Teneriffa 2012 – Tag 8

Exkursion in den Norden und zur Milchstraße

Und auch am achten Tag ist alles wie es immer ist. Argwöhnische Blicke beim Frühstück, besonders den Deutschen fällt es hier schwer die anderen Gäste einfach zu ignorieren. Inzwischen kennt man seine „Pappenheimer“. Da ist zum Beispiel der exzentrische Typ mit Halbglatze und akkurat gestyltem langen grauen Backenbart. Er und seine Angetraute sitzen tagtäglich im Abseits, jenseits des Pöbels. Zunächst wird der Tisch reserviert indem man eine Tasche oder etwas auf einem der Stühle neben dem Tisch abstellt. Dann beginnen Sie damit Teller voller Lebensmittel heranzuschleppen. Wirklich fatal wäre es wenn man ein zweites Mal gehen müsste um sich einen Nachschlag zu holen, ein weiteres Mal vorbei an diesen ordinären anderen Gästen. So machen sie es tagtäglich, finden sich gut dabei und bemerken gar nicht wie sie Aufmerksamkeit und Gespräche der anderen Gäste auf sich ziehen. Nach einer Woche beginnt „man“ sich das Maul über sie zu zerreissen. Hier und da werden Spekulationen laut ob es sich um einen Schulleiter handeln könnte. Vielleicht auch ein Oberstudienrat mit Auszeichnung, oder ein Lateinlehrer? Vielleicht auch Physik? Wir Deutschen können leider nicht anders, wie müssen lästern und mutmaßen 🙂

Nachdem alle Frühstücksrituale erfolgreich abgeschlossen sind begeben wir uns zum Parkplatz. Heute ist unser Ziel das kleine Fischerdorf Taganana im Nord-Westen der Insel. Dieser Ort hat es auch meiner Freundin angetan und an der „Strandpromenade“ zwischen Taganana und Benijo gibt es mehrere gute „Fischbuden“. Bereits im letzten Jahr haben wir dort riesige komplette Fische verspeist die frisch vom Grill kamen. Das ist auch heute unser Ziel. Und wir werden nicht enttäuscht. Zum Preis von 42,90 Euro gibt es zwei Shandy (Bier mit Sprite), zwei kleine Schnäpse, einen Espresso, einen Karamell-Pudding, Kanarische Schrumpelkartoffeln (Papa Arugadas), rote Mojo Sauce (Mojo rosso), Aioli, frisches Weißbrot, einen gemischten Salat, Garnelen in kochendem Olivenöl und als Krönung einen kompletten Zackenbarsch. Was für ein Festessen!!!

Taganana mit Nikon D800E

Nach dem üppigen Mahl genießen wir die stürmische Brandung und ich versuche mit meiner Video-Kamera den Moment festzuhalten in dem die gewaltigen Wellen umstürzen und an der oberen Kante der Welle für einen kurzen Augenblick ein leichter Nebel aus feinen Wassertropfen zu sehen ist. Aber es gelingt mir nicht wirklich. Die Kontraste sind extrem und der kleine Chip der Kamera ist nicht in der Lage diese riesigen Unterschiede zwischen hell und dunkel korrekt einzufangen. Ich versuche die Belichtung zu korrigieren, schließe die Blende und verkürze die Belichtungszeit. Jetzt sind die Schaumkronen der Wellen keine undefinierte weiße Fläche mehr sondern sauber akzentuiert. Aber dafür versinkt alles andere in Dunkelheit, fast als würde man das Meer zu nächtlicher Zeit bei Vollmond filmen.

Das ist für mich das einzige Manko dieser kleinen genialen Panasonic HC-X909. Hier ist die Nikon D800E mit ihrem drastisch größerem Chip klar im Vorteil. Aber der D800E fehlt im Videomodus der Sucher. Ist es hell so erkennt man auf dem rückwärtigen Display rein gar nichts. Bei der Panasonic zieht man den Sucher etwas heraus. Damit wird er automatisch aktiviert und man kann selbst bei hellem Sonnenlicht seine Motive sehr gut verfolgen. Gut gefällt mir an der Panasonic auch die Möglichkeit extrem schnell zwischen der „intelligenten Automatik“ und dem manuellen Modus wechseln zu können. Hier reicht ein Druck auf einen der wenigen Knöpfe und schon kann man auf dem Touchdisplay wählen welche Parameter man manuell einstellen möchte. Die Werte lassen sich sogar durch drehen des „Fokus-Ringes“, der eigentlich ein Universal-Einstellring ist, kinderleicht verändern. Kurzum, das Filmen mit dieser Kamera geht einfacher und besser von der Hand als mit der großen sperrigen Nikon D800E. Allerdings muss man mit Einschränkungen beim Dynamikumfang und der Auflösung leben. Aber so ist das im Leben, man kann nicht alles haben 🙂

Nach unserer Videosession geht es weiter bis zum Ende der Sackgasse. Dort erreichen wir das kleine Örtchen Benijo. Hier beginnt eine Off-Road-Piste die sich eng an den Felsen entlang bis zu einem winzigen Örtchen windet das wirklich am „Arsch der Welt“ liegt. Hier gibt es einen Parkplatz und man kann zum Roque de Dento wandern. Eines der vielen Wahrzeichen Teneriffas und der Felsbrocken der den Blick vom Strand bei Taganana in Richtung Norden ganz entscheidend prägt.

