USA-2014 – Tag 5 – Bodie Ghost Town

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Als der Wecker loslegt bin ich noch im vollen Tiefschlaf, endlich einmal. Langsam aber sicher beginne ich das Jet-Lag abzuschütteln. Ein Blick nach draußen verrät, dass gleich die Sonne aufgehen wird. Also nichts wie rein in die Klamotten, auch wenn es entsetzlich schwer fällt. Nach etwa 15 Minuten bin ich startklar und will nur noch ganz kurz in meine E-Mails schauen. Dort finde ich dann eine Sache die sehr wichtig ist und die sofort erledigt werden muss. Doch es zieht sich hin weil ich hier am Ende der Welt bin und die Internet-Anbindung noch langsamer ist als beispielsweise in „Bielefeld“…

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Doch nach etwa 45 Minuten ist es geschafft, nun schnell alles ins Auto packen und los geht es. Ich will am südlichen Strand des Mono Lakes die wunderschönen Tuffsteinfelsen zum Sonnenaufgang fotografieren. Als ich mit dem Auto den Ortsausgang erreiche kann ich sehen, dass links von mir die Sonne schon hoch über dem See steht. Ich bin ungefähr eine Stunde zu spät. Jetzt noch dorthin zu fahren wäre Unsinn, zumal es irre kalt ist und gerade ein leichtes Schneetreiben einsetzt. Ich drehe also etwas enttäuscht um und fahre zurück zum Motel. Dort krame ich eine halbe Ewigkeit in meinem großen Koffer herum. Er ist ja schön leicht, aber er hat nur einen dünnen Deckel und somit liegt alles, aber auch alles immer direkt vor mir. Bei meinem alten Samsonite war das anders. Da gab es einen Deckel der etwa 7cm dick und mit einem Netz nebst Reißverschlüsse versehen war. Dort konnte man alles unterbringen was man täglich benötigt. Alles andere war unten im „großen Fach“. Das gibt es jetzt nicht mehr und mittlerweile herrsche in meinem anfangs noch gut sortierten Koffer die totale Anarchie.

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Aber ich finde dann doch noch meine Handschuhe und die warme Fleece-Mütze. So bewaffnet geht es zurück zum Auto. Ich starte den großen V8 Motor und lenke mein schwarzes Ungetüm in Richtung Norden. Nach etwa 20 Kilometern erreiche ich den Abzweig zum Bodie State Park. Diese alte recht gut erhaltene Geisterstadt wollte ich schon im Jahr 2011 unbedingt anschauen. Aber da dieser Ort rund 2.567 Meter hoch liegt ist er oft erst im May oder Juni zu erreichen. Bislang dachte ich immer er läge 3.500 Meter hoch, da hatte ich mich doch schwer verschätzt. So sind es „nur“ etwa 300 Meter Unterschied zum Motel in Lee Vining am Mono Lake. Die Straße ist anfangs sehr gut asphaltiert, später wird sie dann eine recht gut befahrbare Dirt-Road. Während mein V8 vor sich hin blubbert und ich Meter um Meter nach oben klettere setzt ein starkes Schneetreiben ein. Auf der Straße sind Reifenspuren erkennbar, von genau EINEM anderen Auto! Der Fahrer scheint sich hier gut auszukennen, denn die meisten Schlaglöcher und Felsbrocken hat er geschickt umfahren. Ich bleibe einfach in dieser Spur und komme so sehr entspannt schon nah kurzer Zeit oben in Bodie an. Allerdings hat der Park noch geschlossen, es ist erst kurz nach 7h.

Also mache ich es mir im Auto gemütlich und nehme mit meinem kleinen SONY HDDR-MV1 einige kurze Videosequenzen für mein „großes Reisevideo“ auf. Ungefähr eine halbe Stunde später gesellt sich ein Allradauto mit Kennzeichen aus Kalifornien dazu. Es steigt ein Typ aus der voll witzig angezogen ist. Er trägt kurze braune Hosen, darunter eine schwarze Leggins, Kniestrümpfe, Wanderschuhe und ein T-Shirt. Als er bemerkt wie saukalt es draußen ist holt er sich vom Rücksitz seines Autos ein Kleidungsstück nach dem anderen. Zum Schluss setzt er noch ein Mütze auf und wandert dann entgegen aller Verbote mit seiner Kamera in den Stadtpark hinein. Dort kann ich ein ganz Weile zuschauen wir er dies und das fotografiert bist schließlich ein sehr großer weißer Geländewagen in seiner Nähe auftaucht. Es steigt jemand in Uniform aus. Sie reden kurz miteinander und dann tritt der lustig bekleidete Typ auch schon den Rückmarsch an.

