Teneriffa 2012 – Tag 4

Faulenzen im Hotel

Nachdem die fotografische Ausbeute der kleinen Expedition ins Anaga-Gebirge wider Erwarten gar nicht so schlecht ausgefallen ist, beschließe ich nach dem Frühstück es heute ganz ruhig angehen zu lassen. In der Lobby klappt es mit dem WLAN recht gut. Also publiziere ich dort meinen BLOG-Artikel des Vortages. Danach werden noch ein paar E-Mails beantwortet und ein wenig die Kollegen via Facebook geärgert. Sie sitzen im kalten Deutschland in ihren Büros und müssen schlaue Sachen programmieren während ich hier in Afrika faulenzen kann 🙂 Ok ok, ganz ernst gemeint sind meine kleinen Sticheleien nicht, schließlich war ich das ganze Jahr über durchgehend im Büro und genieße nun abgesehen von den wenigen Tagen in der Schweiz die ersten Urlaubstage.

Während ich mich mit meinem Notebook beschäftige, fällt einem der anderen Gäste mein wahrscheinlich zufrieden grinsender Gesichtsausdruck auf. Er selbst ist alles andere als zufrieden denn auch er hat Probleme mit der WLAN-Verbindung. Wir kommen ins Gespräch und verabreden uns prompt zum gemeinsamen Abendessen auf der Finca San Juan am kommenden Samstag. Vorgestern haben wir dort mit Chefkoch Tomy klar gemacht, dass er für uns ein leckeres Gericht mit mehreren Gängen bereitet. Die Krönung soll ein Rehrücken sein, wenn er ihn irgendwo in guter Qualität kaufen kann. Falls nicht gibt es Wildschwein oder Hirsch, warten wir es mal ab…

Zur Auflockerung des Textes habe ich hier für Euch ein paar Archivbilder eingefügt 🙂 (Alle Bilder wie immer 1000 Pixel breit oder hoch, ggfs. in separatem TAB öffnen)

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Während wir quatschen und quatschen ist meine Freundin Sandra schon eine ganz Weile allein in der Stadt unterwegs. Sie ist zu Fuß den Berg hinabgelaufen und jetzt schon seit mehreren Stunden unterwegs. Irgendwie tut es mir leid, da sind wir zusammen im Urlaub und es geht dann doch jeder seine eigenen Wege. Also rufe ich sie mal an und siehe da, sie sitzt glücklich und zufrieden am Plaza de Charco. Eine halbe Stunde später hole ich sie unten am Playa Chardín ab. Gemeinsam geht es zum Restaurant „Bar La Terazza“ nahe der Siedlung „Romantica II“ in Los Realejos. Meine Lieblingsruine das „Casa de Dios“ oder auch „Hamilton Haus“ liegt etwas unterhalb und so können wir einen kleinen Nachmittagssnack mit einigen netten Video-Sequenzen kombinieren 🙂

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Am Restaurant angekommen ist es tatsächlich geöffnet, Ruhetag ist am Montag. Wir sind nicht schlecht erstaunt als wir feststellen, dass die Betreiber vor etwa 10 Wochen gewechselt haben. Die Lage ist gut und die Aussicht ein Traum, aber es ist eben „Los Realejos“. Wer kennt das schon und verirrt sich hier hin außer ein paar eingefleischten Teneriffa-Fans? Mir zeigt dies, dass es nicht so einfach ist hier zu leben und vor allem zu „überleben“. Wer eine dicke Rente hat und hierher vor dem fiesen deutschen Winter fliehen kann, für den ist das alles kein Problem. Aber die Menschen die ich in den vielen Jahren die ich nun immer wieder diese Insel besuche kennen lernen durfte haben es nicht leicht. Auf Teneriffa ist niemand der ruft „Hey die Deutschen sind da, endlich!!“ Das ruft wirklich niemand und wer drauf hofft hier ein leichtes tolles Leben zu führen und es mit ein paar Wandertagen mit rüstigen reichen Rentnern finanzieren zu können, der wird sehr schnell desillusioniert wieder abreisen. Auf Teneriffa zu leben und hier mit ehrlicher Arbeit sein Geld zu verdienen ist viel schwieriger als man sich das denkt. Lang ist die Liste der Deutschen die hier ihr Glück gesucht haben und letztlich gescheitert sind. Wer hier leben und arbeiten will der muss sich auf kleine Löhne, sparsame Rentner, eine hohe Arbeitslosigkeit und ein einfaches Leben ohne „Saus und Braus“ einstellen.