Taganana mit Nikon D800E

Die Straße ist eng und holprig. Kommt einem hier ein Auto entgegen so muss eines der beiden Fahrzeuge ggfs. 100 Meter und weiter zurück setzen. Leitplanken gibt es nicht und Sandra kriegt die totale Krise. Als ich schließlich erwähne, dass ich mir vorstellen könnte hier den Sonnenuntergang abzuwarten und den genialen Blick hinüber nach Taganana fotografisch festzuhalten, ist sie kurz vor der Panik. Bloß nicht noch im Dunkeln diese „Straße“ zurück fahren!!! Ok, es gibt keine Fotos, keine Videoschnipsel, wir drehen einfach um fahren zurück nach Taganana. Zwischendurch rutscht ein etwa 20cm dicker Felsbrocken vor das linke Hinterrad. Das Auto bleibt kurz stehen, die Räder drehen durch und mit einem deutlichen „Hoppla“ geht es nach einem Augenblick weiter. Nun ist es bei Sandra ganz vorbei. Ich soll anzahlten, sie will aussteigen und den Rest des Weges zu Fuß gehen. Ich fahre langsam im ersten Gang weiter und mit den Metern legt sich die Panikattacke. Als wir wieder „festen Boden“ unter den Reifen spüren sind wir beide erleichtert. Manche Straßen sind hier auf Teneriffa ein echtes Abenteuer 🙂

Ohne viele Umschweife geht es zurück zum Hotel. Dort schauen wir uns den Tatort im ARD an. Danach wird bei Günther Jauch über Zwangsprostitution mit Minderjährigen diskutiert. Irgendwann höre ich nicht mehr zu weil ich mich frage warum man das überhaupt diskutieren muss? Es gehört bestraft und ist so ziemlich das Fieseste was ich mir denken kann. Aber in Italien soll es ja sogar mal einen Staatschef gegeben haben der sich junge Mädchen zum „Bunga Bunga“ kommen ließ. Was für eine fiese Welt…

Die Milchstraße

So gegen 23h breche ich dann wieder auf. Heute will ich endlich mal die Milchstraße sehen! Die Bedingungen sind grandios. Der Himmel ist wolkenlos, es ist klar und der zunehmende Mond versteckt sich noch auf der anderen Seite der Erde. Also los…

Im Gepäck ist alles was beim letzten Anlauf auch schon dabei war. Es geht wieder einmal die 100.000 Kurven über La Orotava hinauf zum Teide. Auf dem neuen USB-Stick haben ich drei Alben der „Supergroup“ Chickenfoot. Der Motor heult und die krachigen Girattenriffs versuchen ihn zu übertönen. Es gibt Momente im Leben eines Mannes die kann man einfach nur allein genießen!

Nikon D800E - HowTo Timelapse

Nach etwa 90 Minuten bin ich um ca. 0:30 am Parador oben in den Canadas del Teide. Hier ist ein staatlich geführtes Hotel, es gibt eine nette kleine Kapelle und einen großen Busparkplatz auf dem man nachts nur selten stolpert. Ich parke meinen Opel Astra in der Nähe der kleinen Kapelle, so habe ich sie und den Gipfel des höchsten Berges der Spanier gleichzeitig im Blick. Die Nikon D800E wird mit dem SAMYANG 2.8/15mm bestückt. An die Nikon D7000 montiere ich das „kleine Schwarze“ – das AF-D 2.8/10.5mm Fisheye. Bei beiden Kameras stelle ich ISO-1600 ein, die Blende wird jeweils vollständig geöffnet, beide Objektive haben einen definierten Anschlag für „unendlich“. Das ist nachts extrem praktisch denn der Autofokus funktioniert dann nicht. Und bei den schönen modernen AF-S Objektiven hat man keinen exakten Anschlag für „unendlich“ mehr. Hier passiert es schnell, dass man hunderte Fotos aufnimmt, sich die halbe Nacht lang neben den Kameras im Auto den Arsch abfriert und Später bei der Video-Bearbeitung feststellen muss, das alles unscharf ist. Wer will das schon?

Bei ISO-1600 und Blende 2.8 liefern Belichtungszeiten zwischen 10 und 30 Sekunden meist recht ansprechende Ergebnisse. Bei der D800E kann man durchaus auch bei ISO-800 mit 30s fotografieren. Allerdings dauert dann die ggfs. aktivierte Rauschunterdrückung etwa weitere 30s. So kann man nicht kontinuierlich fotografieren, sondern muss sich mit Intervallen von etwa 60s abfinden. Ich nehme jeweils 100 Bilder auf. Bei 25 Bildern/Sekunde sind das später Sequenzen die 4 Sekunden lang sind. Reduziert man bei der Videobearbeitung das Tempo etwas, so kann man sie ohne dass es „ruckt“ auf etwa 6 Sekunden strecken.