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Wortlos steigt er in sein Auto und fährt von dannen. Ich will mir sowas ersparen und warte brav noch eine satte Stunde bis endlich genau dieser weiße Wagen wieder angefahren kommt. Es steigt ein adrette junge Frau in Uniform aus. Am Gürtel hat sie allerlei Funkgeräte und es sieht aus als würde sie auch ein Waffe tragen. Als erste Handlung hisst sie zwei Fahnen und winkt mich danach heran. Ich zahle ganze 5$ Eintritt und kann mein Auto hinten links auf dem großen Parkplatz abstellen. Dort wird gerade eine Art Visitor-Center neu erreichtet. Daneben stehen einige Chemie Toiletten.

Bewaffnet mit meiner D800E, einem Stativ, der Nikon 1 V1 und allerlei Zubehör geht es auf die Fotopirsch. Ich bin der erste Gast des Tages, bleibe es aber nicht lange. Bereits nach wenigen Minuten sehe ich andere Leute die ebenfalls mit Stativ und Kamera die nette alte Geisterstadt zu durchstreifen beginnen.

Ich fotografiere hier uns da, nehme einige kurze Video-Sequenzen auf und bin schließlich überrascht, dass es schon 12h am Mittag ist. Bei fiesem Schneetreiben flüchte ich mich schließlich in meinen großen Geländewagen und trete dem Heimweg nach Lee Vining an. Diesmal nehme ich die Straße die gleich links abbiegt und als „Extremely Rough Road“ gekennzeichnet ist. Doch letztlich ist sie ganz ok und bietet eine tolle Aussicht auf den großen Mono Lake. Über dem Se hängen schwere Wolken und es ist nicht der Tag für schöne Landschaft-Fotografie. Also fahre ich direkt zum Motel, sichte kurz die Fotos des Tages und gehe schließlich um 14h30 nach nebenan in das Restaurant in dem ich schon gestern so gut gegessen habe. Es gibt wieder Corona und dazu einen Burger mit allem und French Fries. So kann man es aushalten. Der Spaß kostet inklusive Trinkgeld wieder 25$ also etwa 18 Euro.

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Während ich esse fegt draußen ein richtiger kleiner Schneesturm los. Nach und nach füllt sich das Restaurant es kommen lauter Leute mit Schnee im Haar oder auf der Baseball-Kappe hinein. So geht das eine Weile bis sich dann überraschend schnell der Schneefall legt. Die Sonne kommt heraus und taucht alles in ein fast malerisches Licht. Danach geschieht etwas unerwartetes, die Straße und der Parkplatz beginne zu dampfen wie eine heiße Quelle auf Island. Das sieht echt cool aus. Rund 30 Minuten später sind die Straßen wieder trocken und ich bin satt und müde.

Zurück im Motel traue ich meinen Augen nicht, ich habe mehr als 200 Mails bekommen. Die letzten Fotos bei 500px.com und flickr.com sind auf wirklich viel Resonanz gestoßen. Alle paar Minuten kommen weiter Mails mit Benachrichtigungen, dass ich einen neuen Follower bei flickr.com habe. Es gibt neue Freunde bei Facebook und rund 10 neue Abonnenten bei YouTube. Das freut mich sehr, ist es doch wenigstens eine kleine wenn auch nicht monetäre Anerkennung für die Nächte unter freiem Himmel, allein mit meiner Nikon und der Milchstraße.

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So vergeht der Tag und ich hoffe, dass der Schneesturm die Straße über den Tioga-Pass nicht wieder unbefahrbar gemacht hat. Denn morgen will ich mal rüber auf die andere Seite der Sierra Nevada Mountains und im Yosemite alles nachholen was im Jahr 2011 nicht geklappt hat.

