ein drittes mal zum Visitor Center, das Auto findet den Weg schon ganz allein. Das Satellitenradio spendet Trost!

Die ganze Horde gieriger Fotofreaks ist schon wieder da, wir kommen spät, aber noch gerade rechtzeitig, Ich baue wieder alles auf, D300, SWC, D2x. Die Spiegel klappern, die Menge raunt. Aber es gibt im Gegensatz zu gestern heute GAR KEINE WOLKEN. Das sieht dann auch blöd aus, es wird nämlich einfach nur dunkel. Kein tolles Leuchten der Tafelberge, es wird einfach nur dunkel – wie langweilig. Auf dem Rückweg sammeln wir die größten Insekten ein deren Überreste ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Das ist fast gespenstisch. Zackkk – Rumms – Patsch – die Viecher klatschen wie nasse Handtücher gegen die Windschutz scheibe. Morgen muss ich die mal abkratzen.

Also wieder alles zusammen packen und ab zum Hotel. Dort angekommen haben wir schon wieder Hunger. Ich lese die Speisekarte und habe Spaß an den vielen netten hintersinnigen Formulierungen. Es gibt einen “Not just a Burger” – und der ist ziemlich gut! Dazu zwei Dr. Pepper Cola – aus einem richtigen Glas!!!

Um 22h sind wir im Zimmer, es ist heiß wie die Hölle, die Klimaanlage macht nichts kalt sondern nur muffig warm. Wir öffnen die Türe, das hilft ein wenig. Die Fenster lassen sich nicht öffnen 😐 Dann schauen wir die Bilder des Tages an. Sandra ist von ihrer Ausbeute begeistert. Sie sitzt grinsend mit dem Notebook auf dem Bett. Sie freut sich wie ein kleines Mädchen an den neuen Bildern die sie in die Fotocommunity hochgeladen hat. Bloggen tut sie auch noch, wir sind schon zwei schräge Vögel 🙂

So, es ist jetzt 24h – ab ins Bett – morgen geht es auf Umwegen für etwa 5 Tage nach Moab. Dann noch etwa 5 Tage Escante, dann über den Bryce Canyon, Page, Zion nach Las Vegas. Aber das ist derzeit noch weit weg. Allerdings, 1/3 der Zeit ist schon rum…