Nikon D800E - HowTo Timelapse

Während meine beiden Kameras unterschiedliche Motive um die Wette knipsen fällt das Thermometer von Stunde zu Stunde. Um etwa 3h zeigt es noch eisige 4°C. Ich sitze in meinem Auto und bibbere vor Kälte. Den Motor will ich auch nicht stundenlang laufen lassen, denn dieser Opel schaltet dann automatisch das Standlicht ein. Das beleuchtet die Umgebung und sieht später nicht wirklich gut aus. Also beschließe ich um etwa 3h am Morgen, dass es jetzt genug ist. Es geht zurück zum Hotel. Der Heimweg über menschenleere Straßen ist heute noch ganz so heftig wie beim letzten Mal. Ich lasse es ruhig angehen, schließlich bin ich hundemüde und ich will auch keines der vielen Kaninchen überfahren. Um kurz vor 5h geht im Hotel dann gar nichts mehr. Nur schnell die Zähne putzen und dann schlafen… Sandra will ich nicht stören, so lege ich mich so wie ich bin auf das Sofa. Eine Kuscheldecke gibt es dort noch. Als Sandra mich um 8h30 weckt bin ich noch immer ziemlich durchgefroren. Aber ich habe Hunger und freue mich auf das leckere Frühstück in der wärmenden Morgensonne.

Nikon D800E - HowTo Timelapse

Später wird die „Beute der Nacht“ gesichtet und ich bin wirklich überrascht wie gut diese beiden Kameras bei hohen ISO-Werten und wenig Licht funktionieren. Auch sind gar nicht die befürchteten Datenmengen zusammen gekommen. Dadurch, dass man nur alle 60 Sekunden ein Bild schießen kann, gibt es eine „natürliche Obergrenze“. Ich habe in dieser Nacht Bildmaterial im Umfang von etwa 16GB eingesammelt. Das ist harmlos 🙂

Tipp

Mit einer dieser modernen leistungsfähigen LED-Taschenlampen lassen sich nächtliche Szenerien ganz wunderbar ausleuchten!

Fazit

Rückblickend war es eine der schönsten Erfahrungen meines Lebens. Eine so klare Nacht mit so unglaublich vielen Sternen habe ich mir schon seit vielen Jahren gewünscht. Früher dachte ich, dass man ein Teleobjektiv braucht um ein Foto der Milchstraße aufnehmen zu können. Ich dachte es sei eine kleine Formation irgendwo zwischen dem „Kleinen Wagen“ und dem „Großen Wagen“. Aber weit gefehlt, die Milchstraße erstreckt sich wie ein gewaltiges Band von einem Ende des Himmels zum gegenüberliegenden Ende. Wollte man sie in einem Foto aufnehmen, so bräuchte man ein Objektiv mit einem Blickwinkel von etwa 180°. Mit meinem 10.5mm Fisheye liege ich da also gar nicht so verkehrt. Doch man muss ich auch gut aussuchen wo und wie man die Kamera aufstellt. In den Canadas del Teide kann man die Kamera sauber gen Himmel richten und hat an den Bildrändern  doch immer wieder Teile der umgebenden Berge auf dem Bild. Wenn man diese Berge also schon nicht weg bekommt, dann sollte man sie eben in die Fotos einbeziehen. Für mich hat das dann seinen ganz besonderen Reiz. Erst wenn man die Sterne der Milchstraße am höchsten Berg Spaniens vorbeiziehen sieht bekommt der Betrachter einen Eindruck der Dimensionen und der eigentlichen Bewegung.

Nikon D800E - HowTo Timelapse

Es würde mich sehr reizen die nächtliche Fotografie intensiver zu betreiben. Aber dann bräuchte man eigentlich auch einen „Slider“ und noch ein weiteres Stativ. Nur so gelingen dynamische Kamerafahrten im Schneckentempo. Aber wie soll man all das transportieren und wie soll ich meiner Freundin erklären, dass wir gemeinsam verreisen ich aber nachts immer weg bin und tagsüber müde durch die Gegend schleiche oder gar schlafend im Bett liege? Es wird also vorerst meine letzte Nacht im Gebirge bleiben müssen. In den kommenden Tagen möchte ich noch zum Sonnenaufgang die eine oder andere Tour ins Gebirge unternehmen. Aber dabei wird es dann auch bleiben.

Das größte Problem sind hier im Dezember die kalten Nächte im Gebirge auf mehr als 2200 Metern. Im Hochsommer ist es 5 bis 10°C wärmer. Wer hier im Dezember die Sterne beobachten will sollte sich warme Winterkleidung mitnehmen.

Zum Abschluss hier noch zwei Bilder aus der kleinen aber feinen Nikon D7000.

Nikon D7000 - HowTo Timelapse

Nikon D7000 - HowTo Timelapse

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