Danach will ich weiter zum südlichen Zipfel des Lake Tahoe. Dort ist es hoffentlich nicht mehr ganz so kalt wie hier und ich wünsche mir insgeheim eine sternenklare Nacht über der wunderschönen Emerald Bay. Ob es damit geklappt, das gibt es dann zu lesen 🙂

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Virginia City

Am Morgen gibt es ein Frühstück im Diner auf der anderen Straßenseite. Wir sind die einzigen Gäste! Der Wirt und seine Frau kümmern sich rührend um uns. Sie wollen wissen woher wir kommen, warum wir hier sind, einfach alles. Während sie das Frühstück zubereitet quatsche ich die ganze Zeit mit ihrem Mann an der Bar.

Beide sind sich einig, wenn Bodie wegen des Schnees nicht erreichbar ist, dann sollten wir nach Virginia City fahren. Das Frühstück kostet etwa 18 Dollar und es gibt im Anschluss noch eine paar schöne Kunstdrucke von Bodie zu sehen. Alle fix und fertig im Passepartout. Die Preise liegen bei 80$ für ein Format von etwa 40x60cm. Zu Abschied bekommen wir noch den Tipp mit auf den Weg, doch eine kleine Rundreise zu machen und auf dem Rückweg die SR95 zu fahren.

Wir packen kurz unsere Sachen zusammen und los geht es. In Carson City Valley halten wir bei einer Bank an. Unser Bargeld ist fast aufgebraucht. Ich haben in den ersten beiden Wochen schon fast 1300$ ausgegeben. Wirklich gekauft habe ich nichts, alle Tankfüllungen und alle Übernachtungen habe ich mir der Kreditkarte bezahlt. Aber Frühstück, Abendessen, Eintritt hier und da, es kommt doch mehr zusammen als man denkt! Ich kann meine Kreditkarte mit 500$ belasten, kein Problem. Sandra tauscht ihre Travellerschecks gegen Bargeld ein. Ganz witzig sind die Reaktionen der Angestellten auf unsere deutschen Personalausweise. „This is a valid german passport!“ Sie schaut ein wenig ungläubig aber dann akzeptiert sie ihn.

Es geht weiter in Richtung Carson City. Wir biegen wir nach Nord-Osten ab und fahren hinauf in die Berge. Es geht hoch bis auf etwa 1500 Meter, dann sind wir in Virginia City. Einst ein blühende Metropole zur Zeit des großen Goldrausches, heute ein wenig so wie Phantasialand in Köln Brühl. In den vielen leicht alten Holzhäusern sind Casinos, Geschäfte, Restaurants, diese Stadt lebt und trotz dem Verfall. Positiv mag sein, dass sie einfacher zu erreichen ist und näher an der nächsten größeren Stadt gelegen ist. Wen man bedenkt, dass Bodie im März noch nicht erreichbar ist, was würde man dort von November bis Mai machen? Das Bodie eine Geisterstadt werden würde, war meiner Meinung nach bereits bei der Gründung vorprogrammiert. Auf dem Weg nach Virginia finden wir dann dieses Schmuckstück 🙂

Hier sieht man sehr schön, dass es kräftig bergauf geht und Virginia City schon recht hoch im Gebirge gelegen ist.

Am Ortseingang scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Wunderbar die Erdtöne, alles leuchtet in goldenem Gelb. Hier kann man sich sehr bildhaft vorstellen, dass es hier mal Gold gegeben haben muss.

In Virginia besuchen wir ein kleines Museum. Es gibt viele Fotos der Minenarbeiter und man bekommt einen guten Einblick in das harte Leben der Menschen hier vor über 150 Jahren. Morgens beim Frühstück haben wir erfahren, dass in Bodie viele Kinder während der langen harten Winter erfroren sind und dass der Friedhof oben in den Bergen ein ganz besonderer Ort sei. In Virginia verschlägt es uns in ein altes Hotel. Der Hauch der Geschichte ist dort noch spürbar. Wenngleich ich denke, dass es damals keine Teppiche gab. Auch sehen die bronze-farbenen Platten der Deckenverkleidung aus wie farbiges Styropor, aber der Gesamteindruck ist durchaus schlüssig.

Nach ein paar Stunden geht es weiter in Richtung Süd-Osten auf den alten Highway 95. Die Landschaft ist typisch für Nevada, um uns herum sind spärlich bewachsene Hügel und an allen Himmelsrichtungen sehen wir verschneite Gebirgsketten. Besonders krass sehen die Berge aus die wir gestern überquert haben. Heute möchte ich dort nicht sein. Mehrmals kommen uns Schneeräumfahrzeuge entgegen. Ob man heute dort oben vielleicht Schneeketten braucht?