Wer hier glaubt mit einem kleinen Restaurant gut über die Runden zu kommen, der muss viel bieten. Neben gutem Essen und perfektem Service muss man sehr gut Spanisch sprechen, einen ausgeprägten Sinn für‘s Geschäft haben und sich mit den örtlichen Gegebenheiten arrangieren. Wer hier unauffällig ist kann hier gut Leben. Deutschen Zuwanderern die hier mit pfiffigen Ideen Geschäfte ankurbeln die bestehende einheimische Geschäfte alt aussehen lassen, werden früher oder später mit der Brandschutz-Versicherung klären müssen wie und warum das so gut laufende Geschäft nieder gebrannt ist. Keine Seltenheit und leider die traurige Wahrheit.

Nach unserer kleinen Video-Session am Casa de Dios geht es zurück zum Hotel. Während Sandra die müden Füße kühlt bin ich mit meiner Video-Kamera draußen auf dem Hügel vor dem Hotel. Der Sonnenuntergang bringt die Wolken zum Leuchten, dass es eine Freude ist. Leider sind wir im Norden der Insel und so bekommt man hier bei Zimmern mit Meerblick weder einen Sonnenaufgang noch einen Sonnenuntergang zu sehen. Was man sieht sie die „Ausläufer“ dieser kostenlosen alltäglichen Showveranstaltung. Meist muss man sich mit dem bunt gefärbten Wolkenhimmel zufrieden geben. Will man einen echt „geilen Sonnenuntergang“ fotografieren, so braucht man neben Glück auch einen geeigneten Standort. Den findet man bspw. in Mesa del Mar oder im Gebiet beim Punta de de Teno. Auch oben im Gebirge gibt es viele Stellen für einzigartige abendliche Fotos, sehr gut ist auch die Gegend rund um Teno Alto geeignet.

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Alle Frühaufsteher sind an der östlichen Küste gut bedient. Wer wie wir immer im grünen Norden der Insel wohnt muss noch früher aufstehen und beispielsweise hoch auf den Pico del Teide, zum kleinen Gala oder ins Anaga-Gebirge fahren. Meist ist man eine Stunde und länger unterwegs. So sollte man sich am Vortag alles anschauen und genau wohin es denn gehen soll.

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In den nächsten drei Tagen haben wir Neumond. Das heißt, dass der nächtliche Himmel sehr dunkel sein wird. Dies sind gute Bedingungen für Fotos der Milchstraße. Mein aktueller Plan ist, in den nächsten 2-3 Tagen zu nächtlicher Stunde hoch oben in 2.500 Metern Höhe mit meiner Nikon D7000 und dem 10,5mm Fisheye einige Zeitraffer-Aufnahmen zu fotografieren. Ich bin sehr gespannt darauf wie sich der Himmel zeigen wird und ob die Wettergötter Mitleid mit mir haben und alle Wolken nach Tunesien oder sonst wohin schieben werden. Aber warten wir es mal ab, Ihr bekommt es hier zu sehen 🙂

Hier noch ein kleiner Vorgeschmack mit Bildern die während der letzten Reisen hoch oben im Gebirge entstanden sind.

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2 Antworten auf „Teneriffa 2012 – Tag 4

  1. Kann mir schon vorstellen, dass es hier Auswanderer nicht leicht haben. Ich denke aber auch, dass es sich viele Leute zu einfach vorstellen und dann natürlich scheitern.

    Interessant war, dass in der Strandbar bei unserem Hotel, die wir regelmäßig besuchten, alle kellner, bis auf einen, aus Südamerika stammten. Das „Einzugsgebiet“ durch Fremde auf Teneriffa dürfte wohl sehr groß sein.

    lg Gabi

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