Teneriffa 2012 – Tag 13

Best Canarian Sunset (ever)

Die Tage hier auf Teneriffa sind gezählt. Nicht mehr lang und das fiese nasskalte deutsche Schmuddelwetter hat uns zurück. Die letzten Stunden sind damit umso wertvoller und heute wollen wir es uns so richtig schön machen.

Canarian Sunset - Nikon D800E - Tenerife - Teneriffa

Nach dem Frühstück geht es in Richtung Westen zum niedlichen Örtchen Garachico. Dort waren wir schon oft und Sandra liebt diesen wunderbaren kleinen Ort. Unter einem Strohdach mit Blick auf das Meer und die Naturschwimmbäder gibt es Seezunge auf „Kanarische Art“. Das heißt, dass die Seezunge in roter Mojo-Sauce und Gemüse serviert wird. Dazu gibt es die typischen in Meerwasser gekochten kleinen Schrumpel-Kartoffeln – ein Göttermahl. Wäre da nicht direkt vor uns dieses unmögliche deutsche Pärchen. Sie bemühen sich nicht einmal die jungen adretten Kellner auf Spanisch zu begrüßen. Statt dessen texten sie die jungen Männer auf Deutsch zu und mischen ein paar deplatzierte Vokabeln darunter welche sie der englischen Sprache zu entnehmen glauben. Nichts ist richtig wie es ist. Immer wenn der Keller neben ihm steht versucht er witzig zu sein und tätschelt den linken Unterarm des Kellners. Er ringt sich Sätze raus wie „You are a jokey man!“ Der Kellner versteht gar nichts und versucht auch diesen überspannten Gast professionell zu bedienen. Der Weißwein ist zu warm, sie bestellen sich Eiswürfel. Der Kellner versteht nicht was sie wollen. Da versucht sie zu übersetzen: „Ice on the rocks“ – keine Ahnung was sie sich dabei gedacht hat, aber Kellner scheint verstanden zu haben und kurze Zeit später steht ein Glas mit einer Zange und einigen Eiswürfeln auf dem Tisch.

Dann wird ihre Seezunge serviert. Sie ist auf einer ovalen Platte angerichtet, das passt ihnen nicht, es geht wieder los, sie versuchen zwei Teller zu bestellen. Als die Teller auf dem Tisch sind will er frischen Pfeffer. Der Kellner kennt das Wort „Pfeffer“ nicht. Daraufhin macht er eine Handbewegung die ein wenig daran erinnert als würde er mit einer Pfeffermühle hantieren. Der Kellner versteht diesen Brauch nicht, es ist hier auch höchst unüblich. „Boah eh der Fisch ist ja voll trocken…“ Nun schmeckt es ihnen nicht. Er trinkt Weißwein mit Eis und im Wechsel eine Pepsi. Dann ein Stück Seezunge, viel zu trocken… Als die Teller leer sind fragt der Kellner ob es ihnen geschmeckt hat. „No, es war nicht so gut, but that is our problem…“ Der Kellner versteht nur Bahnhof, dann ordert der Typ einen weiteren Liter Weißwein und einen Espresso. Der Kellner kennt versteht wieder nichts. Der Typ zeigt mit dem Finger auf die Eichmakierung der Weinkaraffe. Ok, er nickt und bringt eine neue Karaffe und gleich ein Glas mit Eiswürfeln dazu. Irgendwann kommt die nächste Karaffe die beiden haben jetzt den dritten Stuhl herangezogen, die Schuhe ausgezogen und ihre Käsefüße auf dem freien Stuhl gebettet. Nun beginnt er seine Zunge tief in ihren Hals zu stecken. Sandra kriegt langsam die Krise und ist kurz davor ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Aber wird sind im Gegensatz zu diesem Typen gut erzogen, ordern auf Spanisch die Rechnung, geben ein großzügiges Trinkgeld und sagen dem wirklich souveränen jungen Kellner, dass es uns ganz ausgezeichnet geschmeckt hat. Er lächelt und verabschiedet uns bevor er sich wieder seinem „Traumpärchen“ widmet.

Sandra schnappt sich eine warme Jacke, ihren Rucksack und ihren Kindle. Während ich mich auf den Weg zum westlichsten Zipfel der Insel mache hängt sie ihre Füße in eines der Meerwasserbecken, fotografiert Krebse, geht spazieren und genießt den Tag. Auf dem Weg zum Punta de Teno zeigt das Thermometer in meinem Mietwagen zunächst 32°C, das Auto hat eine Weile in der Sonne gestanden.