Dann ist auf der rechten Seite ein herrlich vergessenes Autokino. Ich halte an und mache ein paar Fotos. Plötzlich reißet die schwere Wolkendecke auf und für einige wenige Augenblicke scheint mir die Sonne ins Gesicht. Ich bin wie elektrisiert und schieße eine Bild nach dem Anderen. Dieser Ort hat für mich etwas magisches.

Auf dem Rück weg halten wir an einem kleinen Generalstore und kaufen uns noch etwa für den Abend. Einige Meter weiter spiegelt sich dann der schwere blaue Gewitterhimmel in diesem wunderbaren See. Ich springe noch einmal aus dem Auto, auch wenn Sandra inzwischen genervt ist und innerlich nur noch mit dem Kopf schüttelt. Die Bilder sehen auf dem Kameradisplay schon gut aus, ich bin gespannt was sie später auf dem Mac hermachen.

Es geht weiter in Richtung Walker. Wir müssen wieder die Grenze von Nevada nach Kalifornien überqueren. Die Polizistin mit den langen lockigen blonden Haaren des Vorabends hat auch heute Dienst. Sie erkennt uns wieder uns winkt uns freundlich zu. Wir sind in Kalifornien. Dann sehen wir am Straßenrand ein großes Rudel mausgrauer Rehe. Eigentlich sieht Sandra sie, sie ist irgendwie darauf geeicht Rehe zu entdecken. Ich hätte sie nicht gesehen, es geht auf die Bremse, Seitenfenster hinunter und gaaaanz langsam rückwärts. Die Rehe schauen nur aufmerksam zu uns hinüber, aber so lange wir nicht aussteigen laufen sie auch nicht weg. Sandra macht ein Bild nach dem Anderen, ich sitze auf der falschen Seite und habe auch keine Kamera griffbereit, schade.

Mit hereinbrechender Dunkelheit treffen wir beim Andruss Motel in Walker ein. Dieses Motel ist wirklich eine kleine Perle und ich verstehe gut, warum die Menschen die dieses Motel im Internet bewertet haben alle 5 Sterne gegeben haben. Es ist einfach schön hier. Die Zimmer sind sauber und gemütlich, es gibt ein praktisch lautlose Gasheizung, einen nicht ratternden Kühlschrank, eine Mikrowelle, Fernsehen mit 500 Kanälen und zwei schöne große Betten. Herz was willst Du mehr?

Morgen wollen wir die rund 100 Kilometer in Richtung Süden zum Monolake. Dort werde ich mal schauen ob wir nicht ein ähnlich nettes Motel finden. Da werden wir dann wohl zwei Tage bleiben. Der Monolake hat viele Facetten und ein Tag ist für die wirklich schönen Fotos sicher viel zu wenig.

Heute ist Montag, Sandra muss am Sonntag in Las Vegas ihre Rückreise antreten, wir haben also noch ein paar Tage.

Aus dem Bauch heraus würde ich sagen wir machen es vielleicht so:

– Dienstag & Mittwoch: Monolake

– Donnerstag & Freitag: Death Valley – Reloaded

– Samstag & Sonntag: Las Vegas 2011

Klingt das nach einem Plan? Na, ich denke schon 🙂

Leider klappt es hier im Motel mit dem Internetzugang via Satellit nicht so recht. Bis heute morgen ging es noch, dann ist es irgendwie ausgefallen. Daher kann ich nur „offline“ bloggen und muss diesen kleinen Artikel noch ein wenig aufheben. Ich bin gespannt wann wir wieder einen Zugang zum Internet finden…

Update um 22h30

Nun scheint es wieder zu klappen mit dem Internet…

Closed due to snow

Etwas schwermütig verlassen wir Mariposa. Gern würde ich mehr Zeit in Yosemite verbringen. Aber heute ist das Wetter wirklich trüb und es ist so schnell auch keine Besserung in Sicht. Abends habe ich noch überlegt ob ich früh morgens zum Sonnenaufgang am Tunnel View in Yosemite sein will. Jetzt bin ich froh, dass ich in Ruhe ausgeschlafen habe und mir die etwa 160 Kilometer gespart habe.

Es geht nach Norden. Da die drei nächsten Pässe alle geschlossen sind müssen wir einen riesigen Umweg fahren. Aber die Strecke entschädigt uns dafür. Es ist landschaftlich wirklich reizvoll und die Kurven lassen uns fast schwindelig werden. Hier mal mit dem Moped entlang düsen, was für ein Traum! Auf einer Anhöhe bietet sich ein grandioser Ausblick auf einen Stausee. Während ich meine Fotos mache kommen zwei Ducatis den Berg hinauf. Was für ein Sound, ich bin neidisch! Noch vier Wochen, dann kann ich auch mal wieder mit dem Moped fahren.

Ein Paradies für Motorradfahrer! Es geht weiter, beim nächsten Stausee muss ich wieder anhalten, zu schön ist die Gegend. Das saftige Grün sieht aus wie das Land der Teletubbies.

Ein Amerikaner erzählt mir, dass der Highway 88 geöffnet ist. Er ist selbst dort her gekommen. Er ist voll des Lobes ob der landschaftlichen Reize dieser Strecke. Es geht weiter. Wir fahren auf dem HWY 49, bis wir schließlich auf den HWY 88 nach rechts abbiegen können. Jetzt geht es nach Osten. Die Straße windet sich langsam aber sicher hinauf ins Gebirge. Der Schnee wird immer höher, irgendwann ist es fast beängstigend. Links und rechts der Straße türmt sich der Schnee viele Meter hoch. Auf einer großen Tafel steht zu lesen „Carry Chains“ – was meinen die damit? Brauchen wir Schneeketten oder sollten wir nur welche dabei haben?

Unseren Dodge haben wir bei 25°C in Las Vegas abgeholt, er hat Sommerreifen! Als wir in Mariposa losgefahren sind, hatten wir etwa 17°C. Zwischendurch ist dann das Thermometer bis auf 20°C geklettert, nun sind es 0°C. Der Wind ist eisig und der Wind wirbelt Schneeflocken durch die Luft. Fast unwirklich die Szenerie. Ich schaue immer mal auf die Tankanzeige, es ist noch Sprit für etwa 200 Kilometer im Tank, das beruhigt! Wirklich viel Infrastruktur gibt es hier oben nicht. Ab und zu passieren wir ein paar Häuschen, mal ein kleines Restaurant. Hier eine Autopanne zu haben wäre nicht witzig.

Aber es geht alles gut. Während des „Abstieges“ in Richtung Nevada bin ich wirklich froh,  dass alles gut gegangen ist. Ich wußte ja, dass wir einen krassen Gebirgszug werden kreuzen müssen, aber dass es auf 2.5000 Meter hinauf geht, das war mir nicht klar.

Später stehen wir dann doch vor einer gesperrten Straße. Die letzten 30 Kilometer hinüber zum HWY395 sind gesperrt, der Schnee liegt zu hoch. Also zurück und nochmals etwa 50 Kilometer Umweg in Kauf nehmen.

Kurze Zeit später dann eine Wolkenhimmel wie ich ihn in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen habe. Wie elektrisiert springe ich aus dem Auto und mache mal ein Foto. Krass sieht das aus!

Am Vorabend habe ich im Internet das Andruss Motel in Waker gefunden. http://www.andrussmotel.com Unser Ziel ist also Walker. Kurz bevor wir dort eintreffen, passieren wir den Topaz Lake. Schön sieht er im Licht der untergehenden Sonne aus. Also schnell anhalten und wieder ein paar Fotos knipsen.

Das Andruss Motel ist nicht weit und wir bekommen Zimmer 9, es kostest 49,99$ plus 5,88$ Steuern. Ich buche gleich zwei Tage. Die Besitzerin ist wirklich supernett. Sie stammt aus Mariposa und will gleich unsere Geschichte wissen. Ich erzähle was wir schon gemacht haben und wohin es noch gehen soll, aber sie hat schlechte Nachrichten für uns. Bodie liegt fast 3.000 Meter (8375 Fuss) hoch und ist daher wegen des vielen Schnees noch geschlossen. Sie schaut extra via Internet nach – aber es stimmt – Bodie ist geschlossen. Ich bin frustriert! Aber ich bekomme einen ganzen Stapel Bücher und Kartenmaterial zu Geisterstädten in die Hand gedrückt. Zwar ist Bodie die schönste aller Geisterstädte, aber es gibt wohl noch ein paar andere die sehenswert und trotz des vielen Schnees erreichbar sind.