Canarian Sunset - Nikon D800E - Tenerife - Teneriffa

Als ich am Punta de Teno eintreffe zeigt es noch lässige 25°C, so kann man es aushalten. Ich packe meine Sachen und will gerade los als ein Wanderer auf mich zukommt und sich etwas in den Bart murmelt das Spanisch klingt. „Mi no habla esganol, do you speak englisch?“ „Yes I do!“ Der Akzent kommt mir bekannt vor „Where are you from?“ Er entgegnet: „I‘m from germany!“ Ich: „Na prima, dann können wir auch Deutsch sprechen…“ Nach einer kurzen Runde Smalltalk geht es den Berg hinauf. Als ich fast an meinem Fotospot bin fällt mir auf, dass ich mein Portemonnaie mit fast 1.000 Euro Bargeld und mein Telefon auf dem Beifahrersitz vergessen habe. Ich lasse die beiden Stative mit samt Nikon D800E und Panasonic  Videokamera neben meinem Rucksack zurück und haste schnell den Berg hinab zum Auto. Dort angekommen greife ich mir schnell das Handy und meine Geldbörse und laufe den Berg wieder hinauf. Ich bin nass geschwitzt und aus dem Augenwinkel kann ich sehen, dass ich für den Sonnenuntergang schon fast zu spät bin. Einige Meter unterhalb der Stelle an der ich vor wenigen Minuten meine gesamte Fotoausrüstung abgestellt habe stehen plötzlich mitten in der Einöde zwischen den Kakteen zwei Wanderer. „Hallo Hallo“ entgegne ich und sie sagen „Sind das Ihre Kameras!“ „Ja das sind sie!“ „Oh schade, wir hatten uns gerade schon überlegt, dass wir sie mitnehmen könnten. Das wird dann ja wohl nichts!“ „Nein, die muss ich leider behalten :-)“ Die beiden grinsen und machen sich an den Abstieg.

Ich bin zwar noch nicht an der Stelle die ich mir eigentlich ausgeguckt habe, aber wenn ich jetzt noch dorthin laufe, habe ich das Schauspiel verpasst. Also stelle ich die Video-Kamera auf, aktiviere den Zeitraffer mit einem Intervall von 1s und krabble mit der D800E mehreren Objektiven und dem großen Stativ den Berg hinauf. Etwa einhundert Höhenmeter weiter oben ist der Blick auf den Leuchtturm und La Gomera fast grenzenlos gut. Die Kamera wird aufgestellt und die Show beginnt. Der Spiegel klappert und ich knipse Bild um Bild. Irgendwann fällt mir auf, dass die Videosequenzen die ich zwischen den Fotos mit der D800E aufnehme etwas flackern. Das liegt daran, dass die Zeitautomatik mit Blendenvorwahl aktiviert ist. Also aktiviere ich die „Manuelle Belichtungseinstellung“, nun ändert die D800E während sie filmt weder Zeit, noch Blende oder ISO-Empfindlichkeit. Das ist super, so sollte man es eigentlich IMMER machen. Nichts sieht blöder aus als wenn eine Video-Sequenz einen Helligkeitssprung hat weil der Belichtungsmesser „denkt“ mal wieder etwas arbeiten zu müssen.

Canarian Sunset - Nikon D800E - Tenerife - Teneriffa

Nach der kurzen Videosequenz fotografiere ich einige Belichtungsreichen. Erst sehr spät stelle ich fest, dass eigentlich nur das letzte Bild der Serien korrekt belichtet ist, alles andere ist viel zu dunkel. Was ist jetzt los? Die Antwort ist schnell gefunden, ich habe vergessen von M auf A zurückzustellen. Das ist ärgerlich, aber der beste Teil der Show bricht gerade erst an. Also klappere ich wieder mit dem Spiegel. Alles ist gut, bis ich wieder eine kurze Videosequenz aufnehme. Schnell von A nach M wechseln, so geht das hin und her und ich vergesse im Eifer des Gefechtes mal wieder den Wechsel was erneut zu 16 total unterbelichteten Fotos führt. Mir geht durch den Kopf, dass ich das in meinem Testvideo zur D800E unbedingt erwähnen sollte.