Gleich nebenan im „Mountain View Barbeque“ gibt es einen leckeren Texas Burger, dazu homemade Fries und Corona. Was für ein Abschluss für diesen langen Tag.

Im Motel gibt es ein kostenloses offenes WLAN. Warum ist das bei 49,99$ so einfach und bei 340$ in Furnace Creek so schwierig? Ok, das muss man nicht verstehen…

Später finde ich dann dieses hier:

Winter Visits
Bodie is open all year. However, because of the high elevation, it is accessible only by skis, snowshoes or snowmobiles during winter months. Snowmobiles must stay on designated roads in the Bodie Hills. Winter weather is often unpredictable. Sub-zero temperatures, strong winds and white-out conditions are common. Many four wheel drive vehicles with chains get stuck each year in powdery snow. In Spring, mud can be a problem. Local towing services, when available, can be costly.

Wir sollten uns also definitiv etwas anders suchen, schade!

Update am 14.03.2011

Nach langem Warten ist nun endlich auch mein Video zu diesem Tag bei YouTube publiziert. Die Internet-Anbindung via Satellit ist hier wirklich nicht so toll.

 

Leaving Mariposa

Als ich die Augen aufschlage zeigt der Wecker 6h58. Dieses Motel ist gar nicht so verkehrt. Zumindest ich höre hier ausser dem Rattern des Ventilators im Badezimmer so gut wie nichts. Und den Ventilator kann man ja ausschalten. Eine Weile später als ich langsam richtig wach werde schaut mich Sandra vom Nachbarbett aus an, sie ist noch total verschlafen und drückt ihr Gesicht gleich wieder in die Kissen. Gut so, sie muss auch eine echtes Schlafdefizit aufarbeiten.

Um 9h haben wir dann alles zusammen gepackt. Es geht wieder die Straße hinauf zum Frühstück. Der Laden ist heute noch voller als gestern. Wir haben Sonntag, das könnte die Ursache sein, vielleicht liegt es aber auch daran, dass es hier einfach ein richtig gutes Frühstück gibt 🙂 Ich habe großen Appetit auf Blaubeer-Pfannkuchen. Eigentlich gibt es sie nicht, aber ich frage die Kellnerin trotzdem mal. Sie schaut hilfesuchend zum Koch hinüber und sagt „Ok, let me see what I can do vor you.“ 30 Minuten später bekomme ich drei supergute Blueberry-Pancakes und dazu ein große Portion Rührei. Alle Ernährungsberater dieser Welt würden im Angesichts dieser Mahlzeit die Hände über dem Kopf zusammen schlagen, aber es schmeckt mir richtig gut. Und wie sagt es meine Mutter seit über 50 Jahren – Egal, fasten tun wir ab morgen!

Zurück im Motel werden noch schnell die Zähne geputzt und dann geht es wieder los. Mal sehen was und heute in diesem coolen Land so alles erwartet. Ich werde berichten 🙂

Hier habe ich noch ein witziges Foto, das gestern oben am Badger Pass entstanden ist.

Yosemite

Endlich, heute soll es nach Yosemite gehen! Als ich im Frühjahr 2009 meine Reise in die USA geplant habe, ging es an einem Samstag zu Globetrotter in Köln um das Garmin Colorado 300 zu kaufen. Damals habe ich mir auch eine wirklich gute sehr detaillierte Karte zum Yosemite Nationalpark gekauft. Später wurde mir dann klar, dass der Weg von Page am Lake Powell in Arizona nach Yosemite in Kalifornien kein Katzensprung ist. Seit dieser Zeit lag die Karte dann daheim im Bücherregal und hat auf ihre große Stunde gewartet. Darauf wartet sie leider immer noch, denn ich habe sie daheim vergessen! Zu weit weg war der Gedanke jemals nach Yosemite zu kommen. Doch heute war es dann doch so weit!

Nach einem echt guten Western-Frühstück, etwa 3oo Meter die Straße hinauf, geht es dann auf dem Highway 120 in Richtung Yosemite. Abends zuvor habe ich mir alles in Ruhe via Google-Earth angeschaut. Aber diese Straße ist noch viel besser als in der virtuellen Welt. Hier mit dem Moped entlang cruisen, ein echter Traum! Die Straße windet sich über etwa 30 Kilometer zwischen hohen Bergen an einem wunderbaren kleinen Fluss entlang. Es gibt Stromschnellen und zwischen durch ein paar mutige Kajak-Fahrer. Am Eingangshäuschen halte ich kurz meinen 80$ teueren „Annual National Park Pass“ und schon sind wir drin!

Es geht von einem Wasserfall zum anderen. Es liegt noch Schnee und trotzdem haben wir etwa 15°C. Gleich am ersten Wasserfall muss ich mal ein bisschen näher ran, also heißt es an einem Gebirgsbach entlang über dicke Felsbrocken zu kraxeln. Das mit der Nikon P7000 um den Hals und der D300 samt  2.8/18-55mm auf dem Stativ in der rechten Hand. Keine leichte Übung! Zweimal rutsche ich aus, kann mich aber noch fangen und lande nicht zusammen mit allen Kameras im kalten klaren Wasser. Voller Euphorie und reichlich verschwitzt bin ich eine Stunde später wieder am Auto. Wunderbar ist es hier.

Dann geht es weiter. Innerhalb des Tals gabelt sich die Straße und es gib zweispurige „Rundwege“. Rechts darf man schleichen und gucken, links geht es mit 35 mph voran – kein schlechte Lösung. Dann muss Sandra aufs Klo! Aber es gibt nur Plumpsklos und die gehen gar nicht, jedenfalls für Sandra. Schließlich finden wir ins Yosemite Village eine Art Einkaufszentrum mit wirklich vielen Menschen. Die Toiletten sind eigentlich gesperrt, sie müssen dringend gereinigt werden. Aber Sandra kneift die Augen ganz fest zu und ist danach viel entspannter. Wir verfahren uns in dem ganzen Durcheinander. Das Navigationssystem zeigt zwar lauter tolle Straßen, aber es sind Einbahnstraßen oder sie sind für die Öffentlichkeit gesperrt.

Schließlich schaffen wir es doch hinaus. Dann kommt auch schon der nächste Wasserfall. Wir parken das Auto und los geht es.

Sandra ist es am Wasserfall zu kalt, sie geht schon mal wieder zurück zum Auto. Ich habe meine Mühe ein Foto hinzubekommen. Es ist windig, die Kamera wackelt auf dem Stativ und die Gischt schlägt sich auf dem Polfilter vor dem Objektiv nieder. Immer wieder muss die Streulichtblende runter und ich muss den Filter trocken legen. Als die Fotos dann auf der Speicherkarte sind geht es zurück zum Auto. Sandra ist total unterzuckert, sie zeigt mir ihre zitternden Hände. Aber sie hat schon einen Schokoriegel, Salzstangen und Chips an einem Automaten gekauft. Als es wieder besser geht fahren wir weiter. Es geht über den HWY 41 hinauf zum Tunnel View. Auf diesen Aussichtspunkt freue ich mich seit 2009.

Ich komme mir einem jungen Amerikaner ins Gespräche, er will noch eine Stunde warten bis die Schatten länger und das Licht weicher ist. Ich mache ein paar Fotos und danach fahren wir die Straße weiter hinauf. Unten im Tal stand, dass alle Straßen und dieses Passstraße geöffnet seien. Mal sehen, ich würde gern zum Glacier Point fahren. Von dort hat man eine tolle Sicht auf den Half-Dome. Das habe ich mir alles schon bei Panoramio angeschaut. Doch dann landen wir mitten in einem Skigebiet. Der Pass ist zwar offen, aber nicht passierbar! Es geht genau bis hierhin, weiter könnten wir nur mit dem Lift fahren. Diese Straße ist nur von Mai bis November geöffnet! Also kehren wir um und fahren zurück zum Tunnel View.

Da haben sich inzwischen viele viele ambitionierte Fotografen eingefunden. Es ist gar nicht leicht noch einen Platz für mein Stativ zu finden. Aber es klappt dann doch. Ich komme mir einem netten Ehepaar ins Gespräch. Ihm fällt auf, dass ich immer genau 7 Fotos mache und er sieht, wie das Display der Nikon D2x sie der Reihe nach aber mit unterschiedlicher Helligkeit anzeigt. Daraus wird eine Lebhafte Diskussion über HDR und den Fingertrick. Er ist begeistert und will es später auch mal versuchen. Aber für heute hat er seine Kamera an seine Frau abgetreten.