Es ist schon eine geniale Kamera die vieles ganz toll und echt geschickt macht. Wie sie automatisch das Display beleuchtet während man Sterne fotografiert und es ausschaltet sobald der Verschluss geöffnet ist und viele andere sehr gut durchdachte nette Kleinigkeiten, das ist schon schick. Was aber echt stört ist, dass man beim Wechsel von Photo zu Video die gleichen Einstellungen verwendet. Das sollte man trennen können, möglichst „vollautomatisch“. Eine Einstellung für Video und eine für Fotos, das wäre perfekt. Erst gestern habe ich einige Bilder mit Infrarotfilter gemacht und zum Zwecke der Kontrolle die D800E in den Schwarz-Weiß-Modus gebracht. So kann man sehr gut abschätzen wie das Ergebnis der RAW-Konvertierung aussehen wird. Sind die Schwarz-Weiß-Bilder auf dem Display gruselig, so wird man auch mit einer  aufwändigen RAW-Konvertierung eine tollen Infrarot-Bilder erstellen können. Unmittelbar nach den Infrarot-Fotos habe ich einige Videosequenzen gefilmt und Ihr könnt es Euch schon denken, die sind jetzt in Schwarz-Weiß! Ok, sie sehen schon gut aus, mit simuliertem Rot-Filter und krassen Kontrasten, das ist schon ok, aber es ist nicht das was ich mir gedacht habe. Und wegen des hellen Umgebungslichts ist es mir beim Filmen nicht aufgefallen. Sind die Farben beim Filmen erst einmal weg, so sind sie weg und kommen auch nicht wieder zurück. Mir war es egal, es waren nur ein paar Sekunden, aber es könnte auch mal schwer ins Auge gehen!

Canarian Sunset - Nikon D800E - Tenerife - Teneriffa

Wer mit der D800E filmt sollte unbedingt auch bedenken, dass Einstellungen wie Farbsättigung, Schärfe, Active-Delithing usw. auch auf die Videos und umgekehrt auf die Fotos angewendet werden! Wer wie ich ich grundsätzlich im RAW-Modus fotografiert, den wird das nicht weiter schocken, denn diese ganzen Einstellungen sind bei Fotos reversibel, können also jederzeit wieder geändert werden, es sind eben RAW-Bilder! Bei Videos ist das anders. Was hier mit falschen Einstellungen gefilmt wird kann später nur mit sehr großen Einschränkungen modifiziert werden. Hier würde ich mir für die Nikon D900 eine Erweiterung der Software wünschen!

Als die Show vorbei ist packe ich meine Kamera ein und mache mich auf den Rückweg. Dabei leistet mir auf dem steilen Weg zwischen losem Geröll meine kleine LED-Taschenlampe erneut wirklich gute Dienste. Dieses kleine Ding ist einfach großartig! Und ich finde nach kurzer Suche in der Dunkelheit sogar meine Videokamera – Yeah! Bei der Suche bin ich froh, dass ich ihre Stelle auf dem kleinen Weg markiert habe. So war es wirklich einfach sie auf dem Rückweg „aufzuspüren“. Später im Hotel muss ich dann leider feststellen, dass sie im Zeitraffermodus den schönsten Teil der Show nicht aufgezeichnet hat weil die Batterie nicht mehr genug Energie liefern konnte. Das ist schade aber keine Katastrophe, denn ich hatte das schon befürchtet und habe daher mit der D800E die kleinen Videosequenzen aufgezeichnet. Merke: Wenn man mit einer Videokamera unterwegs ist sollte man immer einen zweiten Akku dabei haben! Ich hatte einen schönen großen voll geladenen zweiten Akku dabei, leider in meinem Rucksack und nicht in der Kamera 😦

Canarian Sunset - Nikon D800E - Tenerife - Teneriffa

Ich mache mich auf den Rückweg. Als ich Sandra anrufen will muss ich feststellen, dass es hier keinen Handy-Empfang gibt. Als ich Sandra dann gut gelaunt einsammeln kann bin ich sehr froh, dass sie auch einen netten Nachmittag in Garachico verbracht hat.

Zum Abschluss gönnen wir uns noch ein kleines Abendessen im Monasterio in Los Realejos und sind später im Hotel wirklich froh, dass wir noch etwas auf dem Sofa abhängen können. Was für eine schöne Reise!

Morgen werde ich versuchen mich halbwegs früh aus dem Bett zu quälen und pünktlich zur Öffnung der Seilbahn oben am Pico del Teide zu sein. Dort will ich mich mit Ashraf aus München treffen. Wir kennen uns via Facebook und wollen hier mal synchron mit den Spiegel klappern. Die Fotos dazu bekommt Ihr dann morgen zu sehen. Gute Nacht 🙂

2 Antworten auf „Teneriffa 2012 – Tag 13

  1. Man könnte fast ein wenig neidisch werden…auch heute wieder super schöne Bilder und deine Kommentare zu den „typischen“Deutschen lassen mich echt grinsen.

    Weiterhin noch viele Spass und kommt gut nach Hause.

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