Während rund 50 fotobegeisterte Leute auf das perfekte Abendlicht warten, harrt Sandra im Auto aus. Ihr ist kalt und sie hat Kopfweh. Eigentlich möchte sie zurück ins Motel, in die Badewanne und dann schnell ins Bett. Ich habe ein wirklich schlechtes Gewissen, aber genau hierauf habe ich schon ein paar Jahre gewartet.

Der Abend hält dann nicht das was sich alle erhoffen. Es wird langsam dunkel, einfach so, die Sonne verschwindet hinter den Wolken, eine tolles rotes Glühen von Half Dome und El Capitan gibt es nur in den Köpfen der Fotofreaks. Aber das gehört eben dazu, man kann nicht jeden Tag Glück haben.

Als es kalt und dunkel ist, treten wir den Heimweg an. Mit gefühlter WARP-Geschwindigtkeit geht es über den HWY 120 in Richtung Mariposa. Dort wo 55 Meilen erlaubt sind fahre ich auch 55 Meilen. In der Dunkelheit und in einigen Kurven kommt einem das in unserem schaukelnden „weißen Toastbrot“ ziemlich schnell vor! Aber wir schaffen es um etwa 19h beim Miners Inn in Mariposa zu sein. Es gibt Corona und Burger mit Fritten, genial! Was für ein Tag 🙂

Morgen soll es weitergehen zum Mono Lake. Leider habe ich bei meiner Planung nicht bedacht, dass die meisten Straßen die das Gebirge durchqueren das zwischen und und dem Mono Lake liegt im Winter geschlossen sind. Wir werden als einen Umweg von etwa 170 Meilen in Kauf nehmen müssen. Wir fahren morgen also einfach mal los und schauen wie weit wir kommen. Sind wir müde machen wir es uns am Lake Tahoe für einen Tag gemütlich. Aber mal sehen wie es wird.

Hier ist die Webseite auf der man die aktuellen Straßenzustände abrufen kann.

http://www.dot.ca.gov

Man kann dort dann die Nummer eines Highways eintragen und sieht ob er geöffnet oder geschlossen ist. Sehr praktisch!

Hier sind die Straßenzustände der State Routes die wir nehmen könnten – leider sind sie alle geschlossen 😦

SR 120
[IN THE CENTRAL CALIFORNIA AREA & SIERRA NEVADA]
IS CLOSED FROM CRANE FLAT TO 5 MI WEST OF THE JCT OF US 395 /TIOGA PASS/
(TUOLUMNE, MONO CO) – FOR THE WINTER – MOTORISTS ARE ADVISED TO USE AN
ALTERNATE ROUTE

IS CLOSED FROM 2 MI EAST OF THE JCT OF US 395 TO 6 MI WEST OF THE
JCT OF US 6 (MONO CO) /MONO MILLS RD/ – FOR THE WINTER – MOTORISTS ARE
ADVISED TO USE AN ALTERNATE ROUT

SR 4
[IN THE CENTRAL CALIFORNIA AREA]
IS CLOSED FROM 0.5 MI EAST OF THE JCT OF SR 207 /MT REBA TURNOFF/ TO THE
JCT OF SR 89 /EBBETTS PASS/ (ALPINE CO) – FOR THE WINTER – MOTORISTS ARE
ADVISED TO USE AN ALTERNATE ROUTE

SR 108
[IN THE CENTRAL CALIFORNIA AREA & SIERRA NEVADA]
IS CLOSED FROM 7.2 MI EAST OF STRAWBERRY TO 5.3 MI WEST OF THE
JCT OF US 395 /SONORA PASS/ (TUOLUMNE,MONO CO) – FOR THE WINTER – MOTORISTS
ARE ADVISED TO USE AN ALTERNATE ROUTE

Weiter im Norden könnten wir die SR88 nehmen, sie scheint geöffnet zu sein:

SR 88
[IN THE CENTRAL CALIFORNIA & SIERRA NEVADA]
NO TRAFFIC RESTRICTIONS ARE REPORTED FOR THIS AREA.

Hier habe ich noch den Track des heutigen Tages – einfach Anklicken um das Bild in der nativen Auflösung zu sehen.

Für alle die mal einen Routenflug durch Yosemite machen möchten, habe ich den Track hier als KML-Datei abgelegt.

Unsere Route für morgen wird dann etwa so aussehen: